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Zwei Top-Güter geben Heilbronner Weindorf-Stand auf

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Das Traditionsfest kehrt im September nach zwei coronabedingten Pausen ans Rathaus zurück. Doch der Ausstieg von Beschickern wirft Fragen auf. Zwei Heilbronner Prädikatsweingüter wollen ihren Gemeinschaftsstand in der Lohtorstraße aufgeben.

Der Drautz-Able-Stand, in den 2014 Kistenmacher-Hengerer einstieg, zog auch Prominente an, nicht zuletzt durch den einstigen Patron Richard Drautz.
Der Drautz-Able-Stand, in den 2014 Kistenmacher-Hengerer einstieg, zog auch Prominente an, nicht zuletzt durch den einstigen Patron Richard Drautz.  Foto: Archiv/Dirks

An diesem Dienstag wollen Wengerter, Gastronomen und Heilbronn Marketing GmbH (HMG) die Weichen fürs Heilbronner Weindorf 2022 stellen, was gar nicht so einfach ist: wegen Corona-Unsicherheiten, aber auch wegen anderer Rahmenbedingungen. Der Termin ist gesetzt, 8. bis 18. September, die Standortfrage seit Februar geklärt.

Nachdem es 2020 und 2021 coronabedingte "Auslesen" mit dezentralen Events gegeben hatte, wird der größte Weinreigen der Region wieder an seinem Stammplatz stattfinden: rund ums Rathaus. Laut Steffen Schoch, Chef der Heilbronn Marketing GmbH, geht es beim Treffen der 30 Stand-Vertreter vor allem um Finanzierungsfragen, also auch um Sparpotenziale bei Aufbauten oder etwa im Programm. Zudem stellt sich sogar die Nachfolgefrage für vier frei werdende Stände.

 


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Lücken an vier Stellen

Wie die Stimme im Vorfeld der Sitzung erfahren hat, werden die Prädikatsweingüter Drautz-Able und Kistenmacher-Hengerer ihren Gemeinschaftsstand in der Lohtorstraße aufgeben. Sie wollen aber weiterhin im Wein-Villa-Häuschen vertreten sein, aber nur mit ein, zwei Tropfen, so wie die 14 anderen Kollegen.

Außerdem verabschieden sich das RBS Food Team, Imbiss-Söllner und Süßwaren-Olnhausen. Aus freien Stücken ausgestiegen waren in den vergangenen Jahren nur zwei Top-Beschicker: das Weingut des Fürsten zu Hohenlohe-Oehringen und der Leingartener Koch Uwe Straub, - weil sich das Fest für sie nicht rentiert habe. Ähnlich sieht es nun bei Drautz und Hengerer aus.

 


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Doppelbelastung Fest und Lese

Markus Drautz ist Chef der Württemberger Prädikatsweingüter.
Markus Drautz ist Chef der Württemberger Prädikatsweingüter.  Foto: Archiv/Seidel

"Einen eigenen Stand bekommen wir von der Man-Power einfach nicht mehr hin", so Markus Drautz auf Stimme-Anfrage. "Nach 47 Jahren schmerzt das natürlich sehr", gibt der 40-jährige Oenologe zu. Seine nach wie vor schwer aktive Mutter Monika und der 2014 plötzlich gestorbene Vater Richard Drautz, er war auch Politiker, hatten dem Stand in den Hochzeiten des Weindorfs Kultstatus verliehen.

Kernproblem vieler Winzer: Die Traubenlese beginnt im Zuge der Klimawandels inzwischen nicht erst nach, sondern oft schon vor dem Weindorf. Gerade für Familienbetriebe sei diese Doppelbelastung nur schwer zu schultern, sagt Drautz. "Meine Mutter, meine Frau, ich, wir sind gerade mal zu dritt. Die Schwiegereltern können nicht mehr so. Und unsere kleine Henriette ist uns halt auch wichtig." Verschärft habe sich die Situation durch den Fachkräftemangel, im Prinzip aber durch die insgesamt - nicht nur coronabedingt - angespannte wirtschaftliche Lage. "Wir müssen mit den Kosten runter", so Drautz. Gleichzeitig mache das Weindorf zusammen mit dem Wengertfest am Wartberg, das 2022 nach zwei Pandemie-Pausen vom 10. bis 13. August wieder stattfindet, nur zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Standplätze von unterschiedlicher Qualität

Hans Hengerer führt eines der besten Güter in Württemberg.
Hans Hengerer führt eines der besten Güter in Württemberg.  Foto: Archiv/Veigel

"Bei uns ist das in etwa die gleiche Geschichte", sagt Hans Hengerer, der das Weingut mit seinem Sohn Jonathan führt. Bei ihm kommt hinzu: Im November 2021 ist nach einer Krebserkrankung Ehefrau Sabine gestorben. Kistenmacher-Hengerer war erst 2014 in den Stand bei Drautz-Able eingestiegen.

Hengerer gibt zu, dass er sich mehr versprochen hatte: "Erwartung und Realität gingen auseinander", wobei er festgestellt habe, dass die Geschäfte bei Kollegen am Marktplatz besser liefen als an der Lohtorstraße. Mit der Weindorf-Auslese, wo er die Kundschaft im Weingut empfing, sei er sehr zufrieden gewesen. Vielleicht sollte sich auch das Weindorf fragen, was es sein will: "Party oder Schaufenster der Wein-Region".

 


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So stehen beim Beschicker-Treffen am Dienstag etliche Fragen im Raum: Werden die freien Plätze neu besetzt? Können vor dem Hintergrund der Krise die Standgebühren gesenkt werden? Wo kann man sparen? Passt der Termin langfristig noch? Und überhaupt: Was will das Weindorf auf Dauer sein?

Dachmarke Heilbronner Weinsommer

Das Heilbronner Weindorf wurde anlässlich der baden-württembergischen Heimattage 1971 parallel zum damaligen Heilbronner Herbst auf der Theresienwiese aus der Taufe gehoben. 2020 hätte eigentlich das 50. Weindorf gefeiert werden sollen. Doch Corona machte dem Jubiläumsfest einen Strich durch die Rechnung. Auch 2021 gab es pandemie-bedingt nur eine Weindorf-Auslese mit 200 dezentralen Events auf Gütern, in Genossenschaften, Gastronomien oder etwa bei Sonderveranstaltungen im Schießhaus und im Parkhotel. Über das Weindorf hinaus hat sich inzwischen die Dachmarke Heilbronner Weinsommer etabliert, unter der die Marketing GmbH so gut wie alle örtlichen Weinveranstaltungen zwischen Juni und September bewirbt, inklusive der festen Ausschankstellen an der Neckarbühne und auf dem Wartberg, die Anfang April öffnen.

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