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Wie Unternehmen aus der Region Homeoffice nutzen

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Eine aktuelle Umfrage in der Region zeigt, dass mobiles Arbeiten in der Wirtschaft verbreitet ist, aber seine Grenzen hat. Gerade in der Produktion ist Homeoffice keine Alternative.

Eine aktuelle Umfrage in der Region zeigt, dass mobiles Arbeiten in der Wirtschaft verbreitet ist. Foto: dpa
Eine aktuelle Umfrage in der Region zeigt, dass mobiles Arbeiten in der Wirtschaft verbreitet ist. Foto: dpa  Foto: Sebastian Gollnow (dpa)

Mehr Mitarbeiter ins Homeoffice senden? Im Frühjahr schien das ganz einfach zu funktionieren. Schlagartig waren bundesweit Büros verwaist, sogar einige Werkshallen leerten sich. Verwaltungen, Industriebetriebe, Handelsunternehmen - wo immer es möglich war, arbeiteten die Beschäftigten von zu Hause aus. Im Sommer kehrten sie nach und nach wieder in die Büros zurück, aber größtenteils nie in voller Zahl. Und seit Oktober sind viele Mitarbeiter wieder zurück am Küchentisch oder im eigenen Büro zu Hause.

Politischer Druck auf die Wirtschaft nimmt zu

Doch vielen Politikern und beratenden Medizinern reicht das nicht, zumal die Zahlen der im Homeoffice tätigen Beschäftigten aktuell deutlich niedriger sind als im Frühjahr 2020. Sie fordern mehr Homeoffice, manche sprechen sich für einen Rechtsanspruch der Mitarbeiter auf Heimarbeit aus. Damit konnte sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) aber nicht gegen die Union durchsetzen. Wir haben uns in der Region umgehört, wie es hiesige Unternehmen und Behörden derzeit handhaben.

Bei Audi in Neckarsulm verweist man darauf, dass mobiles Arbeiten zur Kultur des Autobauers gehöre und schon vor der Corona-Pandemie etabliert worden sei. "Seit 2016 gibt es dazu ein klares Bekenntnis seitens des Unternehmens und eine Betriebsvereinbarung, die diese Form der Zusammenarbeit regelt. Darauf kann Audi nun während der Corona-Pandemie zurückgreifen", teilte eine Sprecherin mit.

Wann und wo gearbeitet wird, könnten die Mitarbeiter in Abstimmung mit den Vorgesetzten selbst bestimmen, sofern dies die jeweilige Arbeitsaufgabe zulasse. Bei Arbeitsplätzen, die kein mobiles Arbeiten zuließen, wie beispielsweise in der Fertigung, seien umfassende Schutzmaßnahmen umgesetzt worden - etwa größere Abstände an den Arbeitsplätzen oder das Einziehen von Trennwänden.

22 Prozent aller Audi-Mitarbeiter im Homeoffice

Als produzierendes Unternehmen seien viele Audi-Mitarbeiter taktgebunden direkt in der Automobilproduktion tätig. In der Kalenderwoche zwei waren bei Audi in Ingolstadt und in Neckarsulm 22 Prozent aller Beschäftigten im Homeoffice. Die Zahlen in den Verwaltungsbereichen seien wesentlich höher, betonte die Sprecherin. Von den Mitarbeitern, die grundsätzlich im Homeoffice arbeiten könnten, machten zuletzt 60 Prozent von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Gemischtes Bild bei den Salzwerken

Bei den Südwestdeutschen Salzwerken ist Vorstandssprecher Ulrich Fluck mindestens einmal pro Woche im Homeoffice. "Ich bin da in meiner Meinung gespalten", gibt er zu: "Was ist das richtige Vorbild?" Zum einen gelte für ihn der Grundsatz: "Der Kapitän geht nicht von Bord. Da bin ich noch alte Schule." Zum anderen müsse man aber auch beim Homeoffice Vorbild sein. "Es funktioniert sehr gut", lauten jedenfalls seine Erfahrungen. "Ich bekomme aber unterschiedliches Feedback dazu."

Insgesamt sind bei den Salzwerken derzeit etwa 80 Prozent aller Mitarbeiter, bei denen es möglich wäre, bereits im Homeoffice. Der Krisenstab werde am Freitag eine weitere Reduzierung anordnen, so dass 90 Prozent der möglichen Belegschaft von zu Hause arbeiten solle - wie schon im ersten Lockdown im Frühjahr. "Wir geben die Losung aus: Überall, wo es geht, bitte von zu Hause." Viele Jobs beim Bergwerksunternehmen könnten aber nur vor Ort ausgeübt werden, erklärt Fluck - unter Tage ebenso wie bei der Verladung oder in den Werkstätten.

 


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Keine Pflicht bei Ziehl-Abegg

Beim Motoren- und Ventilatorenspezialisten Ziehl-Abegg weist man auf die große Fertigungstiefe des Unternehmens in Hohenlohe hin. Mehr als die Hälfte der 2400 Beschäftigten seien in der Produktion tätig - und Homeoffice sei weder für Gießer noch für Monteure möglich. "Für Büroarbeitskräfte gibt es bei Ziehl-Abegg viele Möglichkeiten, mobil zu arbeiten oder auf Daten zuzugreifen. Dies reicht von der kleinsten Lösung Smartphone übers Tablet bis hin zum Laptop oder dem Desktop-PC mit einem virtuellen Desktop", teilt ein Sprecher mit.

Bei den Künzelsauern gibt es keine Pflicht zum Homeoffice. "Doch der Vorstand hat mehrfach darauf gedrängt, möglichst oft von daheim aus zu arbeiten", sagt der Sprecher. Jeder Bereich könne selbst entscheiden, ob eine Präsenz im Unternehmen zwingend nötig ist oder ob ganz oder teilweise mobil gearbeitet wird. "Daher gibt es auch keine Statistik darüber, wer direkt im Unternehmen oder von daheim aus arbeitet", erläutert der Sprecher.

Hohe Quote bei der Kreissparkasse

Bei der Kreissparkasse (KSK) Heilbronn arbeiten aktuell mehr als 800 der insgesamt 1530 Beschäftigten mobil. Eine Pflicht zum Homeoffice gibt es beim größten Kreditinstitut der Region jedoch nicht. "Unsere mobil befähigten Mitarbeiter können im Lockdown in Absprache mit ihrer Führungskraft wann immer möglich mobil arbeiten", teilt eine Sprecherin mit. Dort, wo es insbesondere von den Tätigkeiten her umsetzbar war, habe die Kreissparkasse bereits frühzeitig vielen Mitarbeitern das mobile Arbeiten ermöglicht.

"Im Handwerk gibt es meines Erachtens nicht allzu viele Möglichkeiten, Mitarbeiter ins Home-Office zu schicken. Bäcker, Metzger oder die ganzen Bauberufe können schlecht im eigenen Wohnzimmer ihre Produkte herstellen", sagt Ulrich Bopp. Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Home-Office sei sicherlich ein sinnvolles Instrument, um Kontakte zu reduzieren. "Allerdings sollte der Gesetzgeber die Entscheidung darüber, den Betrieben und Mitarbeitern überlassen. Wo Hygienemaßnahmen eingehalten werden können und der Arbeitsplatz mit privaten Fahrzeugen gut erreicht werden kann, sollte auch vor Ort gearbeitet werden dürfen. Gerade im Handwerk sind viele Mitarbeiter mit dem eigenen Auto oder Firmenfahrzeugen unterwegs und seltener mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die ein Ansteckungsrisiko bergen könnten", betont Bopp.

Home-Office könne auch nicht auf Dauer das Allheilmittel sein. Vielen fehlten die persönlichen Kontakte mit Kollegen und Kunden und einige beklagen, dass sie nicht überall so flexibel bzw. produktiv wie im Betrieb selbst arbeiten können", gibt Bopp zu bedenken. "Und was ist wenn die Corona-Pandemie besiegt ist? Lassen wir dann die ganzen Bürogebäude leer stehen bzw. bauen wir dann gar keine mehr?"

 


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