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Wie sinnvoll sind kostenlose Corona-Tests für Lehrer und Erzieher?

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Durch kostenlose Tests für das Personal in Schulen und Kitas will das Kultusministerium das Sicherheitsgefühl stärken. Lehrer aus der Region haben aber andere Wünsche. Manche fragen sich: Ergibt das ohne Symptome überhaupt Sinn?

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Foto: dpa  Foto: Elia Bianchi (KEYSTONE)

Noch bis zum 1. November kann sich das Personal von Schulen und Kindertageseinrichtungen kostenlos auf eine Infektion mit dem Corona-Virus testen lassen. Die Landesregierung hat ihr Angebot vom Juli nach den Sommerferien im September verlängert. "Damit können sie auch noch die ersten kühleren Tage abwarten und ihre Tests gezielt wahrnehmen", sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Wie wird das Angebot angenommen?

"Ich habe mich zu Beginn des Corona-Lockdowns massiv für Tests eingesetzt, weil wir Lehrer Multiplikatoren sind", sagt Barbara Bürgy. Als Personalrätin und Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Kreis Heilbronn unterrichtet die 50-Jährige in fünf verschiedenen Klassen aller Grundschuljahrgänge. Damals, im April, hatte sie wöchentliche Abstriche im Sinn, "weil die Kinder eigentlich möglichst schnell wieder an die Schulen zurücksollten".

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"Warum soll ich mich nur so testen lassen?"

Von dem aktuellen Testangebot hält sie wenig: "Die gehen davon aus, dass ich mich verantwortungslos verhalte, feiern gehe und dann die Kinder vor mir schützen muss. Ich würde mir aber wünschen, dass ich umgekehrt auch vor den Kindern geschützt werde. Wenn ich keine Symptome habe - wann bitte soll ich diesen Test denn machen?", fragt Bürgy entrüstet. Gegen die Ansteckungsgefahr schützt sie sich mit einer FFP-Maske, da es unmöglich sei, den Abstand von Grundschulkindern einzuhalten, speziell im Kunstunterricht.

Ähnlich sieht das Sibylle Hirsch. Kinder an der Heilbronner Grund- und Werkrealschule, wo sie als pädagogische Assistentin wirkt, umarmen sie auch mal ganz spontan. "Neulich habe ich einen Test machen lassen", berichtet die 58-Jährige, "aber weil ich Halsschmerzen hatte. Der war dann sowieso kostenlos." Auch sie versucht, sich und ihre Schützlinge durch eine Maske zu schützen und fragt sich: "Warum sollte ich mich nur so testen lassen?"


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Sportunterricht mit Maske geht gar nicht

Karl-Heinz Ebert vom Neckarsulmer Albert-Schweitzer-Gymnasium hat immerhin überlegt, ob er das Angebot des Kultusministeriums wahrnehmen soll, ist aber auch zu dem Schluss gekommen: "Wenn Symptome da sind, dann ist das sinnvoll. So sehe ich keine Notwendigkeit."

Der 67-Jährige unterrichtet Physik und Sport - und aus Leidenschaft: "Ich arbeite jetzt schon zwei Jahre länger, als ich müsste. Nicht online, ganz im Gegenteil. Mir würde der Kontakt zu Schülern und auch den Kollegen fehlen", sagt er. Und während des Sportunterrichts Maske tragen? "Das geht gar nicht!" Nur vom Alter her zählt Ebert sich zur Risikogruppe, aber er findet: "Wenn man mit Angst dahingeht, dürfte ich nicht mehr in die Schule."

Auch Grundschullehrer sollten kostenlos Masken bekommen

Barbara Bürgy würde sich vom Land statt kostenloser Testangebote "in Richtung technische und organisatorische Lösung mehr wünschen. Auch Kosten für Masken sollten zum Beispiel nicht von Lehrkräften getragen werden müssen." Denn die Lieferungen für Pädagogen gingen nur an weiterführende Schulen. Die GEW-Vertreterin kritisiert: "Das Land macht Vorgaben und kümmert sich nicht darum, ob die Umsetzung realistisch ist."


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Evaluation wird weiteres Vorgehen bestimmen

Das Kultusministerium, das mit dem Angebot das Sicherheitsgefühl der Beschäftigten in den Einrichtungen erhöhen möchte, teilt derweil mit: "Grundsätzlich sind die Rückmeldungen, die uns zu diesem Angebot bisher erreicht haben, sehr positiv." Das Personal begrüße die Möglichkeit für die symptomunabhängigen Testungen. Derzeit evaluiere das Sozialministerium die Akzeptanz. Anschließend würde entschieden, "wie hier künftig weiter verfahren werden soll".

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am 16.10.2020 08:38 Uhr

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