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Wie künstliche Intelligenz in der Region genutzt wird

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Bei Unternehmen in der Region ist künstliche Intelligenz längst im Einsatz. In Zukunft soll KI in vielen Bereichen eine Unterstützung sein und die Arbeit erleichtern.

Manches kann künstliche Intelligenz (KI) besser als der Mensch. Mithilfe intelligenter Technik können etwa große Mengen von Daten durchforstet werden. Füttert man KI mit Bildern von intakten Teilen, ist es für die Technik kein Problem, ein fehlerhaftes Teil innerhalb von Sekunden zu erkennen und auszusortieren.

Oder KI sucht etwa in wissenschaftlichen Studien nach Krankheitsbildern und erfolgsversprechenden Therapiemethoden. In der Region wird KI in all diesen Bereichen schon genutzt. Wir haben vier weitere Beispiele gesammelt.

 

 

Medizin

 Foto: Mugler, Dennis

Wie künstliche Intelligenz in der Medizin genutzt wird, weiß der Heilbronner Hochschulprofessor und Mitgründer des Molit-Instituts für personalisierte Medizin Christian Fegeler: „Am weitesten fortgeschritten ist KI in der Radiologie.“ Die KI kann aus Röntgenbildern ein dreidimensionales Modell des Körpers errechnen, Organe bis auf wenige Millimeter genau darstellen.

„Die Operation kann besser geplant werden. Man sieht genauer, wo etwa Metastasen liegen und wie sie entfernt werden können.“ In der sogenannten Roboterchirurgie sei diese Technik nützlich, da die Organe bei jedem Menschen etwas anders liegen. Und Daten wie Röntgenbilder oder CT-Aufnahmen lägen ohnehin meist schon digital vor, berichtet Fegeler.

Intelligente Technik kann außerdem Daten zu Krankheitsverläufen und Therapien durchsuchen. Die KI sucht in Millionen Studien und Texten nach Schlagworten und Kontexten und kann Ärzten erfolgreiche Therapien aufzeigen. Das geht mitunter auch in mehreren Sprachen, erklärt Fegeler. Das sei sinnvoll, da Krankheiten auf der gesamten Welt auftreten würden.

In Deutschland werden derzeit für diesen Zweck gesonderte Datenbanken für die Forschung angelegt. Patienten können dann ausdrücklich erlauben, dass ihre Daten anonym genutzt werden. Deshalb müsse niemand Angst haben, dass seine Patientenakte automatisch genutzt wird. „Es ist wichtig, dass wir Technologie und menschliche Arbeit sinnvoll kombinieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Gesellschaft dafür mittlerweile aufgeschlossen ist“, sagt Fegeler.

 

IT-Logistik

 Foto: Guido Sawatzki

Der IT-Dienstleister Bechtle aus Neckarsulm nutzt künstliche Intelligenz, um das Kaufverhalten seiner Kunden besser kennenzulernen. Das Prinzip ist einfach: Wer im Internet einkauft, bekommt oft vorgeschlagen, was andere Kunden gekauft haben.

Die Technik dahinter ist komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint. Die KI bei Bechtle lernt aus Daten wie früheren Bestellungen, welches Produkt oder welche Dienstleistung als nächstes für den Kunden interessant sein könnte. Gleichzeitig vergleicht die Technik, was am Markt in der IT-Branche derzeit gefragt ist.

So werden das interne Angebot und externe Faktoren miteinander verglichen, um das Angebot auf die Kunden zuzuschneiden. „Jeder Kunde bestellt anders. KI hilft uns, dieses Verhalten besser zu verstehen“, sagt Lukas Schmid, KI-Berater bei Bechtle. Die Technik dahinter ist auch für Kunden von Bechtle interessant, weshalb die Neckarsulmer auch KI für andere Unternehmen entwickeln. „Wir kommen im Alltag öfter in Berührung mit KI, als wir denken.“

Wichtig sei für Kunden, dass der Einsatz von KI-Technik ihnen konkrete Vorteile bringt. „Der Nutzen einer solchen Technik muss erkennbar und konkret sein.“ Das könne etwa eine Zeitersparnis sein, weil sich KI darum kümmert, dass Dokumente digitalisiert werden. Allerdings lohne sich eine aufwendige Technik auch nicht für alle Unternehmen, erklärt Schmid. Manchmal würden die Entwicklungskosten der KI den Nutzen übersteigen.

Automobil

 Foto: Audi AG (AUDI AG)

Für Audi hat künstliche Intelligenz eine „enorme strategische Bedeutung“, erklärt Sprecher Christian Hartmann. „Für den Kunden bringt sie mehr Komfort, Effizienz und Sicherheit.“ KI sei außerdem eine Schlüsseltechnologie für das autonome Fahren, bei dem Sensoren miteinander kommunizieren und dann richtig handeln müssen.

Professor Eric Sax vom Karlsruher KIT sieht in diesem Bereich noch Forschungsbedarf. Interessant findet er etwa die Frage, wie autonomes Fahren den Komfort beeinflusst. „Als Mensch habe ich im fließenden Verkehr ein Interesse an langsamen Manövern und damit einen anderen Anspruch an Komfort. Beim autonomen Fahren kann es passieren, dass das Überholen auch mal ruppiger abläuft. Oder dass das Auto stark bremst, wenn der Mindestabstand unterschritten wird.“ 

In der Produktion ist bei Audi eine Software im Einsatz, die feinste Risse in Blechteilen erkennt und diese automatisch markiert. Außerdem soll in der Qualitätskontrolle bald eine intelligente Kamera eingesetzt werden. Diese soll lernen, fehlerhafte Bauteile zu erkennen. „Ab 2020 ist der erste Serieneinsatz an einer Anlage im Presswerk geplant“, sagt Hartmann.

Möglich sei der Einsatz von KI auch, um zu prüfen, ob zum Beispiel vier Reifen und Felgen vom gleichen Hersteller aufgezogen seien oder alle Steckverbindungen richtig sitzen. Darüber hinaus wollen die Neckarsulmer KI in der Beschaffung einsetzen. Davon verspreche man sich mehr Effizienz, schnellere Prozesse und ein besseres Management bei Engpässen, erklärt Hartmann.

Maschinen

 Foto: Marijan Murat (dpa)

Das Ditzinger Unternehmen Trumpf will künstliche Intelligenz unter anderem für die Qualitätskontrolle nutzen. Derzeit arbeitet Trumpf an intelligenten Lasermaschinen. Dabei werden mit einem Laser Teile aus Blechplatten herausgeschnitten, die allesamt unterschiedlich geformt sind und in Größe und Dicke variieren.

Ein Sauger muss die geschnittenen Teile herausnehmen. Schafft er das nicht, verklemmt das Blechteil und die Anlage steht still. Die KI soll künftig von allen Maschinen und Kunden Daten darüber sammeln, wann der Sauger es nicht schafft, das Blech herauszunehmen.

Mehr als eine Million Mal wurde dieser Vorgang bereits ausgewertet. Aus den Fehlern lernt die Technik, es künftig besser zu machen. „Mit künstlicher Intelligenz bleiben auch komplexe technische Systeme in Zukunft beherrschbar“, sagt Unternehmenssprecher Manuel Thomä.

Ohne den Menschen, der die Ergebnisse der KI analysiert, gehe es aber auch in Zukunft nicht. „Der Einsatz von künstlicher Intelligenz ist ohne den Menschen nicht denkbar", sagt Thomä. Die Technik könne eintönige und körperlich anstrengende Aufgaben erledigen, der Mensch habe Zeit für anderes. "Seine Aufgaben verschieben sich in Richtung Prozessplanung, Prozessbegleitung und Ergebnisinterpretation."  

 

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