Wer Geld hat, investiert in Heilbronn auch in seine Heimatstadt
Mäzenatentum hat hier Tradition: In der Stadt Heilbronn geht die Spanne beim Einkommen weit auseinander. Aber nicht nur Lidl-Eigentümer und Milliardär Dieter Schwarz hebt das Durchschnittseinkommen. Viele Vermögende engagieren sich mit Stiftungen für die Allgemeinheit.

Regelmäßig führt Heilbronn die Rankings der Einkommensmillionäre an. 48 Menschen gibt es, die über eine Million Euro Einkommen und mehr verfügen, 102 Bewohner verdienen von einer halben bis zu einer Million Euro, so das statistische Landesamt in Stuttgart. Unter den rund 125.000 Heilbronnern katapultiert nicht nur Lidl-Eigentümer und Milliardär Dieter Schwarz die Stadt bundesweit nach vorne, sondern noch einige andere sehr vermögende Familien. Deren hohe Einkommen schlagen bei statistischen Berechnungen auf den Durchschnitt durch und sind gleichzeitig der Grund für die großen Unterschiede beim Einkommen.
Beim Geldvermögen liegt Heilbronn hinter Baden Baden und Ulm
Der Stadtkreis Heilbronn ist mit 66.500 Euro Geldvermögen relativ hoch angesiedelt. Höhere Bestände von über 67.000 Euro gibt es nur in den Stadtkreisen Baden-Baden (74.800) und Ulm (68.700), wie das Landesamt 2020 mit Zahlen von 2018 errechnet hat. Insgesamt liegt Baden-Württemberg sowieso 22 Prozent über dem Bundesschnitt. Diese Diskrepanz rührt unter anderem vom schleppenden Vermögensaufbau in den neuen Bundesländern her, erklärt Werner Münzenmaier in seiner Studie für das Landesamt.
Heidelberg und Pforzheim am unteren Ende der Skala
Wie beim Geldvermögen liegen auch bei den verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen die Städte Heilbronn, Baden-Baden und Ulm vorne und übertreffen den Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg klar. Am anderen Ende der Skala rangieren Heidelberg, Pforzheim, Freiburg und Mannheim. "Das Einkommen aus Arbeitnehmerentgelt ist überall das Entscheidende", sagt Münzenmaier. Das verfügbare Einkommen bilde den Nettobetrag ab, Steuern und Sozialversicherungsbeiträge sind abgezogen. "Also bleibt quasi die Kaufkraft."
Der Reichtum ist deutlich höher
Bei der Analyse des Geldvermögens sind Immobilien nicht einberechnet. "Auf das Finanzvermögen entfällt nur ein Viertel des Kuchens. Der Reichtum ist also deutlich höher," so Münzenmaier. Fahrzeuge, Kunst, Schmuck und Häuser sind nicht einbezogen. Eine Besonderheit in Heilbronn ist allerdings, dass das unter den baden-württembergischen Kreisen mit Abstand höchste Pro-Kopf-Einkommen mit einem daran gemessen relativ geringen Pro-Kopf-Geldvermögen einhergeht. Woran mag das liegen? Eine Erklärung ist, dass in Stadtkreisen generell die Lebenshaltungskosten wie Mieten höher sind, und die Menschen dafür mehr Geld aufbringen müssen.
Denkbar wäre auch, dass ein Teil des Einkommens der in Heilbronn wohnenden sehr gut verdienenden Familien nicht im privaten Vermögen landet, sondern in Stiftungen, heißt es in informierten Kreisen. 25 Stiftungen verwaltet die Stadt Heilbronn, dazu vier Nachlässe. Mit einem Vermögen von 18 Millionen Euro ist die Becker-Franck-Stiftung davon die größte, wie die Stadt mitteilt. Sie finanziert zu 50 Prozent die Becker-Franck-Kindergärten Ellwanger Straße, Staufenbergstraße und Badener Hof.
Die Arbeit der Stiftungen prägt auch das Gesicht Heilbronns
Unzählige Projekte, aus privaten Stiftungen finanziert, bringen die Stadt seit Jahrzehnten voran und prägen ihr Gesicht. Mit Experimenta, Hochschule Heilbronn, AIM, der französischen IT-Eliteschmiede 42, Unterstützung für das Haus der Familie und der Phorms-Schulen ist lediglich der bekanntere Teil der Dieter-Schwarz-Stiftung benannt.
Dazu kommen weitere finanzstarke Freunde Heilbronns, die städtische Museen schon vor Jahren mit Geld bedacht haben oder denen das Engagement für kranke Kinder ein Anliegen ist, wie bei der Stiftung "Große Hilfe für kleine Helden". Jahr für Jahr setzt sich auch "Menschen in Not", der Sozialverein der Heilbronner Stimme, für Bedürftige ein. "Rund 7000 Spender haben unsere Arbeit in der letzten Aktion unterstützt, darunter Großspender, die uns seit Jahren die Treue halten", sagt Tanja Ochs, Vorsitzende des Vereins und stellvertretende Chefredakteurin.
Die Liste der Sponsoren ist lang
Auch Geschäftsleute im Ruhestand engagieren sich. Günter Steffen etwa sponsert mit seiner Stiftung Projekte für mehr Bewegung im Schulalltag. Andere unterstützen Kinder mit Aktionen wie der Verein Hope for Children. Die Liste der Sponsoren ist lang. Mäzenatentum, so scheint es, gehört dazu. "Es gibt hier viele Menschen, die sozial eingestellt sind. Zahlreichen Firmen ist es eine Herzensangelegenheit, gemeinnützige Projekte zu fördern", sagt Angelika Wolf, Geschäftsführerin von "Große Hilfe für kleine Helden". Die Stiftung, von Unternehmer Ralf Klenk gegründet, kümmert sich um Familien während eines stationären Aufenthalts in der Kinderklinik und danach. "Firmen kommen schon jetzt auf uns zu wegen ihrer Weihnachtsspende, aus Sorge, das wegen eines potenziell verschärften Lockdowns nicht mehr zu schaffen."