Heilbronner Weindorf-Auslese feiert Premiere am neuen Parkhotel
Am Donnerstagabend wurde die Heilbronner Weindorf-Auslese am neuen Parkhotel eröffnet - mit guten Tropfen, Musik und der Herbstritter-Wahl. Das Ersatzfestival fürs 50. Weindorf, das wegen Corona abgesagt wurde, findet bis 20. September statt.
Ohne Fanfaren der Stadtkapelle, nicht am Marktplatz und ohne Tausende Besucher. Vielmehr mit zauberhaften Streichern des Württembergischen Kammerorchesters, am Parkhotel, mit 112 geladenen Gästen, Sekt, vier Weinen, einem Vesper von Parkhotel-Koch Mario Lutz - und mit vielen Worten: So wurde am Donnerstagabend die Heilbronner Weindorf-Auslese eröffnet, eine Art Ersatzfestival fürs 50. Weindorf, das ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2020 wegen Corona ausfallen muss. Durchs fast dreistündige, aber kurzweilige Bühnenprogramm führte der Journalist Holger Gayer.
Bundesagrarministerin sagt kurzfristig ab
Allen voran sollte eigentlich Bundesagrarministerin Julia Klöckner ans Pult treten. Doch sie sagte kurzfristig ab, nicht etwa wegen einer Demo an der Allee, sondern "aufgrund eines Verdachtsfalls der Afrikanischen Schweinepest in Brandenburg", so Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel, der sie vertrat. Der bekennende Schwabe und einstige Griechenland-Beauftragte der Kanzlerin sprach ausführlich und süffisant übers neue Weingesetz und tippte auf Nachfrage von Gayer die Lage auf Lesbos an.
"Auch uns lässt Moria nicht kalt", betonte Oberbürgermeister Harry Mergel. Er appellierte an Berlin, "mit einer humanitären Geste voranzugehen" und den Flüchtlingen unbürokratisch zu helfen. Mergel ging auch auf Corona ein. "Momente kollektiver Geselligkeit sind derzeit rar, aber umso wichtiger fürs Zusammenleben." Corona habe die Menschen sogar einander nähergebracht und das Engagement gefördert. Die Mehrheit übe Rücksicht, akzeptiere Hygieneregeln. Deshalb sei Heilbronn bisher "relativ glimpflich davongekommen".
Welche Auswirkungen die Pandemie auf Landwirtschaft und Weinbau hat, aber auch andere aktuelle Branchenfragen diskutierten Landesagrarminister Peter Hauk und zwei Präsidenten: Joachim Rukwied (Eberstadt) vom Deutschen Bauernverband und Hermann Hohl (Obersulm) vom Weinbauverband Württemberg. Winzer müssten mit Absatzeinbußen leben und nun bei der Lese mit - sinnvollen - Hygiene-Vorschriften. Das Trio freute sich aber auch über eine Wiederentdeckung der Heimat und ihrer Produkte sowie über die Kreativität der Kollegen, wünschte sich aber insgesamt mehr finanzielle Wertschätzung für Qualität, Ernährungssicherung und Landschaftspflege. Hauk animierte die Wengerter aber auch zu mehr Marketingaktivitäten.
Der neue Herbstritter heißt Steffen Schoch
Die Weindorf-Auslese als "coronakonforme Alternative", so Verkehrsvereinschef Nico Weinmann, sei vielen "Geburtshelfern und Wegbegleitern" zu verdanken, allen voran Steffen Schoch. Prompt wurde der Chef der Heilbronn-Marketing GmbH (HMG) bei der traditionellen Ehrung zum Herbstritter Nummer 163 geschlagen. Dass der Wein zu Heilbronn gehöre wie Neckar, Salz und Käthchen, so Weinmann, wisse "der eloquente frühere Wirtschaftsförderer", der Klimaschutz und Nachhaltigkeit verinnerlicht habe.
Die Kombination aus "Erfahrung und dem hartnäckigen Willen, ein Projekt qualitativ nach vorne zu bringen" stelle Schoch 2020 besonders unter Beweis, als es nach der Absage des Weindorfs darum gegangen sei, "aus der Not heraus Heilbronner Tugenden zu wecken, an den Gemeinschaftssinn zu appellieren und für die Weindorf-Auslese zu begeistern", lobte Weinmann.
Elf Tage mit 140 Wein-Events
Schoch gab den Dank weiter und nutzte das Forum, um auf 140 Veranstaltungen an 30 Orten aufmerksam zu machen: täglich bis 20. September zwischen Reben, auf Gütern, im Handel, in Kirchen, in Lokalen, im Parkhotel. Das Angebot zeige, welches touristische Potenzial die Region habe. Es zeige aber auch, dass "jede Krise Chancen birgt".
Ähnlich sahen es die Deutsche und die Württemberger Weinkönigin, Angelina Kappler, geborene Vogt, und Tamara Elbl, die am 19. und 26. September nach der höchsten deutschen Winzerkrone greift. Julia Klöckner hatte diese bereits 1995/96 getragen und dabei auch das Heilbronner Weindorf eröffnet.
Erste Betten belegt
Das Parkhotel an der Harmonie erlebte mit der Eröffnungsfeier zur Weindorf-Auslese seine erste große Veranstaltung. Eigentlich hätte das 40-Millionen-Projekt zur Bundesgartenschau 2019 fertig sein sollen. Nun gleichen nur noch die Hausbrauerei und das oberste, zehnte Stockwerk einer Baustelle. Seit wenigen Tagen ist das 173-Zimmer-Haus in Betrieb. Die Gastronomie soll im Oktober folgen. Eine offizielle Einweihungsfeier sei wegen Corona derzeit nicht möglich, sagte Betreiber und Mitinvestor Marcel Küffner am Donnerstag auf Stimme-Anfrage.




Stimme.de
Kommentare
am 12.09.2020 10:59 Uhr
Es ist noch nicht lange her: Lt. HST vom 30.08.2020 war die Inzidenz bereits wieder bei 45,2! Und jetzt kann unsere Prominenz feiern - ohne Abstand zu halten - ohne Masken?!
Marion Seybold am 11.09.2020 22:52 Uhr
Ich bin schon ziemlich empört, wenn ich diese Veranstaltung sehe ohne Masken ohne Abstand! Wie sollen wir das unseren Kindern erklären, die im Schulhof Masken tragen müssen?
am 11.09.2020 13:50 Uhr
nach dem Motto: was dem Herrn erlaubt sei, ist dem Ochsen noch lange nicht vergönnt.
Wie viele Bussgeldbescheide werden da wohl fällig?
Ich tippe mal - keiner, weil geladene Gäste.
Uwe Schön am 11.09.2020 12:52 Uhr
Ich finde auch unglaublich, wie dieses Event in der heutigen Zeit so stattfinden kann. Gibt es hierzu eine Begründung? Ich hoffe alle Herrschaften sind nun erst einmal für 14 Tage in Quarantäne! Solche Aktionen lässt auch Befürworter der Maßnahmen (von denen ich einer bin) sprachlos werden...
Fritz Gommlich am 11.09.2020 12:05 Uhr
Da wird ein riesen Tamtams, wegen der Corona gemacht und wo sind bei den GELADEN GÄSTEN die Masken und der Abstand.
Da sieht man einmal wieder den Unterschied zwischen dem Bezahlendem Volk und Umsonst Trinkern, nur die Leute verrückt machen,das können unsere Politiker.
Rüdiger Peters am 11.09.2020 08:14 Uhr
Die Bilder lassen den Betrachter erschrecken: dicht an dicht gedrängt sitzt man an den Tischen und ständig predigt man Abstand zu halten, offensichtlich wurden hier die Corona-Regeln - wie sie u.a.der Gastronomie auferlegt werden nicht eingehalten. Nein das ist kein gutes Beispiel.