Hochwasser: Wie THW, Feuerwehren und Landratsamt aufgestellt sind
Der THW-Chef sieht nach den jüngsten Katastrophenlagen in der Republik Defizite. Watfähige Autos und Boote gibt es nicht im Übermaß. In der Region koordiniert ein Arbeitsstab Hochwasser die Einsätze.

Laute Kritik hat es gegeben: In den Hochwasser-Flutregionen Eifel und Rheinland seien zu wenige watfähige Fahrzeuge im Einsatz gewesen, Helfer seien teilweise selbst nicht mehr vorangekommen im Wasser. Auch bei uns in der Region sieht THW-Regionalstellenleiter Harald Wissmann Defizite in der Ausrüstung.
"Wir müssen unsere Ausrüstung sicher optimieren", sagt THW-Chef Harald Wissmann
Beim THW Region Heilbronn seien in den letzten Jahren die watfähigen Fahrzeuge weniger geworden, weil man alte gegen neue Multifunktions-Fahrzeuge ersetzt habe. Die aber könnten wegen tiefliegender Elektrik nur in eine Wasserhöhe von bis zu 80 Zentimeter einfahren. Die älteren Unimogs schafften bis zu 1,30 Meter Wasserhöhe, die MAN 6 mal 6 sogar rund 1,50 Meter.
Mit Blick auf die heftigen Flutfolgen in den Notstandsgebieten "müssen wir alles neu denken", sagt Wissmann. Das THW hatte mal fünf Unimogs, jetzt sind es noch zwei. Von drei MAN 6 mal 6 in der Region blieb einer übrig. Man habe andere Schwerpunkte gesetzt - zumal die Multifunktionsfahrzeuge vielfältig einsetzbar sind - bei Bränden, Explosionen, Notbrückenbau, Stromversorgung oder Bergeeinsatz.
Die heftigen Flutschäden wirken auch in Heilbronn nach. "Wir müssen unsere Ausrüstung sicher optimieren und uns den Situationen anpassen", sagt Wissmann. Bei den neuen Planungen werde der Hochwasserschutz ein wichtiges Thema sein. Ein solches Flutfahrzeug koste rund 250.000 bis 300.000 Euro, überschlägt er. "Vielleicht sind wir in Deutschland bisher zu oft gut davongekommen."
In Eifel und Rheinland gebe es zwar schmalere, engere Täler als bei uns. Aber: "Man kann Katastrophen nicht ausschließen." Und man müsse wohl davon ausgehen, dass solche schweren Ereignisse sich künftig "im Abstand von Jahrzehnten" ereignen. Auch bei der Bebauung müsse man Hochwasserschutz "neu denken", erwartet er.
Mehrzweckboote, Spezialpumpen, mobile Hochwasser-Schutzwand und Sandsackfüllanlage

Die Feuerwehren halten im Landkreis drei Mehrzweckboote, acht Festkörperboote, etliche Schlauchboote, Schmutzwasserpumpen sowie Spezialpumpen mit hohem Fördervolumen vor, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit. "Ein Großteil der Fahrzeuge ist mit Allradantrieb ausgerüstet und entsprechend geländegängig, weshalb watfähige Unimogs nicht benötigt werden", sagt die Sprecherin des Landkreises Heilbronn, Lea Mosthaf. Darüber hinaus beschaffe der Landkreis Einsatzmittel, die über den örtlichen Bedarf in den Gemeinden hinausgehen und kreisweit eingesetzt werden. Hierzu zählt eine Sandsackfüllanlage. Zu den überörtlich beschafften Einsatzmitteln zählen mehreren zehntausend Sandsäcke sowie Einsatzleitwagen. "Werden weitere Ressourcen benötigt, ist die Alarmierung des THW oder auch der Bundeswehr Teil der Einsatzplanung", so die Landkreissprecherin.
Zwei der verfügbaren Festkörper-Boote sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Friedrichshall stationiert. Sie bestehen überwiegend aus Kunststoff, können ohne lange Rüstzeiten eingesetzt werden. Zudem betreiben die Bad Friedrichshaller eine mobile Hochwasser-Schutzwand, die bei Bedarf eine bis zu 4,50 Meter große Stauhöhe bewältigen kann, berichtet Kommandant Marcel Vogt. In der Feuerwehr wurde eine 20-köpfige Hochwasser-Einsatzgruppe gebildet, die regelmäßig mit der Technik trainiert.
Bei Starkregen mit regionalen Ausmaßen wird auf durchgehenden Schichtbetrieb umgestellt
Wie der Landkreis organisatorisch bei Hochwasser vorgeht? Wenn vorab definierte Fluss-Meldepegel überschritten werden, koordiniert das Landratsamt mit einem "Arbeitsstab Hochwasser" die Einsätze. Mitglieder sind ein Vertreter der Behördenleitung, Vertreter der Katastrophenschutzbehörde und der Wasserbehörde. Je nach Lage werden Vertreter weiterer Fachämter, zum Beispiel Straßenverkehrsbehörde oder Pressestelle, hinzugezogen.
Bei Starkregen mit regionalem Ausmaß wird mit dem Führungsstab der Feuerwehren eine überörtliche Einsatzleitung eingerichtet. Dann wird auf einen durchgehenden Schichtbetrieb umgestellt.
Neuer Gerätewagen für die DLRG
Auch die DLRG im Bezirk Heilbronn kann im Notfall für die Menschenrettung auf Boote zurückgreifen. Vor wenigen Tagen hat die DLRG vom Land zudem einen von elf verteilten Gerätewagen erhalten. Das bestätigt Bezirksvorsitzender Peter Bartsch. Das Fahrzeug solle im Katastrophenfall eingesetzt werden. Es sei ein umgebauter Sprinter-Kleinbus, habe alles Geräte für einen Rettungseinsatz an Bord und könne auch durch Fluten fahren. Auf rund 123 000 Euro taxiert er den Wert. Der Wagen steht bei der DLRG-Gruppe Oedheim.