Was bedeutet die Krankenhausreform für die Standorte in der Region?
Viele Krankenhäuser arbeiten in Deutschland am Limit. Nun gibt es erste Anzeichen, wie sich die Kliniklandschaft entwickeln könnte. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Die Krankenhauslandschaft in Deutschland wird sich in den kommenden Jahren weiter ändern. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern ringen gerade um eine Reform. Schon seit Jahren ist Bewegung in der regionalen Versorgung, womit der aktuellen Reform teilweise schon vorgegriffen wurde. Was also kommt in den hiesigen Krankenhäusern noch obendrauf? Hier die wichtigsten Antworten.
Wozu überhaupt eine Krankenhausreform?
Viele Krankenhäuser in Deutschland arbeiten am Limit. 20 bis 30 Prozent droht die Insolvenz, meldet die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Mit der neuen Reform, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) durchsetzen will, sollen die Kliniken finanziell und personell entlastet werden. Geht es nach ihm, soll das unter anderem dadurch passieren, dass die Häuser in drei Stufen eingeteilt werden − je nach dem, welchen Grad an Versorgung sie leisten können: von der wohnortnahen Grundversorgung bis hin zur Maximalversorgung, zum Beispiel an Unikliniken.
Voraussichtlich werden die Krankenhäuser jetzt nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens reformiert, meldete dessen Minister Karl-Josef Laumann (CDU) nach den Gesprächen mit dem Bund am Donnerstag. Dann entscheidet jedes Land selbst, welche Leistungen wo angeboten werden. Der Bund soll die drei Stufen trotzdem weiterführen können, die Bürger sollen über die Qualität aller Standorte informiert werden.
Werden Kliniken in der Region wegen der Reform schließen?
Das ist unwahrscheinlich. Im Raum Heilbronn und Hohenlohe wurden in den vergangenen Jahren schon drei Standorte geschlossen: Brackenheim (2017), Möckmühl (2018) und Künzelsau (2019). Die mutmaßlichen Vorgaben der Reform dürften deshalb schon erfüllt sein. Für alle drei Städte sind ambulante Gesundheitszentren versprochen worden.
Was ändert sich denn dann?
In der Region gibt es die SLK-Kliniken mit Heilbronn (Am Gesundbrunnen), Bad Friedrichshall (Am Plattenwald) und Löwenstein, die beiden Häuser der BBT-Gruppe in Öhringen (Hohenloher KH) und Bad Mergentheim (Caritas), in Schwäbisch Hall das Diak Klinikum unter der Regie des Diakoneo (Zusammenschluss mit Neuendettelsau). Würde NRW zum Vorbild genommen, würden einem Haus nicht nur wie bisher allgemeine Fachbereiche wie Innere Medizin zugewiesen, sagt Thomas Weber, Geschäftsführer der SLK-Kliniken. "Dann bestimmt das Land die konkreten Leistungen in einem Krankenhaus, wie Kardiologie oder Dialyse."
Wie das System tatsächlich reformiert werden soll, wird frühestens absehbar, wenn Lauterbach die Eckpunkte zur Reform vorlegt. Das hat er für Juli angekündigt. Die Krankenhäuser vertiefen bereits heute ihre Zusammenarbeit, wie in der BBT-Gruppe: "Damit können Doppelstrukturen vermieden, gemeinsame medizinische Expertise genutzt und so in der Region ein vernetztes Versorgungsangebot" geschaffen werden, sagt Regionalleiter Thomas Wigant.
Welche Krankenhäuser werden dann überhaupt schließen?
Nach Berechnungen des Spitzenvebands der gesetzlichen Krankenversicherungen sei eine Versorgung in Deutschland mit etwa 1250 bestehenden Kliniken gesichert: ein Viertel weniger als derzeit. Auf jeden Fall werden Standorte schließen. "Aber das wird nicht pauschal von Zahlen abhängen, da muss auf die unterschiedlichen Regionen geschaut werden", so SLK-Chef Weber. Die Schließungen werden wohl Häuser in Großstädten und Regionen treffen, die überversorgt sind.
Wie sollen die Häuser finanziell entlastet werden?
Der wirtschaftliche Druck soll genommen werden, indem das jetzige Vergütungssystem mit Pauschalen für jeden Behandlungsfall beschnitten wird. Stattdessen sollen die Kliniken für das Vorhalten bestimmter Behandlungsmöglichkeiten eine gesicherte Finanzierung bekommen.