Warum Kamera-Autos von Google in der Region unterwegs sind
Der US-Konzern Google schickt wieder Autos mit Kameras durch Deutschland. Bis Oktober sind sie auch in der Region unterwegs. Doch wenn die Autos nicht für Streetview fotografieren, wofür dann?

Wer in den vergangenen Tagen auf den Straßen Heilbronns unterwegs war, ist ihm vielleicht begegnet: Ein Auto des US-Konzerns Google war in der Stadt unterwegs. Zu erkennen sind die Fahrzeuge an einem markanten Dachaufbau, der aus einem Gestänge und mehreren Kameras besteht. Doch was macht ein solches Auto in der Region? Schließlich hatte Google in Deutschland Fahrten für seinen Dienst Streetview ("Straßenperspektive") vor zehn Jahren ausgesetzt, nachdem eine heftige Debatte um den Datenschutz entbrannte.
Mit Google Streetview können Nutzer aus der Sicht eines Autos durch Straßen fahren. Als Google seine Kamera-Autos zwischen 2008 und 2010 losschickte, um durch Deutschlands Straßen zu fahren, wurde kritisiert, dass das Abfotografieren der Hausfassade die Privatsphäre verletze. Hunderttausende Menschen legten Widerspruch ein und ließen ihr Haus unkenntlich machen.
Deutschland geht bei Google Streetview einen Sonderweg
Seitdem hat Google den Dienst hierzulande ruhen lassen, Deutschland ist in der EU ein weißer Fleck bei Streetview. Dort, wo es Aufnahmen gibt, etwa in Großstädten wie Stuttgart, wurden sie seit zehn Jahren oder länger nicht aktualisiert. Die Region fehlt bis auf einzelne, von Nutzern hochgeladene Bilder, komplett. In der restlichen EU ist das anders: Jeder noch so kleine Ort und so gut wie jeder Straßenzug kann in Google Streetview nachgefahren werden.
Bei den aktuellen Fahrten gehe es jedoch nicht um Aufnahmen für Streetview, sondern für Google Maps, erklärt eine Sprecherin auf Stimme-Anfrage: "Es sind dieselben Autos, die wir in der Vergangenheit genutzt haben, um Bilder für Street View aufzunehmen. Bei den kommenden Fahrten nutzen wir das Bildmaterial aber nur, um Google Maps zu verbessern und haben keine Pläne, dieses zu veröffentlichen."
Autos von Google fotografieren auch in Heilbronn, Hohenlohe und Schwäbisch Hall
Es gehe darum, Straßennamen, Straßenschilder, Streckenführungen sowie Informationen über "Geschäfte und andere relevante Orte" zu dokumentieren. Die entsprechenden Google-Autos sind dafür schon seit Juni 2020 wieder in Deutschland unterwegs. Auf seiner Webseite listet das Unternehmen, wann es Aufnahmen in welchen Orten geplant hat. Für den Zeitraum März bis Oktober 2021 sind auch Heilbronn, Hohenlohe und Schwäbisch Hall genannt. Wann genau die Autos dort unterwegs sind, gibt das Unternehmen nicht bekannt.
In Heilbronn und umliegenden Städten und Gemeinden wie Neckarsulm, Bad Friedrichshall, Nordheim oder Talheim dürfte das ohnehin nicht unbedingt notwendig sein. Sie alle können durch hochauflösende Satellitenfotos und 3D-Modelle der Bebauung im Internet erkundet werden. Straßenzüge, einzelne Häuser, Fassaden und Gärten sind dort detailgetreu abgebildet. Der überwiegende Teil der Region ist mit zweidimensionalen Satellitenaufnahmen in dem Dienst gelistet.
Alternative Mapillary sammelt Straßenaufnahmen von Nutzern
Eher unbekannt ist der Dienst Mapillary. Das aus Schweden stammende Unternehmen gehört inzwischen zum US-Konzern Facebook und funktioniert genauso wie Streetview. Nutzer können Straßen auf der Internetseite nachfahren.
Die Aufnahmen kommen jedoch nicht vom Unternehmen selbst, sondern werden von Nutzern erstellt, zum Beispiel mit dem Handy, einer Dashcam am Auto oder einer Helmkamera. Bei Mapillary ist auch die Region abgebildet, von großen Straßen bis zu Wander- und Fußwegen.
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