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Viele Corona-Infektionen passieren in den Familien

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Beim Sieben-Tage-Inzidenzwert hat Heilbronn den mit Abstand höchsten Wert in Baden-Württemberg. Die Infektionsorte sind schwer nachvollziehbar. Auch am heutigen Donnerstag kontrollieren Ordnungsämter in der Region die Quarantänepflicht.

von Carsten Friese und Heike Kinkopf
Ein vorsorglicher Corona-Test vor Wochen an der neuen Corona-Abstrichstelle auf der Heilbronner Theresienwiese. Mittlerweile steigen die Infiziertenzahlen in der Stadt stark an. OB Mergel bittet die Bürger, die neuen Regeln einzuhalten. 
Foto: Mario Berger
Ein vorsorglicher Corona-Test vor Wochen an der neuen Corona-Abstrichstelle auf der Heilbronner Theresienwiese. Mittlerweile steigen die Infiziertenzahlen in der Stadt stark an. OB Mergel bittet die Bürger, die neuen Regeln einzuhalten. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Erneut der landesweite Spitzenplatz bei den Corona-Neuinfektionen: Mit einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von 123 bezogen auf 100.000 Einwohner hat Heilbronn den mit Abstand höchsten Wert im Südwesten. Warum ist das so, nachdem die Stadt über Monate bei Corona-Zahlen kaum auffällig war und vergleichsweise geringe Werte hatte?

Dr. Peter Liebert, Leiter des Gesundheitsamts der Stadt Heilbronn, hat keine eindeutige Erklärung. Während in und nach den Sommerferien viele Reiserückkehrer das Virus eingetragen hätten, "spielt diese Gruppe derzeit kaum mehr eine Rolle". Nach wie vor sei das Infektionsgeschehen in Heilbronn diffus. Es träten zahlreiche familiäre Häufungen auf, da Kontaktpersonen regelmäßig getestet werden und innerhalb von Wohngemeinschaften Übertragungen stattfänden. Zudem lebten in einem Stadtkreis Menschen in geringerer sozialer Distanz. Eine Rolle spielten auch Berufspendler, die die Infektion von Kommune zu Kommune weitertragen.

Wo sich die meisten Neuinfizierten angesteckt haben? Liebert nennt zum Beispiel private Feiern, in der Familie, am Arbeitsplatz oder auf Reisen. In etwa 50 Prozent der Fälle sei die Infektionskette noch nachvollziehbar, in den anderen Fällen "gelingt es oft nicht mehr, den Infektionsort nachzuvollziehen".

 


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Ist die Behörde überlastet angesichts der steilen Kurve? Liebert verweist auf 26 Mitarbeiter im Gesundheitsamt, die mit dem Corona-Management beschäftigt sind. Dazu kämen seit Dienstag sieben Bundeswehrsoldaten und Mitarbeiter der Kreissparkasse zur Unterstützung. "Aktuell kommen wir damit aus."

Oberbürgermeister Harry Mergel appelliert angesichts der hohen Infektionszahlen in der Stadt zu "Vorsicht, Rücksicht, Einsicht und einem solidarischen Miteinander". Jeder Einzelne könne dazu beitragen, dass sich "die Verbreitung des Virus verlangsamt, wenn er die geltenden Regeln einhält". Von der Politik wünscht er sich eines: "einheitliche Regeln für das ganze Land".

Mitarbeiter der Ordnungsämter kontrollieren Quarantäne-Pflicht

Um das Virus auszubremsen, kontrollieren Mitarbeiter der Ortspolizeibehörden gestern und am heutigen Donnerstag verstärkt, ob sich Menschen in der Region an die verordnete Quarantäne halten. Zu der landesweiten Aktion in Baden-Württemberg haben Sozialminister Manfred Lucha und Innenminister Thomas Strobl aufgerufen.

"Es läuft gut", zieht Cathrin Leuze, Sprecherin des Eppinger Rathauses, am Mittwochmittag ein erstes Fazit. Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten einen Mund-Nasen-Schutz auf und klingelten an den Haustüren der Menschen, die sich in häuslicher Isolation befinden. "Sie gehen natürlich nicht hinein", sagt Leuze. Je nachdem reiche ein Gespräch über die Gegensprechanlage, um zu klären, ob die betreffende Person zu Hause sei. Bereits vor einigen Tagen habe man schon einmal eine derartige Kontrolle gemacht. "Damals hat man auch alle zu Hause angetroffen", sagt Leuze. Die Menschen seien sehr kooperativ und zeigten Verständnis. Das sei auch dieses Mal wieder der Fall. "Alle sind da, wo sie sein sollen."

 

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Eppingen zählt zurzeit sechs Menschen mit Coronavirus. Die Zahl der Kontaktpersonen liegt Cathrin Leuze zufolge im zweistelligen Bereich. Sehr viel mehr haben die Mitarbeiter der Stadt Heilbronn zu tun. Dort befinden sich aktuell 654 Personen in Quarantäne, teilt Rathaussprecherin Claudia Küpper mit. An den verstärkten Kontrollen beteilige sich das Ordnungsamt teils durch telefonische Befragungen, teils durch Vor-Ort-Besuche. Über das Ergebnis der Kontrolle werde informiert.

In Neckarsulm befinden sich 28 Menschen in häuslicher Isolation, sagt Sprecher Andreas Bracht. Auch dort gilt: "Wir suchen sie an den von ihnen angegebenen Orten auf." In Öhringen überprüfen die Mitarbeiter gestern 15 Haushalte, in denen sich Menschen in Quarantäne aufhalten. "Die Disziplin ist sehr gut", freut sich Rathaussprecher Michael Walter, "alle waren zu Hause." 120 Öhringer befinden sich zurzeit in Isolation. Am heutigen Donnerstag sollen die verstärkten Kontrollen in der Region fortgesetzt werden.

 


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Kommentare

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Peter Henschel am 22.10.2020 11:29 Uhr

Eine Quarantäne kann es eigentlich mit einem gerichtlichen Beschluss nur geben und nicht einfach mit einer Verordnung. Das gibt auch das Infektionsschutzgesetz nicht her, da dieses nicht über dem Grundgesetz steht und so auch angelegt ist.

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