Unfälle mit E-Scootern nehmen deutlich zu
Die Polizei beobachtet, dass die Zahl der Unfälle mit E-Scootern steigt und weist auf die Verkehrsregeln hin. Menschen klagen indes über rücksichtslose Fahrweisen. Die Stadt Heilbronn prüft strengere Auflagen für die Verleiher.

Zwei Kinder auf einem elektrischen Roller stoßen in Zaberfeld mit einem Auto zusammen. In Heilbronn braust eine E-Scooter-Fahrerin gegen eine Stadtbahn. Ein Betrunkener verursacht in Neckarsulm mit dem Gefährt beinahe einen Unfall mit einem Motorradfahrer. Derartige Meldung häufen sich. Laut Polizei nehmen Unfälle "signifikant" zu. Genaue Zahlen nennt sie nicht.
"Vielen Menschen ist nicht klar, dass ein E-Scooter ein Kraftfahrzeug ist", sagt Daniel Fessler, Sprecher des Heilbronner Polizeipräsidiums. Die Verkehrsregeln gelten auch für Fahrer der Elektro-Roller - egal, ob es sich um ein privates oder ein Leihfahrzeug handelt. Ihnen drohen außerdem die selben Strafen. Wer etwa betrunken E-Scooter fährt, kann den Führerschein verlieren.
E-Roller-Fahrer haben auf Bürgersteigen und Gehwegen nichts zu suchen. Ausnahme ist in Heilbronn die Fußgängerzone. Dort ist Schrittgeschwindigkeit erlaubt. Ansonsten sind Radwege oder Radfahrstreifen zu nutzen. Nur wenn diese fehlen, dürfen Roller-Fahrer auf die Straße.
Bürger kritisieren rücksichtsloses Verhalten
Auf der Stimme-Facebook-Seite schildern viele Leser ihre Beobachtungen. "Mit den Dingern passiert gerade viel", heißt es, "allerdings rauschen die auch an einem vorbei, egal ob Gehweg oder Fußgängerzone." Ein anderer Kommentator schreibt, Roller-Fahrer "fahren wie die Verrückten zu zweit". Ein anderer meint dagegen, dass es immer zu Unfällen komme, unabhängig vom Fortbewegungsmittel. Susanne Krötzsch aus Ilsfeld ist nach eigenen Angaben eine erfahrene Auto- und Motorradfahrerin. Sie hat die Elektro-Gefährte selbst ausprobiert. "Ich finde die Dinger gar nicht so einfach zu fahren", schreibt sie auf Facebook. "Man sollte tatsächlich etwas Übung haben, um anständig damit fahren zu können."
Vergangenes Jahr liegen die Unfallzahlen in der Region im einstelligen Bereich. Die Polizei zählt in der Stadt Heilbronn neun Unfällen mit E-Scootern, im Landkreis sind es fünf. Das Polizeipräsidium rechnet für dieses Jahr allerdings mit deutlich höheren Werten, auch was die Zahl der leicht und schwer Verletzten angeht. Elf Menschen sind vergangenes Jahr zu Schaden gekommen. Die Prognose für dieses Jahr: Insbesondere in der Stadt Heilbronn klettert die Verletztenzahl. Anders sieht es im Hohenlohekreis aus. Dort registriert die Polizei 2020 nur einen E-Scooter-Unfall mit einer leicht verletzten Person. Sie erwartet für dieses Jahr keine Zunahme.
Verleiher hält E-Scooter für so sicher wie Fahrräder
In vielen Städten gelten E-Roller als eine Möglichkeit der umweltfreundlichen Fortbewegung auf kurzen Distanzen. In Heilbronn bieten die Unternehmen Bird, Lime, Tier und Zeus ihre Fahrzeuge zum Ausleihen an.
E-Scooter seien so sicher wie Fahrräder, sagt Florian Anders vom Verleiher Tier. Laut Statistischem Bundesamt seien die Fahrzeuge an 0,8 Prozent der Verkehrsunfälle in Deutschland beteiligt. Dennoch sei jeder Unfall einer zu viel. Anders fordert eine deutliche Verbesserung der Infrastruktur zum Schutz der Fahrer. Er befürwortet außerdem das Tragen eines Helms, warnt aber vor einer Pflicht. Diese würde sicher viele davon abhalten, einen E-Roller statt des eigenen Autos zu nutzen.
Städte denken über schärfere Regeln nach
Einige Städte haben inzwischen die Nase voll von E-Scootern und den negativen Begleiterscheinungen. Dies geht aus einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" hervor. In Köln etwa soll die Zahl der Roller deutlich reduziert werden. Ein Nachtfahrverbot ist im Gespräch sowie eine Ausweitung der Parkverbotszonen. Außerdem sollen mehr Knöllchen geschrieben werden.
Die Stadt Heilbronn verfolge die aktuellen Entwicklungen sehr genau, sagt Christiane Ehrhardt, Leiterin des Amts für Straßenwesen. "Wir arbeiten auf der Grundlage unserer freiwilligen Verpflichtungsvereinbarung gut mit den Anbietern zusammen, sehen aber auch einen zusätzlichen Regulierungsbedarf." Die Heilbronner Behörde prüft derzeit, welche rechtlichen Konsequenzen ein Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen habe. Das stuft die Aufstellung von Sharing-Fahrzeugen im öffentlichen Raum als Sondernutzung ein. Bei Sondernutzungen könnten Städte den Anbietern höhere Auflagen erteilen, erläutert Ehrhardt, im Gegensatz zu freiwilligen Vereinbarungen. "Sondernutzungen sind verbindlich und werden befristet ausgesprochen."
Welche Regeln es gibt und welche Verstöße passieren
Wer mit einem E-Scooter unterwegs ist, muss mindestens 14 Jahre alt sein und benötigt keinen Führerschein oder eine Fahrerlaubnis, wie sie bei einem Mofa vorgeschrieben ist. Für das Fahrzeug besteht zwar keine Zulassungspflicht, man muss es aber versichern. Eine kleine Versicherungsplakette zum Aufkleben wurde extra eingeführt. Das Polizeipräsidium Heilbronn hat es außer mit Unfällen mit Straftaten und Ordnungswidrigkeiten zu tun. Dazu zählen Trunkenheitsfahrten oder die Fahrer haben sonstige Drogen intus. Auch kommt es vor, dass private E-Roller-Besitzer das Fahrzeug nicht versichert haben.