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E-Scooter als Auto-Alternative noch ausbaufähig

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Die Leih-Roller werden bislang kaum dazu genutzt, kurze Strecken mit dem Auto zu ersetzen, glauben Experten. Die Anbieter wollen bei der Umweltbilanz der Fahrzeuge noch nachbessern.

In größeren Städten sollen Elektro-Tretroller kurze Fahrten mit dem Auto auf lange Sicht überflüssig machen. Laut Umweltbundesamt und VCD werden sie derzeit jedoch nur in den seltensten Fällen zu diesem Zweck verwendet.
Foto: Archiv/Berger
In größeren Städten sollen Elektro-Tretroller kurze Fahrten mit dem Auto auf lange Sicht überflüssig machen. Laut Umweltbundesamt und VCD werden sie derzeit jedoch nur in den seltensten Fällen zu diesem Zweck verwendet. Foto: Archiv/Berger  Foto: Berger, Mario

Für den Bundesverkehrsminister war die Sache klar: "enormes Zukunftspotenzial" bescheinigte Andreas Scheuer (CSU) 2019 dem E-Scooter, der "eine echte Zusatzalternative zum Auto" sei. Nach gut zwei Jahren, in denen die Gefährte inzwischen als Verkehrsmittel zugelassen - und auch im Stadtbild von Heilbronn und Neckarsulm präsent sind, mutet die Bilanz eher durchwachsen an.

Angebot meist nur in Innenstädten

Das Umweltbundesamt sieht in den E-Tretrollern zurzeit noch keinen ökologischen Gewinn: "Erste Zahlen zeigen, dass sie oft den umweltfreundlicheren Fuß- und Radverkehr ersetzen", heißt es in einem Zwischenfazit. Ähnlich bewertet dies der Verkehrsclub Deutschland (VCD): "Richtig eingesetzt, kann der E-Scooter durchaus eine sinnvolle Ergänzung des Mobilitätsangebots sein", sagt Matthias Lieb, Vorsitzender des VCD-Landesverbands Baden-Württemberg. Allerdings sei nicht ersichtlich, dass dadurch Autofahrten ersetzt werden. Die kommerziellen Verleiher seien "nur in den Innenstädten anzutreffen, wo schon ein gutes ÖPNV-Angebot besteht und der E-Roller eher zum Spaß benutzt wird", so Lieb.

Im Mobilitätskonzept verankert

Und das macht sie bisweilen zum Ärgernis. "Auf der Nutzerseite ist teilweise vor allem beim Abstellen der Fahrzeuge eine gewisse Nachlässigkeit zu beobachten", bestätigt Tanja Seiler von der Stadtverwaltung Neckarsulm. Unterm Strich ergänzten die E-Roller das Mobilitätskonzept der Stadt, zu dessen Zielen die Verringerung des motorisierten Individualverkehrs zugunsten alternativer Verkehrsarten gehört, wie die Neckarsulmer Mobilitätsbeauftragte Carina Puff ergänzt. Auch die Stadt Heilbronn sieht E-Scooter als wichtige Alternative zum Autoverkehr, die einen Beitrag zur Umsetzung des Mobilitätskonzepts leisteten. "Die stetige Optimierung der Prozesse und Fahrzeuge durch die Anbieter verbessert auch die Umweltbilanz von E-Scootersharing-Modellen", so Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell.

Anbieter setzen auf austauschbare Teile

Bei Tier, einem von vier Leih-Anbietern in Heilbronn und Neckarsulm, geht man von einer Lebensdauer von mindestens drei Jahren pro Roller aus. "Unsere E-Scooter sind so konzipiert, dass alle Teile ausgetauscht und repariert werden können", gibt der Sprecher des Berliner Unternehmens, Florian Anders, Auskunft. "Die Einzelteile werden so lange wie möglich als Ersatzteile für weitere Scooter genutzt." Mit dem Einsatz von Elektrotransportern und E-Lastenrädern sowie der Umstellung auf neue Rollermodelle mit austauschbaren Batterien will das Unternehmen Emissionen reduzieren. "Auch in Heilbronn werden zeitnah Elektrofahrzeuge zum Aufladen und zur Wartung der Flotte eingesetzt", kündigt Anders an. In der Käthchenstadt hat Tier derzeit rund 150 Fahrzeuge im Einsatz.

Wenig Bedarf im ländlichen Raum

In kleineren Kommunen sieht man aktuell kaum Bedarf an Leih-Rollern. "Wir haben hier ohnehin kürzere Wege als in größeren Städten, daher besteht zurzeit keine Nachfrage nach Angeboten für die letzte Meile", sagt Jonathan Wein, Klimaschutzmanager der Stadt Brackenheim. Der ländlich geprägte Raum sei auf den motorisierten Individualverkehr angewiesen. "Der Trend zum E-Auto macht sich allerdings bemerkbar", so Wein. Einen Standort für Leih-Roller sehe er höchstens im interkommunalen Gewerbegebiet Langwiesen. "Das ist ein weitläufiges Areal. Hier wären Bushaltestellen mit angegliederten Leihstationen für Fahrräder oder eben auch E-Scooter ein Zugewinn."

 
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