Meinung zu Drittimpfungen: Überflüssige Debatte
Eine Debatte um Drittimpfungen und Mahnungen an die Stiko sind unnötig, findet unsere Autorin.
Während in Baden-Württemberg am Mittwoch geräuschlos Drittimpfungen für vulnerable Gruppen starteten, brach in Düsseldorf der Kassenärzte-Vorsitzende Andreas Gassen, ein Orthopäde und Unfallchirurg, eine völlig überflüssige Diskussion vom Zaun. Die Ständige Impfkommission, so seine Forderung, solle doch bitte eine Empfehlung für Drittimpfung herausgeben. Schließlich säßen in dieser Institution Fachleute, "die tatsächlich Ahnung vom Impfen haben".
Das hat Herr Gassen richtig erkannt: Die Stiko ist besetzt mit Experten, die erst dann Impfempfehlungen herausgeben, wenn dafür eine belastbare Datengrundlage vorhanden ist. Weder Mahnungen aus der Politik noch solche von Kollegen anderer Fachrichtungen werden das Gremium dazu bewegen, diesen Pfad der Wissenschaftlichkeit zu verlassen – das ist die Lehre aus dem Drama um die Impfempfehlung für Jugendliche ab 12 Jahren.
Drittimpfungen sollten ohnehin nicht das dominierende Thema sein. Das eigentlich Problem ist nach wie vor die zu große Impflücke unter den Erwachsenen. Erst etwa 60 Prozent der Gesamtbevölkerung sind geimpft, gleichzeitig laufen die Krankenhäuser wieder voll mit Corona-Patienten, darunter viele junge Menschen. Die große Mehrzahl davon hat keinen Impfschutz. Hier liegt das eigentliche Problem.