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Probe für den Transport nach Sinsheim geglückt: Techniker drehen U-Boot

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350 Tonnen wiegt die U17. Im kommenden Jahr soll das U-Boot nach Sinsheim transportiert werden. Dafür muss der Koloss auf die Seite gedreht werden. Der zweite Anlauf hat funktioniert.

In einem Winkel von 73 Grad liegt U17 auf der Seite. So soll das U-Boot im kommenden Jahr nach Sinsheim transportiert werden, wenn Hindernisse wie Neckarbrücken zu niedrig sind.
In einem Winkel von 73 Grad liegt U17 auf der Seite. So soll das U-Boot im kommenden Jahr nach Sinsheim transportiert werden, wenn Hindernisse wie Neckarbrücken zu niedrig sind.  Foto: Uwe Anspach (dpa)

Das hat vorher noch nie jemand gemacht." Ein Satz, den man in den beiden Technik-Museen in Speyer und Sinsheim öfter hört, zum Beispiel beim Transport der Concorde. Diesmal bezieht sich Michael Einkörn allerdings nicht auf ein Flugzeug, sondern auf ein U-Boot, das auf die Seite gedreht werden soll. Und weil das eine Welt-Premiere ist, ist der Projektleiter am Mittwochmorgen kurz vor 9 Uhr sichtbar aufgeregt. Er ist einer der Köpfe hinter dem Projekt U17, bei dem ein 350 Tonnen schweres Unterseeboot, das im Frühjahr von Bremerhaven nach Speyer gebracht wurde, im kommenden Juni seine letzte Fahrt nach Sinsheim antreten soll.


Transport auf dem Neckar: Drei Brücken sind zu niedrig

Doch dieser Weg ist lang, von Speyer geht es auf dem Rhein nach Mannheim und dort in den Neckar über Heidelberg. Hier warten die ersten Hindernisse: Drei Brücken, die mit dem aufrechten Gefährt nicht passiert werden können. Also muss der Koloss gedreht werden. Ein erster Versuch vor einigen Wochen wurde noch vor dem Start abgebrochen. "Der Druck auf die Außenhaut war zu groß", erklärt Michael Einkörn. Mögliche Dellen wären nach dem Zurückdrehen nicht wieder zu entfernen gewesen. Nach einigem Tüfteln dann die Lösung: Mehrere drei Zentimeter starke Lastverteilbänder aus Stahl wurden um das Boot geschweißt und fungieren als Schoner.

Nun steht also der nächste Drehversuch an. Kurz vor dem Start kommt auch Museumspräsident Hermann Layher und schwört die rund 20-köpfige Truppe ein. Was genau gesagt wird, können die Schaulustigen aber nicht hören, denn das Gelände rund um das U-Boot ist aus Sicherheitsgründen großflächig abgesperrt. Dann wird es mucksmäuschenstill. Zuerst kaum wahrnehmbar und in Zeitlupe dreht sich das U-Boot in 25-Zentimeter-Schritten auf die linke Seite und verharrt dann in einem Winkel von circa 30 Grad. Der erste Probelauf ist geglückt.

U-Boot muss um mindestens 70 Grad zur Seite geneigt werden

Drei Zentimeter starke Lastverteilbänder schützen die Außenhaut des U-Boots vor Schäden. Die Rolle dreht das Boot.
Fotos: Elfi Hofmann
Drei Zentimeter starke Lastverteilbänder schützen die Außenhaut des U-Boots vor Schäden. Die Rolle dreht das Boot. Fotos: Elfi Hofmann  Foto: Hofmann, Elfi

Nach einer kurzen Verschnaufpause wird die U17 wieder aufgerichtet und dann in die entgegengesetzte Richtung gekippt. Diesmal dauert es länger, denn die Techniker wollen mindestens eine Neigung von 70 Grad erreichen und damit die Probe aufs Exempel machen. Immer wieder hört man Rufe.

Mittendrin steht Felix Baumgartner. Der Österreicher, der vor elf Jahren mit einem Stratosphärensprung große Aufmerksamkeit erregte, ist seit Jahren Mitglied im Förderverein der Museen und drückt den Startknopf für die beiden Drehversuche. Der zweite endet bei 73 Grad. "Optimal" bezeichnet Michael Einkörn den Winkel. "Das ist mehr, als wir für den Transport müssten." Der U-Boot-Turm ist jetzt auf der gleichen Höhe wie der eigentliche Rumpf.

 


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Für mehrere Stunden bleibt das Gefährt nun in dieser Position, denn jetzt schlägt die Zeit der Transporteure. Sie vermessen alles ganz genau, um für die Fahrt nach Sinsheim gewappnet zu sein. Denn dafür muss das Boot nicht nur unter den drei Brücken bei Heidelberg durch. Auch Oberleitungen gilt es tunlichst nicht zu zerstören.

"Ganz bekommen wir die erforderliche Höhe trotz der Drehung nicht hin", sagt Michael Einkörn. Deshalb müssen die Leitungen für die Fahrt, die außerhalb des Wassers mit einem Transporter läuft, nach oben gedrückt werden. Dafür bedarf es zahlreicher behördlicher Genehmigungen. Die entsprechenden Anträge seien bereits gestellt, die Bewilligung dauere allerdings mehrere Monate, sagt Michael Einkörn. Denn der Zugverkehr muss geregelt werden, genauso wie die diversen Straßensperrungen zwischen Haßmersheim und dem Endpunkt in Sinsheim. Gut Ding will eben Weile haben.

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