Spektakulärer Transport: Vor 20 Jahren kam die Concorde nach Sinsheim
Für einen symbolischen Euro kaufte der Präsident des Technik-Museums Sinsheim eine ausrangierte Concorde. Der Transport in den Kraichgau erforderte 2003 allerdings etwas mehr Einsatz – und zog zahlreiche Schaulustige an. Wir werfen einen Blick zurück.
Als sie am 24. Juni 2003 landete, brach der Verkehr rund um den Baden-Airpark in Karlsruhe zusammen. Zehntausende Schaulustige wollten die Concorde F-BVFB, kurz Fox Bravo genannt, ein letztes Mal in Aktion sehen. Nach dem Absturz einer Concorde am 25. Juli 2000, bei dem 113 Menschen starben, und dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 hatte die französische Fluggesellschaft Air France den Betrieb der Maschinen im April 2003 eingestellt.
Kaufpreis für die ausrangierte Concorde: ein Euro
Nur zwei Exemplare befinden sich heute außerhalb Frankreichs. Eins, die Concorde 207, Werksnummer 100-007, Kennzeichen F-BVFB, hatte der Güglinger Gerüstbauer und Museumsbetreiber Eberhard Layher am 27. Mai 2003 zum symbolischen Preis von einem Euro bekommen. Spektakulär war die Überführung nach Sinsheim. Dort steht das ausrangierte Überschallflugzeug seit nunmehr 20 Jahren neben der russischen Tupolev Tu-144 auf dem Dach des Technik Museums.
Am letzten Flug der Concorde nahmen Journalisten, Mitarbeiter von Air France und des Technik Museums sowie zahlreiche Ehrengäste teil. Die Ära des französischen Überschall-Passagierflugzeugs endete am 24. Juni 2003 um 12.40 Uhr, zwei Stunden und 25 Minuten nach ihrem Start in Paris. Layher hatte eine Maschine für sein Technikmuseum bekommen, weil er mit dem Transport einer Boing 747 und der Tu-144 schon bewiesen hatte, dass er es kann. 130 Kilometer zu Wasser und zu Land musste die Concorde vom Baden-Airport nach Sinsheim zurücklegen. Das Interesse an diesem logistischen Meisterstück war riesig.
Fahrt auf dem Tieflader: Schaulustige verfolgen Transport der Concorde
Bis in die frühen Morgenstunden, als die Concorde sicher und heil in Sinsheim ankam, säumten Schaulustige die Strecke, um das Großereignis mitzuerleben. Sofort nach der Landung in Karlsruhe hatten Techniker des Museums und der Air France das Flugzeug auseinandergenommen. Um Höhe und Breite des Flugzeugs so weit wie möglich zu verringern, mussten die Triebwerke, das Seitenleitwerk und die Flügelspitzen abmontiert werden. Auf einem Tieflader wurde die Concorde dann am 18. Juli 2003 zur Nato-Rampe nach Söllingen gefahren und auf dem Rhein bis nach Altlußheim transportiert. Von dort ging es auf einem Tieflader über die A 6.
Die Strecke war nach zahlreichen Machbarkeitsstudien und Sitzungen mit zuständigen Behörden ausgewählt worden. Wegen ihrer Breite von 15 Metern konnte die Concorde nur auf einem kippbaren Spezial-Tieflader transportiert werden, sonst hätte sie unter der Brücke beim Museum nicht durchgepasst. Der Transport auf der gesperrten Autobahn konnte nur in der Nacht erfolgen. Durchschnittsgeschwindigkeit: fünf Kilometer in der Stunde.
Concorde: Breiter als die Autobahn und höher als eine Brücke
Unterwegs mussten Ampelanlagen und Straßenschilder abmontiert werden, die Concorde war zehn Zentimeter höher als die niedrigste Brücke und 2,5 Meter breiter als die Autobahn. Zum Schluss legte das Team fast 15 Kilometer als Geisterfahrer auf der A 6 zurück. Zwei Tage später, um 6 Uhr des 20. Juli 2003, wurde der Rumpf von einem Kran auf das Museumsgelände gehoben. Für das Fundament waren zwei Gruben ausgegraben und mit 1200 Tonnen Stahlbeton aufgefüllt worden. 18 Meter lang sind die beiden hinteren Stahlrohre, die das Flugzeug tragen. Das vordere misst 23 Meter. So ergibt sich ein 15-Grad-Anstellwinkel. Die Concorde sieht aus, als würde sie starten.
Nach dem Zusammenbau wurde die Concorde am 17. März 2004 auf einem Stahlgerüst über der Halle 2 des Museums verankert. Concorde und Tupolev Tu-144 thronen seitdem nebeneinander. Nirgendwo sonst können die Überschall-Passagierflugzeuge gemeinsam besichtigt werden. "Bis heute sind wir die einzigen, die einen solchen Riesenvogel zerlegt und außerhalb eines Flugplatzes wieder zusammengebaut haben", sagt Museumspräsident Hermann Layher. Als ein Wunder empfinde er es, "dass wir diese Flugzeuglegenden bei uns haben".
Mehr Museumsbesucher als Fluggäste in der Concorde
Bilder von der zerlegten Maschine auf dem Fluss und auf der Straße, zwischen Leitplanken und unter Brücken, sind im Museum zu sehen. Sowohl die Concorde als auch die Tu-144 sind von innen zugänglich. Fast alle Museumsbesucher steigen die 30 oder 50 Stufen der Wendeltreppe hinauf, um einen Blick ins Innere der Jets zu werfen. Schon zum Zehnjährigen sagte Layher, die Concorde habe in Sinsheim schon mehr Besucher gehabt als Fluggäste in ihrer aktiven Zeit.