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Concorde-Pilot schwärmt in Sinsheim vom Überschallflugzeug

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Vor 50 Jahren fliegt die Concorde zum ersten Mal. Jean-Louis Chatelein, der als Pilot ebenfalls solche Maschine flog, erinnert sich an die Zeit im Cockpit.

Von Simon Gajer

 

Das Auto- und Technikmuseum präsentiert seine Concorde schon seit Jahren auf dem Dach. 50 Jahre nach dem Erstflug haben die Sinsheimer Museumsmacher nun zahlreiche Ausstellungsstücke im Gebäude vereint. Zu sehen sind unter anderem die vier Triebwerke des Flugzeugs, Geschirr oder neun Ordner, in denen die Tragflächen detailliert dokumentiert sind.

Pilot fliegt Concorde im Juni 2003 zum Baden-Airpark

Zur Einweihung der neuen Attraktion ist der ehemalige Pilot Jean-Louis Chatelain gekommen. Er flog Dutzende Male mit der Concorde über den Atlantik. Und er war im Cockpit verantwortlich, als die Concorde, die heute die Silhouette von Sinsheim prägt, ein letztes Mal in der Luft war und im Juni 2003 von Paris zum Baden-Airpark flog.

Starts sind ein Nervenkitzel

Die Starts bleiben Jean-Louis Chatelain auch Jahre nach dem letzten Flug in Erinnerung. Die Momente, als das Flugzeug auf der Startbahn auf 400 Kilometer pro Stunde beschleunigte, seien die aufregendsten gewesen. "Das war ein Nervenkitzel", erzählt er. Er gibt einen Vergleich: Die anderen Flugzeuge heben mit 300 Kilometern pro Stunde ab.

Über dem Atlantik überholt Concorde die Air Force One

Concorde: Der Ruheständler ist bei der 50-Jahr-Feier im Sinsheimer Museum noch immer vom Mythos begeistert. Das spürt man in den Anekdoten, die er berichtet: Die Air Force One mit dem damaligen US-Präsidenten George Bush überholte er über dem Atlantik. Bei der Landung in Paris sagte er seinen US-amerikanischen Passagieren, dass sie im Flugzeug ihres Staatschefs noch immer irgendwo über dem Meer wären.

In acht Stunden über den Atlantik und zurück

Es sind diese Erzählungen des Kapitäns, die die Kraft des Überschallflugzeugs so eindrucksvoll beschreiben. Weil einmal ein Pilot für den Rückflug aus New York fehlte, flog Jean-Louis Chatelain morgens von Paris als Passagier in die USA. Zurück saß er dann am Steuer: Um 10.30 Uhr hob er in Frankreich ab, gegen 20 Uhr war er zurück zu einer Verabredung.

Chatelain beschreibt in Sinsheim, wie er mit dem Überschallflugzeug zwischen den Kontinenten unterwegs war: möglichst nicht über Land, obwohl die Strecke dadurch mit 6140 Kilometern gut 300 Kilometer länger war als die übliche Route. Der Grund: Der Knall beim Fliegen mit Überschallgeschwindigkeit war zu laut für die Menschen am Boden. Aber nicht für die Concorde-Crews: Als Air France das Aus des Flugzeugs ankündigte, fuhren Flugbegleiter und Piloten mit Fischerbooten in den Ärmelkanal und warteten auf die noch fliegenden Concordes. Chatelein zeigt ein Video eines solchen Ausflugs: Als es darauf knallte, strahlte vor Freude eine Flugbegleiterin.

Mit der Concorde fliegt man immer am Limit

Zu den Herausforderungen gehörte zwar der Lärm, doch Jean-Louis Chatelain bleibt von der Maschine fasziniert. "Sie ist das schönste Flugzeug der Welt." Das Fliegen sei leicht gewesen, obwohl man mit ihr immer am Limit gewesen sei.

Mit Maximalgeschwindigkeit ging es über den Atlantik, das wirkte sich auf den Spritverbrauch aus: Dreieinhalb Stunden dauerte die Reise von Paris nach New York, beim Anflug hätte man eine Treibstoffreserve für 20 Minuten gehabt.

Museumspräsident Hermann Layher ist als Passagier mit einer Concorde geflogen - von Basel nach Nizza und zurück. Laut, eng und zittrig sei es gewesen, doch Layhers Begeisterung hält nach wie vor an. Als "schönstes und spektakulärstes Flugzeug" beschreibt der Museumspräsident die Concorde. Erst durch den Minimalismus sei das Flugzeug so schnörkellos schön. Hermann Layher weiß: Die Concorde bot ihren Passagieren keinen Komfort, die Fenster waren klein, und hinzu kam der Lärm. Doch ihr Tempo hatte einen Vorteil: "Mit der Geschwindigkeit bekam man vier Stunden mehr Lebenszeit."

 
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