Trockenheit stresst Pflanzen: So bewässern Landwirte und Kommunen
Erste Getreidesorten werden notreif. Hoher Gießaufwand bei den Städten und Gemeinden, damit Grünanlagen und Straßenbäume nicht dauerhaft geschädigt werden.

Fast den ganzen Tag sei er derzeit rund um den Öhringer Hofgarten unterwegs, um die durstigen Pflanzen mit Wasser zu versorgen und in den Beeten Ordnung zu halten, erklärt ein Bauhof-Mitarbeiter, den den Beeten am Rondell gerade eine Dusche verpasst. Seit der Landesgartenschau gibt es im Park zudem eine Sprenkleranlage, die den Stadtgärtnern die Arbeit erleichtert. Im Stadtgebiet sind drei mobile Piaggio Gießfahrzeuge mit einem Kubik Wasser unterwegs.
Bald kommt ein Aufsatz für einen Lastwagen dazu. Der kann dann acht Kubikmeter Wasser transportieren. Denn es wird viel Wasser gebraucht, um die rund 400 Wassersäcke zu befüllen, die die jungen Bäume am Leben halten, erklärt Sprecherin Monika Pfau. Wo das nicht passiert, sind die Bäume knusprig braun.
Umstieg auf unempfindliche Pflanzen
In einer Flächengemeinde wie Bretzfeld bleibt beim Gießen viel Zeit auf der Strecke. Man bemühe sich bei Neupflanzungen möglichst hitzeresistente, unempfindliche Pflanzen zu nehmen, erklärt Bauamtsleiter Benjamin Müller. Die Anlagen der Kindergärten beispielsweise müssen die 15 Bauhof-Mitarbeiter nicht gießen. Das werde in den Einrichtungen selbst erledigt.
Sonderkulturen müssen bewässert werden
Nicht nur für die Städte und Gemeinden bedeutet die anhaltende Trockenheit Stress. Der Oberboden ist bis in 50 Zentimeter Tiefe trocken, weiß Thomas Winter, Leiter des Landwirtschaftsamtes Hohenlohekreis. Für die Landwirte mit Sonderkulturen wie Erdbeeren bedeutet das, dass sie wässern müssen. Aber auch Beerensträucher brauchen literweise Wasser. Im Ackerbau werden erste Wintergetreidearten notreif. Das könne man bei der Gerste beobachten, die sich besonders auf schlechteren Böden schon hell verfärbe, aber auch beim Weizen.
Boden stark verkrustet
Diese Woche sei für die Ernte entscheidend. Niederschläge wären gut, erklärt Winter. Da die Böden aber stark verkrustet sind, hofft nicht nur er auf sachten Sommerregen. Starkregenereignisse könnten aktuell zu Überschwemmungen führen, da der Boden so trocken ist, dass er nichts aufnehmen kann.
Die Bodenbeschaffenheit ist aktuell auch für Mais und Zuckerrüben ein Problem: "Hier wurde in feuchten Boden gesät, dann wurde es sehr trocken", sagt Winter. In der Folge sei die Oberfläche steinhart, es komme wenig Sauerstoff in den Boden. Die Pflanzen bleiben klein und schwach. Der Mais färbe sich teils violett. Das deute auf Phosphatmangel hin.
Alte Weinstöcke kommen in die Tiefe, junge brauchen Wasser
"Noch sehr entspannt" sei die Situation in den Weinbergen, sagt Dirk Mosthaf von den Winzern vom Weinsberger Tal. "Bis dato sind die Reben durch ihre tiefen Wurzeln noch super mit Wasser versorgt." Nur bei jungen Anlagen hätten die Kollegen teilweise schon mit der Bewässerung begonnen, vor allem bei solchen, die erst dieses Frühjahr gepflanzt wurden. Gleichzeitig ist Mosthaf zuversichtlich, dass es bald regnet. Insgesamt liege die Vegetation nach einem üppigen Wachstum etwa im langjährigen Schnitt. Die Traubenblüte sei so gut wie abgeschlossen und lasse auf einen guten Ertrag schließen. "Wobei im Sommer ja noch viel passieren kann."
Gemüsebauern können noch bewässern
Im Gemüsebau gibt es derzeit noch ausreichend Wasser. Um die Verdunstung zu minimieren, wässern die Betriebe so viel wie möglich abends. So auch Gemüsebau Hekler in Bad Friedrichshall und Gartenfrisch Jung in Jagstfeld.
Neben dem lange ausgebliebenen Regen sei der trockene Ostwind das Problem der vergangenen Tage gewesen, berichtet Daniel Jung, Inhaber des Jagstfelder Unternehmens. Montagmorgen habe sich der Wind aber gedreht. Nun hofft Jung auf gleichmäßigen Landregen. "Sintflutartige Niederschläge können wir nicht brauchen", so der Landwirt. Durch die Trockenheit seien die Böden nur eingeschränkt aufnahmefähig. Heftige Regengüsse könnten zu Bodenerosion führen.
Laut Julia Böhringer vom Gemüseanbauberatungsdienst in Heilbronn haben bestimmte Kulturen wegen der Hitze und Trockenheit bereits Entwicklungsstörungen entwickelt. Dazu zählen Zwiebeln, deren Wurzeln noch nicht tief genug ausgebildet sind.
Baumsäcke
Um den Straßenbäumen zu helfen, tiefe Wurzeln auszubilden, hat die Stadt Öhringen seit vier Jahren Baumsäcke im Einsatz. Die fassen etwa 70 Liter und geben das Wasser über vier Stunden an den Wurzelballen der jungen Bäume ab. Der Ballen wird dadurch komplett durchfeuchtet. Die Pflanze kann so besser wurzeln. Die Säcke werden einmal die Woche befüllt.