Drohen Waldbrände auch im Raum Heilbronn?
Feuerwehr und Forstexperten bereiten sich auf massive Herausforderungen durch die Trockenheit vor. An manchen Orten in der Region gilt bereits die zweithöchste Stufe der Waldbrandgefahr.

Auch in der Region machen sich Waldbesitzer, Forstleute und Feuerwehrmänner zunehmend Sorgen angesichts der Folgen von Hitze und Trockenheit. An einigen Orten - etwa in Öhringen und Eppingen - gilt aktuell bereits die zweithöchste Waldbrandgefahr-Stufe des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Zwar sei in Heilbronn, im Unterland sowie in Hohenlohe die Wahrscheinlichkeit großer Flächenbrände aufgrund der Tatsache, dass die hiesigen Wälder überwiegend Laubhölzer beheimaten, geringer als in den großen Nadelwald-Kulturen im Schwarzwald oder in Ostdeutschland, erklärt Torsten Rönisch, Kreisbrandmeister im Hohenlohekreis.
Grillverbot wegen der hohen Waldbrandgefahr erlassen
Dennoch mahnen er und auch weitere Fachleute wie Roland Hartz - der als Leiter des Bezirks Tauberfranken bei der Forst BW für 15.000 Hektar Staatswald in den Landkreisen Heilbronn, Hohenlohe, Main-Tauber, Schwäbisch Hall, Rems-Murr und Odenwald Verantwortung trägt - aktuell zu unbedingter Vorsicht in den Wäldern.
Das Heilbronner Kreisforstamt hat unterdessen bereits reagiert und wegen der hohen Waldbrandgefahr eine Allgemeinverfügung erlassen, die offenes Feuer im Abstand von weniger als 100 Meter zum Wald untersagt. Das Verbot gilt ab Donnerstag, 15. Juni, und betrifft insbesondere Feuerstellen und Grillplätze. Kontrollen sind angekündigt. Auch im Hohenlohekreis wurden die Kommunen laut Torsten Rönisch aufgefordert, Grillstellen auf ihrem Gemeindegebiet zu sperren.
Dürre bedeutet Stress fürs Ökosystem
Was Forst-BW-Mann Roland Hartz indes fast noch mehr umtreibt, sind die Dürrefolgen für das Ökosystem: "Bei uns schrillen schon wieder alle Alarmglocken", sagt er. "Wir laufen jetzt langsam wieder in eine richtige Dürrestress-Krise hinein." Wenn sich Hitze und Trockenheit in den kommenden Wochen und Monaten fortsetzten, sei mit massenhafter und "dramatischer" Vermehrung des Borkenkäfers und zahlreichen absterbenden Bäumen zu rechnen.
Laut dem Leiter des Forstamts im Landkreis Heilbronn, Martin Rüter, setzen Hitze und Trockenheit vor allem den Fichten zu, die im Landkreis noch sieben Prozent der Waldfläche bilden. Die Bäume seien durch den Trockenheits-Stress der relevanten Borkenkäfer-Art namens „Buchdrucker“ schutzlos ausgeliefert, so Rüter. Der Landkreis rät den Waldbesitzern dringend, ihre Fichtenbestände zu kontrollieren.
Um die Vernichtung nachgepflanzter Gewächse auf ein Minimum zu begrenzen, geht die Forst BW nun auch einen weiteren Schritt: "Wir haben vor zwei Wochen erstmals bei uns eine Kultur bewässert", berichtet Bezirksleiter Hartz. An einem wegen seiner Lage "besonders schwierigen Standort" bei den Künzelsauer Taläckern wurden Tausende Liter aufbereitetes Kläranlagen-Wasser per Güllewagen herbeigeschafft und dann mittels Feuerwehrschläuchen verteilt. "Wenn der Sommer so weitergeht, werden wir das auch an anderen Orten versuchen müssen", sagt der Forstexperte.
Kreisbrandmeister sieht Feuerwehren vorbereitet
Wasser - das wird im Ernstfall eines Feuers im Wald auch gebraucht. Aber nicht nur: Wie Kreisbrandmeister Rönisch berichtet, kommen dann auch mechanische Löschwerkzeuge, etwa sogenannte "Patschen", zum Einsatz. "Vereinzelte Feuerwehren haben jetzt begonnen, spezielles Material zur Waldbrandbekämpfung anzuschaffen."
Denn: Das Löschmittel Wasser zu einem Einsatzort im Wald zu bringen, ist gar nicht so einfach. Hydranten sind im Umfeld meist kaum vorhanden. "Bei schwierigen Versorgungslagen können die von uns installierten Versorgungszüge liefern", beruhigt der führende Feuerwehrmann: Große Transport-Fahrzeuge und Wagen mit starken Pumpen und speziellen Schlauch-Systemen kämen dann zum Einsatz.
Fachgruppe Forst zur Waldbrand-Bekämpfung
Doch auch bei den Strukturen wird aufgerüstet, um für die Herausforderungen des Klimawandels gewappnet zu sein: Die unlängst bei der Feuerwehr Bretzfeld eingerichtete "Fachgruppe Forst" soll andere Wehren der Region bei der Waldbrand-Bekämpfung unterstützen - sowohl präventiv-beratend im Vorfeld als auch löschend im Einsatz. "Wir halten hierfür in Bretzfeld spezifische Einsatzmittel vor", erklärt Rönisch. Rund 50 Personen jener Sondereinheit werden dort nun bei Lehrgängen speziell für den Fall eines Feuers im Forst ausgebildet. "Zuerst rückt aber die jeweils zuständige Wehr aus. Diese kann die Fachgruppe nachfordern."
Im Landkreis Heilbronn existiert bereits eine solche Einheit: Sie ist bei Ellhofen stationiert - und soll mit der neuen Truppe in Bretzfeld kooperieren. Die Wehren der Region seien jedenfalls grundsätzlich gut auf die Herausforderungen vorbereitet: "Wir haben in unserer Alarm- und Ausrückeordnung solche Fälle berücksichtigt", betont der erste Brandbekämpfer im Kreis.
Auch stünden er und die Kreisbrandmeister aus Heilbronn- Franken sowie die Heilbronner Berufsfeuerwehr im regen Austausch. "Wir treffen uns regelmäßig und sprechen dabei auch über Waldbrand-Themen." Rönisch weiter: "Am Samstag wird zum Beispiel unter meiner Federführung in Heilbronn eine Fortbildung für die Führungsstäbe aus dem Land- und Stadtkreis Heilbronn stattfinden." Dort referieren dann Feuerwehr-Fachleute - unter anderem auch zur verbesserten Zusammenarbeit über die Landkreis-Grenzen hinweg.