Tripsdrill ist das Ergebnis echter Pionierarbeit
Mit dem Traum ewiger Jugend fing es an: So macht Eugen Fischer 1929 aus seiner Gastwirtschaft die Altweibermühle. Sein Sohn Kurt baut den Erlebnispark Tripsdrill aus - und gilt als Pionier der Freizeitpark-Branche. Fertig ist Tripsdrill auch nach 90 Jahren noch nicht.
Eugen Fischer eröffnet am 30. Juni 1929 die Altweibermühle neben seiner Gaststätte als Ausflugsziel für die nähere Umgebung, die Keimzelle von Tripsdrill. Fischer greift damals den Traum ewiger Jugend auf, bastelt an seine Gastwirtschaft eine Rutsche aus Holz und nagelt an die Spitze vier große Windräder. Die Gegend beschallt er mit einem großen Trichter, fordert das Volk zum Tanz. Und das kommt zahlreich, zu Fuß aus Bönnigheim, aus Cleebronn, mit dem Moped, seltener mit dem Auto, Wanderer und Ausflügler sogar von der Landeshauptstadt.

Wer oben auf die Rutsche sitzt, in fliegender Fahrt hinuntersaust, kommt dynamisch, frisch, rundum aufgehübscht und jung wieder heraus: Kosmetikindustrie, Schönheitschirurgen − alle könnten sie einpacken, wenn an der Legende der Altweibermühle Tripsdrill tatsächlich ein Körnchen Wahrheit wäre.
Kurt Fischer ist der Pionier der Freizeitpark-Branche
Legende hin, Legende her − mit der Altweibermühle beginnt die außergewöhnliche Erfolgsgeschichte von Tripsdrill. 1946 zerstört ein Blitzschlag die Mühle und lässt sie in Flammen aufgehen. Die Fischers haben alles verloren − bis auf ihren Mut, neu anzufangen. 1950 wird die heutige Altweibermühle nach dem Wiederaufbau eingeweiht.
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Eugen Fischers Sohn Kurt ist es, der Tripsdrill immer weiter ausbaut und zum Erlebnispark macht. Der 2010 Verstorbene gilt bis heute als Pionier der Freizeitpark-Branche. Nach dem Zweiten Weltkrieg formt er den Park, der bis heute etliche Kuriositäten aufweist und in allen Ecken mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist. Kurt Fischer setzt auf Innovation, lange bevor der Begriff zum Modewort wurde.
Mit Wasserspielen gelingt ihm eine einfache, äußerst beliebte Entwicklung: Per Spritzpistole muss ein Ball durch ein Labyrinth bugsiert werden. "Das hat seitdem jeder Park", sagt Helmut Fischer, der heute mit Bruder Roland die Geschäfte führt.
Markenzeichen ist der typische Tripsdrill-Lokalkolorit
Tripsdrill, das sind im 90. Jahr des Bestehens ein Erlebnispark mit 100 Attraktionen und das Wildparadies, in dem es mehr als 50 Tierarten wie Braunbären, Luchse, Wildkatzen und Fischotter zu entdecken gibt. Jahr für Jahr zählt die Betreiberfamilie Fischer mehr als 750.000 Besucher, vor allem aus der Region, aber auch aus der ganzen Welt. "Ich denke, unser Großvater wäre sehr stolz und würde sich mächtig freuen, wenn er heute auf den Park blicken könnte", sagt Roland Fischer.
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Wichtig ist den Fischers: Attraktionen, die es sonst nirgends gibt. Für den typischen Tripsdrill-Lokalkolorit werden dann Kosten und Mühen nicht gescheut. Die traditionelle Bauweise der Häuser mit zum Teil alten Materialien wie Fachwerk-Holz und Biberschwanz-Ziegeln sorgt für den Grundstock. Zunächst vielleicht unscheinbare Details runden den Gesamteindruck ab.
So sind in der Wasserfahrt Jungbrunnen frei nach einem Gemälde Lucas Cranachs Schönheiten beim Baden zu beobachten. Im Waschhaus vertreiben sich die Besucher beim Warten auf das Waschzuber-Rafting die Zeit mit Original-Stücken aus der Vergangenheit − sie zeigen, wie mühselig Waschen noch bis vor einigen Jahrzehnten war. "Uns ist es wichtig, authentisch zu bleiben und die Originalität zu wahren. Wir nehmen nicht jeden Trend auf, sondern gehen unseren eigenen Weg", sagt Helmut Fischer.
Die Fischers sind sich einig: Fertig ist ihr Park nie
Klar sei aber auch, dass die Besucher immer wieder etwas Neues erwarten, überrascht werden wollen. Seit fast zehn Jahren können die Besucher in Tripsdrill auch übernachten, in Baumhäusern und Schäferwagen. Ideen gebe es noch viele in der Schublade, aber alles würde nicht zu Tripsdrill passen. Im Familienkreis werde sehr viel diskutiert, erzählt Roland Fischer. Dabei würde auch die Sicht der jüngeren Familienmitglieder helfen. Denn mit Benjamin und Andreas Fischer arbeitet nun bereits die nächste Generation aktiv im Unternehmen mit.
Schließlich − da ist sich die Familie einig − sei so ein Park nie fertig. Ganz in die Karten schauen lassen wollen sich die Fischers nicht, wenn es um die Zukunft geht, denn stets ist die Sorge da, dass ein Konkurrent eine neue Idee vor der Nase wegschnappt. Fest steht aber, dass zu Pfingsten ein neuer Abenteuerspielplatz mit mehr als 250 Stationen eröffnet wird.
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Einen kleinen Ausblick gibt es dann aber doch noch. "Alles wollen wir noch nicht verraten. Aber in den kommenden Jahren möchten wir Tripsdrill auf einer etwa 3,15 Hektar großen Fläche links vor dem Haupteingang erweitern", sagt Helmut Fischer. "Was da genau entsteht? "Da müssen sich die Besucher noch etwas gedulden." Gerüchten zufolge soll eine weitere Achterbahn entstehen.

Große Sonderbeilage
Das rote Geschenkband, das derzeit die Altweibermühle umgibt, deutet es an: In Tripsdrill steht in dieser Saison ein besonderes Ereignis an. Der Erlebnispark feiert sein 90-jähriges Bestehen. Diesem Geburtstag ist eine 32-seitige Sonderbeilage gewidmet, sie liegt an diesem Samstag, 18. Mai, allen Ausgaben der Heilbronner Stimme bei. Sie stellt Attraktionen, Macher und Menschen vor, blickt hinter die Kulissen und liefert Anregungen.
Nicht fehlen darf ein Streifzug durch die vergangenen neun Jahrzehnte − eine bewegte Geschichte, die die Familie Fischer fortschreiben wird. Bestandteil ist auch ein Gewinnspiel, bei dem insgesamt 20 Preise ausgelobt werden − unter anderem Übernachtungen, Jahrespässe und vieles mehr.