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Krieg in der Ukraine
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Jan Franke von der Tierrettung Unterland hilft Tieren im ukrainischen Kriegsgebiet

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Jan Franke aus Neckarsulm versorgt seit Wochen verletzte Hunde und Katzen in der Ukraine - selbst dort, wo russisches Militär mutmaßlich Gräueltaten verübt hat.

Jan Franke (links) hat diesen Hund aus einem Haus bei Irpin befreit. Der Halter sei nach Angaben von Nachbarn bei Angriffen ums Leben gekommen, sagt Franke. Im Kriegsgebiet – hier rechts in Butscha, das zuletzt durch mutmaßliche Gräueltaten der russischen Armee bekannt wurde – treffen die Helfer auf Zerstörung. Fotos: privat
Jan Franke (links) hat diesen Hund aus einem Haus bei Irpin befreit. Der Halter sei nach Angaben von Nachbarn bei Angriffen ums Leben gekommen, sagt Franke. Im Kriegsgebiet – hier rechts in Butscha, das zuletzt durch mutmaßliche Gräueltaten der russischen Armee bekannt wurde – treffen die Helfer auf Zerstörung. Fotos: privat  Foto: privat

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Zunächst hatte Jan Franke von der Tierrettung Unterland im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet Kriegsflüchtlingen mit Haustieren geholfen. Doch bereits seit einigen Wochen befindet sich der 30-Jährige aus Neckarsulm selbst regelmäßig im Kriegsgebiet. Auch in Städten, in denen das russische Militär mutmaßlich Gräueltaten verübt hat, sucht Franke zusammen mit einigen Ehrenamtlichen aus anderen Ländern nach Tieren, die im Krieg verletzt wurden oder anderweitig Hilfe benötigen.

Dabei sind Einsätze zu bewältigen wie Anfang dieser Woche in der Stadt Irpin bei Kiew. Franke befreite einen Hund aus einem Haus. Angaben von Nachbarn zufolge verlor der Halter des Tieres bei einem Angriff russischer Soldaten sein Leben, der Hund blieb im Haus eingeschlossen zurück.

"Er bellte nach Leibeskräften aus einem zersplitterten Fenster seines Zuhauses", schreibt Jan Franke auf der Facebookseite der Tierrettung Unterland. Zusammen mit anderen Helfern sei er durch das Fenster ins Haus eingestiegen.


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Die Unterstützer seiner Arbeit informiert Franke regelmäßig auf der Facebookseite der Unterländer Tierrettung über die Abläufe und Einsätze in der Ukraine. Die Kosten, die entstehen, würden aus Mitteln des Vereins beglichen, sagt er. In der Vergangenheit war Franke immer wieder in Katastrophengebieten, um Tieren zu helfen. So zum Beispiel bei den verheerenden Waldbränden in Australien in 2020 oder auch nach der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer im Ahrtal. Dieses Mal arbeitet er mit der Centaurus Stiftung aus Polen zusammen. Begleitet werden die Helfer stets von einem Militärfahrzeug. Und zuletzt untergekommen seien sie in einem Gemeindehaus bei Kiew, berichtet Jan Franke.


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Auf die Frage angesprochen, wie die Menschen in der Ukraine angesichts des menschlichen Leids in dieser Zeit auf Ehrenamtliche aus dem Ausland reagieren, die gekommen sind, um Tieren zu helfen, sagt Franke: "Wie jedes Mal bei solchen Einsätzen sind die Menschen vor Ort äußerst dankbar." Das Team versorge ja nicht nur Verletzungen von Tieren, die von Granatsplittern oder Schusswaffen stammten. Sondern man bringe große Mengen an Tierfutter mit oder tiermedizinisches Equipment, ebenso Essens- und Hygienepakete für Menschen.

Immer wieder komme es vor, dass Tieren nicht mehr geholfen werden kann, schildert Franke. So sah er schon des Öfteren Hunde am Wegesrand, die mutmaßlich von Soldaten erschossen worden waren. Auch der Anblick von toten Menschen gehört im Kriegsgebiet in der Ukraine für Jan Franke zur Realität.

Anblick von Leid gehört in der Ukraine zur Realität

"Hier wird diese Hilfe benötigt", sagt der Neckarsulmer über sein Motiv für den Auslandseinsatz. Ob er Angst empfinde? Eher nein, so Franke, Soldaten seien ja dabei, und wenn sie wo eintreffen, sei das russische Militär bereits weg. Eine kugelsichere Weste trage er aber. Der Anblick von Leid beschäftige ihn und seine Mitstreiter auch nach den Einsätzen. Sie seien ein großes Team und könnten sich dazu besprechen. Er selbst schaffe es, schlimme Erlebnisse nicht zu sehr an sich heranzulassen, sagt Franke.

Die Helfer bringen die verletzten Tiere in eine temporär eingerichtete Versorgungsstelle bei Lwiw im Westen der Ukraine. Auch einem zweibeinigen Patienten habe man kürzlich helfen können, berichtet Franke. Ein Mann mit schwerer Parkinsonerkrankung fuhr im Rettungswagen mit an die polnische Grenze, von wo aus er in eine Fachklinik nach Österreich weiterreisen konnte.

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