Tablets für 20.000 Kinder in Heilbronn: Schub für Digitalisierung in den Grund- und weiterführenden Schulen
In Heilbronn erhalten alle Schüler und Lehrer eigene Tablets, um die Digitalisierung an Schulen voranzutreiben – ein wohl ziemlich einmaliger Schritt in einer Großstadt.

Die Digitalisierung soll an Schulen und Hochschulen in der Region schneller vorankommen. Tablets gehören in vielen Bildungsstätten zum Alltag, in Heilbronn sollen nun sogar alle Schüler und Lehrer eigene Endgeräte erhalten. Zur Investitionssumme äußert sich niemand, Experten rechnen mit einem zweistelligen Millionen-Betrag. Zudem gehen sie davon aus, dass ein solcher Schritt einer Großstadt einmalig ist.
Die Stadt Heilbronn wird dabei von der Dieter-Schwarz-Stiftung unterstützt. Von einem "großen Tag für die Bildungsstadt Heilbronn" sprach Oberbürgermeister Harry Mergel. Für ihn geht es dabei auch um Bildungsgerechtigkeit. In der Region treiben viele Kommunen die Digitalisierung ihrer Schulen voran, zahlreiche Lehrer wollen vorn mit dabei sein. Zugleich wollen viele Schulen die Chance ergreifen, die ihnen Künstliche Intelligenz (KI) bietet. Bei einem Netzwerk-Tag haben sich Heilbronner Schulen mit KI-Akteuren ausgetauscht.
Digitalisierung im Schulalltag: Bildungsstätten sind stolz auf das Sigel "Digitale Schule"
Auch im Schulalltag spielt Digitales bei vielen, wenn auch längst nicht allen Lehrern eine entscheidende Rolle. Bildungsstätten werben sogar offensiv für ihre IT-Strategie: Die Auszeichnung als "Digitale Schule" tragen in der Region die Realschulen in Lauffen und Neckarsulm, die Gymnasien in Bad Wimpfen und Weinsberg - und seit kurzem das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Heilbronn sowie die Josef-Schwarz-Schule in Erlenbach. Für Isabell Weipert, die den weiterführenden Bereich der Schwarz-Schule leitet, ist das Siegel in mehreren Punkten wichtig: Zum einen achten Eltern darauf, dass ihre Kinder gut im Digitalen unterrichtet werden, und es hilft bei der Lehrergewinnung: "Sie sehen auf einen Blick, dass hier etwas passiert."
Das Bildungszentrum Bretzfeld setzt auf digitale Elemente, wo es im Unterricht sinnvoll sei, sagt Rektor Frank Eber. Auch KI sei früh integriert worden, sie wirke sich schon auf die Bewertung umfassender Hausarbeiten aus, sagt er: Die reine Ausarbeitung zähle nun weniger als die Präsentation.
Baden-Württemberg auf Platz drei der innovativen Regionen: Digitalisierung zentral für Innovationskraft
Die Digitalisierung der Bildungsstätten treibt viele Verantwortliche um, ihnen geht es dabei auch um die Innovationskraft des Landes. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft hat Baden-Württemberg auf Platz drei der innovativen Regionen gesetzt - weltweit. "Wir haben konsequent in Wissen investiert", sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) in Heilbronn, als es beim Stifterverband um das Thema "Wie kommen Tech-Skills in die Bildung?" ging. Mit "Wir" meinte sie Politik, Unternehmen und Stiftungen. Ihrer Ansicht nach zahlt es sich aus, dass Hochschulen dezentral im Land verteilt liegen. Als kritisch bewertet sie das nachlassende Interesse an technischen Studiengängen an den Universitäten. Auf spezielle Studiengänge will sie Technik-Wissen nicht beschränkt wissen. Wichtig ist für Petra Olschowski, "dass alle Studenten in allen Bereichen Tech-Skills vermittelt bekommen".
Studienordnungen anzupassen sei manchmal nicht leicht, so die Ministerin. "Hochschulen sind leider manchmal auch schwere Tanker." Sie sieht die wissenschaftlichen Einrichtungen als Dienstleister an: Wenn Studenten beispielsweise digitale Formate einforderten, müsste man ihnen diese bieten. "Universitäten werden sich verändern müssen."
IT in Bildung und Verwaltung: Einem Brackenheimer geht es nicht weit genug
Für mehr Informatik an Schulen macht sich der Brackenheimer Franz Gruber zusammen mit dem Philologenverband Baden-Württemberg stark. Dafür hat er sogar schon im Kultusministerium und bei Landtagsabgeordneten geworben. Er ist ernüchtert, trotz zuletzt positiver Gespräche mit CDU-Abgeordneten in Stuttgart. Seiner Ansicht nach braucht es wieder das neunjährige allgemeinbildende Gymnasium sowie einen eigenen Informatikunterricht. Franz Gruber: "Digitalkompetenz ist entscheidend für den Wohlstandserhalt."
Das KM hat zuletzt unter anderem darauf hingewiesen, dass es an vielen Gymnasien schon das Profilfach "Informatik, Mathematik, Physik" gibt. Franz Gruber, der bei IBM und SAP gearbeitet sowie ein eigenes Unternehmen gegründet hat, will auch die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung voranbringen. Er setzt auf einen Digitalkonvent, um ein Leitbild sowie einen Maßnahmenplan fürs Land zu entwickeln. Innenminister Thomas Strobl (CDU) stehe in der Verantwortung.