Stickoxide in Heilbronn: Luft ist nach wie vor zu dreckig
Die Werte sind gegenüber 2017 zwar leicht rückläufig. Sie liegen aber weiter klar über dem Grenzwert. Die Stadt versucht ein neues System zur Verkehrslenkung aufzubauen und will Fahrverbote weiter vermeiden.

Die Datenhomepage stadtluft-anzeiger.de bringt es an den Tag: Auch im Jahr 2018 liegt die Stadt Heilbronn beim Luftschadstoff Stickstoffdioxid deutlich über der zulässigen Grenze. Trotz leicht rückläufigem bisherigen Jahresmittelwert (52 Mikrogramm bis zum 13. August) an der Innenstadt-Messstation Weinsberger Straße ist der Jahresmittelgrenzwert von 40 Mikrogramm bislang deutlich überschritten.
Beim Durchklicken der Zahlenreihen wird klar, dass jeder Monat über dem Grenzwert lag - und März und Juli die höchsten Werte aufwiesen (siehe Grafik). 2017 lag das Jahresmittel bei 55 Mikrogramm.
Mit Blick auf die eingereichte Klage der Deutschen Umwelthilfe und mögliche Fahrverbote legt die aktuelle Tendenz nahe: Das Verwaltungsgericht in Stuttgart wird nach dem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts wohl auch bei Städten wie Heilbronn mit zu hohen Schadstoffwerten nicht anders können, als mit klaren Fristen Gegenmaßnahmen einzufordern.
Heilbronn plant digitales Verkehrssteuerungssystem
Wie zuverlässig die Daten des Stadtluft-Portals einer Wiesbadener Firma sind? Zarko Peranic, Leiter Luftschadstoffmessnetz bei der Landesanstalt für Umwelt (LUBW), hat sich die Werte für 2018 angesehen. "Es sind die von uns veröffentlichten Daten", sagt er. Es könne sein, dass Einzelmesswerte am Jahresende bei einer Überprüfung der LUBW noch leicht korrigiert werden. Aber: "Zu 99 Prozent sind die Daten in Ordnung." Eine Tendenz sei daraus ableitbar.

Was tun? Das Land ist verklagt, den Luftreinhalteplan neu zu überarbeiten, die Stadt hat Fördermittel beantragt und zum Teil erhalten. Die eine Maßnahme, mit der man den Grenzwert sofort einhalten könne, "gibt es nicht", sagt Dirk Herrmann vom Amt für Straßenwesen auf Stimme-Anfrage.
Die Stadt will ein digitales Verkehrssteuerungssystem aufbauen, das mit Daten der Luftmessungen gekoppelt ist. Zu kritischen Zeiten soll es den Verkehr so lenken, dass die Werte unter dem Grenzwert bleiben. "An bestimmten Stellen nur eine bestimmte Zahl Fahrzeuge durchlassen für einen gleichmäßigen Verkehrsfluss", erläutert Herrmann die Idee. Über ein Infosystem sollen Autofahrer eine Beschränkung erkennen und auf öffentlichen Nahverkehr umsteigen können.
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Verwaltungsgericht bearbeitet Klage der Umwelthilfe
Man sei dabei, Fördermittel zu beantragen, betont Herrmann. Im Bereich umweltsensitiver Verkehrssteuerung gebe es auch eine Zusage über 185 000 Euro. Man müsse das Modell aber vorab auch prüfen, um "auf einer guten Grundlage zu arbeiten". Ziel ist: Bis Ende 2019 soll die Grundstufe fertig sein. Die Stadt wolle nach wie vor "alles probieren", um Fahrverbote zu vermeiden.
Beim Verwaltungsgericht Stuttgart liegt die Klage der Umwelthilfe vor. Es laufen noch Fristen für eine Stellungnahme von Umwelthilfe, Stadt und Land, erklärt Sprecherin Ulrike Zeitler. Wann der Fall terminiert oder entschieden wird, sei noch nicht absehbar. In der Regel gebe es eine mündliche Verhandlung, erklärt die Richterin.
Aktuelle Messwerte aus Baden-Württemberg