Stimme+
Baden-Württemberg
Lesezeichen setzen Merken

Starke Regenfälle im November: Grundwasser steigt an, Sorgen bleiben

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Seit 20 Jahren machen Trockenjahre in Baden-Württemberg dem Grundwasser zu schaffen. Durch das aktuell regnerische Wetter scheint sich die Situation zu verbessern – zumindest vorerst.

Das Grundwasser in Baden-Württemberg bildet sich neu. Das meldet die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Verantwortlich dafür sind die anhaltenden Niederschläge im Oktober und vor allem im November.

Auch in der Region Heilbronn und im Hohenlohekreis scheint sich das Grundwasser zu erholen. „Nun entscheiden die Niederschläge in den kommenden Wintermonaten darüber, wie gut gerüstet unser Grundwasser in den nächsten Sommer geht“, so Ulrich Maurer, Präsident der LUBW.


Höhere Niederschlagsmengen gab es im November nur 1882 und 1944

„Wer diesen November als sehr grau empfunden hat, hat dies richtig eingeordnet“, sagt Maurer. Immerhin handele es sich um den drittdüstersten November seit 1951. Mit den Wolken kam auch der Regen. So hat der November den drittmeisten Niederschlag seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Baden-Württemberg gebracht. Laut LUBW wurden nur in den Jahren 1882 und 1944 höhere Niederschlagsmengen gemessen. Was vielen Bürgern als Schmuddelwetter gilt, ist gut für das Grundwasser.

In der nördlichen Rheinebene beobachtet die LUBW mithilfe eines sogenannten wägbaren Lysimeters in der Großen Kreisstadt Stutensee, wie sich die Bodenfeuchte im Untergrund entwickelt. Seit dem 23. November tropft es in dieser Messvorrichtung wieder. „Das bedeutet, dass der Boden ausreichend mit Wasser durchtränkt ist und die Grundwasserneubildung beginnt“, erklärt Michel Wingering, zuständiger Mitarbeiter für die Überwachung des Lysimeters in Stutensee und zahlreicher weiterer Grundwasserstellen und Quellen in Baden-Württemberg.

Eine dicke Schneedecke im Winter wäre ideal fürs Grundwasser

Von einer Entwarnung will die LUBW allerdings noch nicht sprechen. Immerhin hätten sich in den vergangenen 20 Jahren die Trockenjahre gehäuft. Die Folge: Die Grundwasserstände sind in weiten Teilen des Landes kontinuierlich gesunken, auch in der Region Heilbronn. Die Experten hoffen deshalb auf weitere Niederschläge in den kommenden Wochen und Monaten. „Voraussetzung für eine gute Neubildung des Grundwassers ist, dass wir ausreichend Regen oder Schneefälle in diesem Winter haben. Ideal wäre auch eine dicke Schneedecke, die langsam abtaut“, so Wingering.

Nach einem verschneiten Winter sieht es derzeit allerdings nicht aus. Laut Deutschem Wetterdienst bleibt es in Baden-Württemberg vorerst herbstlich bei maximal 14 Grad. Wie in der Vergangenheit gibt es kaum Chancen auf weiße Weihnachten. Der Regen soll aber anhalten. In Teilen des Landes so stark, dass mitunter Hochwasser droht.

Das Grundwasser entsteht durch die Versickerung von Niederschlägen und einer Infiltration von Wasser aus Flüssen und Seen. Es fließt in unterirdischen Hohlräumen und tritt vereinzelt in Form von Quellen, Brunnen oder Baggerseen zutage. In Baden-Württemberg werden laut LUBW mehr als 70 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. „Kurzzeitige Starkregenereignisse helfen leider wenig, da dabei der Niederschlag größtenteils oberirdisch abfließt“, erklärt Wingering.

Experten rechnen langfristig mit geringerer Menge an Grundwasser

Die jetzt vorausgesagten Regenfälle stimmen die Experten vorsichtig optimistisch. Für den Chef der LUBW sind die aktuellen Niederschläge eine Momentaufnahme. Langfristig wirke sich der Klimawandel voraussichtlich auf die Wasserwirtschaft insgesamt negativ aus.

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass in manchen Teilen des Landes die Quellschüttungen in Folge des Klimawandels weiter zurückgehen und etwa 20 Prozent weniger Grundwasser in Baden-Württemberg neu gebildet wird“, so Maurer. Umso mehr freue er sich über den regenreichen November.

Zentrale Managementstelle für die Grundwasserüberwachung

Die Landesanstalt für Umwelt Baden Württemberg (LUBW) ist die zentrale Managementstelle der Grundwasserüberwachung im Land. Sie umfasst rund 1900 Beschaffenheitsmessstellen, etwa 2000 Grundwasserstandsmessstellen, rund 150 Quellschüttungsmessstellen und 30 Lysimeter zur Erfassung der Sickerwassermenge. Die Ergebnisse der Grundwasserüberwachung bilden die Grundlage für die Bewertung des chemischen und quantitativen Zustands der sogenannten Grundwasserkörper gemäß der Wasserrahmenrichtlinie. 

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben