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Stand-Up-Paddling wird auch auf den Gewässern der Region immer populärer

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Zwei Stand-Up-Paddling-Trainer erklären die Faszination des Trendsports. Wie gelingt Anfängern der Einstieg und wo fährt es sich in der Region Heilbronn am besten?

von Julian Ruf
Joachim Baum (links) und Thomas Speer fahren mit ihren Brettern auf der Ehmetsklinge. Sie führen sogar spezielle Touren mit Hunden durch.
Joachim Baum (links) und Thomas Speer fahren mit ihren Brettern auf der Ehmetsklinge. Sie führen sogar spezielle Touren mit Hunden durch.  Foto: privat

Man sieht sie in diesem heißen Sommer häufiger, nicht nur im Urlaub, sondern auch auf den Gewässern der Region: Stand-Up-Paddler (SUP). Der Wassersport, der ins Deutsche übersetzt "Stehpaddeln" heißt, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Besonders in Ballungsräumen scheinen die Menschen den Sport zu schätzen, bei dem man sich, alternativ zum sitzenden Kanufahren, auf einem Brett stehend mit Paddel fortbewegt. Joachim Baum und Thomas Speer sind zertifizierte SUP-Trainer und gemeinsam Inhaber der SUP-Schule "Brettlespaddler" in Bönnigheim. Sie erklären, was die Faszination dieses Sports ausmacht und wie auf den Gewässern im Unterland der Start auf dem Brett gelingt.

Die Sportart boomt

Während der Pandemie erfuhr das Stehpaddeln als Individualsportart einen bemerkenswerten Popularitätszuwachs. Ein Umstand, der Speer und Baum neben dem großen Spaß an dieser Sportart in ihrem Vorhaben bestärkt hat. Das meint zumindest der 38-jährige Joachim Baum. "Zufällig haben wir uns vor einigen Jahren unabhängig voneinander ein SUP-Board zugelegt. Dann hat sich das Hobby immer weiterentwickelt, bis wir uns schließlich beim Deutschen Stand-Up-Paddle-Verband zu Trainern fortbilden ließen und Ende 2020 unsere Schule gegründet haben", sagt er.

Dabei sind der Bönnigheimer und sein Freund und Arbeitskollege Thomas Speer aus Lauffen hauptberuflich Ingenieure, ihre SUP-Schule betreiben sie aus Leidenschaft nebenher. Beide bringen zusätzlich langjährige Erfahrung als DLRG-Rettungsschwimmer mit.

 


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"Stand-Up-Paddling findet in der Natur statt. Es ist unglaublich entspannend und entschleunigt den Alltag. Zusätzlich ist es ein tolles Workout, das den ganzen Körper trainiert. Das zieht die Leute in den Bann", sagt der 47-jährige Speer. "Es ist wie ein kleiner Urlaub auf dem Wasser", ergänzt Baum. Teilweise sei die Popularität des Stehpaddelns sicher auch auf das leichte Erlernen zurückzuführen. Denn selbst, wer keinen Einsteigerkurs besucht hat, schaffe es nach kurzer Gewöhnung, die Balance zu halten und sich zügig auf dem Wasser fortzubewegen. Außerdem eigne sich der SUP-Sport für die gesamte Familie. Dabei können die Kleinsten der Familie, mit Schwimmweste ausgestattet, auf dem Brett der Eltern mitfahren. Für die älteren Kinder gibt es eigene Bretter. "Sogar meine fünfjährige Tochter steht bereits begeistert auf dem Brett", sagt Baum. "Der Boom des Sports hat mit den aufblasbaren Brettern begonnen. Die sind für den Anfänger sehr gut geeignet. Harte Bretter sind zwar schneller, aber schwerer zu transportieren und kosten mehrere tausend Euro", erklärt Speer. "Die sind dann eher etwas für Leute, die den Sport langfristig und intensiv ausüben möchten."

Gute Zugänge für Anfänger

Einsteigern empfehlen Baum und Speer ausdrücklich, sich im Vorfeld mit den geltenden Regeln der benutzten Wasserwege und der allgemeinen Sicherheit auf dem Wasser vertraut zu machen. Ist ein Gewässer für die Schifffahrt freigegeben, müssen sich auch SUP-Fahrer an diese Regeln halten. Die meisten Einstiege in Flüsse und Seen der Region seien jedoch für die Öffentlichkeit frei zugänglich. "Der Buga-Beach im Heilbronner Neckarbogen ist ein guter Zustieg für Anfänger", meint Speer. "Auch der Flussbereich an der Neckarhalde ist ruhig und super geeignet für Einsteiger sowie der Neckar zwischen Horkheim und Lauffen. Ebenfalls zu empfehlen ist der Stausee Ehmetsklinge bei Zaberfeld." Als Geheimtipp sehen beide die Smartphone-App "Canua". Mit diesem Programm lassen sich je nach Wunsch passende Gewässer finden und Touren planen. "Außerdem kann es hilfreich sein, bei Google Maps nach SUP-Spots zu suchen. Man bekommt sofort geeignete Gewässer und Zugänge in der gewünschten Umgebung angezeigt", sagt Baum.

Mittlerweile ist das Stand-Up-Paddling auch kein reiner Sommersport mehr. Hartgesottene Sportler stehen auch in den Herbst- und Wintermonaten auf ihren Brettern. Mit Hilfe moderner Neoprenanzüge kann der Paddler auch eisigen Temperaturen trotzen, wenngleich der unfreiwillige Abgang ins Wasser nicht mehr so angenehm ausfallen dürfte, wie bei 30 Grad Außentemperatur.

 


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Wer nun denkt, Stand-Up-Paddling beschränkt sich nur auf das simple Geradeausfahren, der täuscht sich. Beliebt sind mittlerweile auch Yoga-Kurse auf den Brettern, Gruppenfahrten oder Fitness-Kurse, bei denen Liegestützen und andere Übungen die Balance trainieren. "Bei einem Workout auf dem Wasser werden so bis zu 600 Kalorien pro Stunde verbraucht. Hierfür haben wir eine kleine spezielle Insel, an die mehrere Bretter andocken können. Dauerbrenner sind aber trotzdem die Einstiegskurse", sind sich Baum und Speer einig. Den Zenit habe der Sport noch lange nicht erreicht, auch wenn in den vergangenen Jahren viele Billigbretter auf den Markt gekommen seien. "Der Sport wird immer professioneller. Es gibt mittlerweile verschiedene Wettkämpfe und Verbände. Bald schon könnte das Stand-Up-Paddling sogar olympisch werden", hofft Baum.

Der Neckar ist ein Hotspot

Im Sommer ist der Fluss auf Höhe der Heilbronner Neckarhalde ein gut besuchtes Ausflugsziel. Hier tummeln sich Kanuten, Paddler und Partyboote zugleich.
Im Sommer ist der Fluss auf Höhe der Heilbronner Neckarhalde ein gut besuchtes Ausflugsziel. Hier tummeln sich Kanuten, Paddler und Partyboote zugleich.  Foto: Seidel

Augenscheinlich haben auch andere Wassersport-Aktivitäten auf dem Neckar in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Party,- und Motorboote, sowie auch Schwimmer haben den Neckar ebenso für sich entdeckt wie die Stand-Up-Paddler. " Eine signifikante Zunahme entsprechender Zwischenfälle in diesem Jahr konnten wir auf dem Neckar nicht feststellen," berichtet die Polizei auf Nachfrage der Heilbronner Stimme.

Zusätzlich weist die Polizei darauf hin, dass das Schwimmen im Neckar generell nicht verboten ist, außer im Bereich von Brücken, Wehren, Schleusenanlagen und Anlegern für die Schifffahrt. "Weiterhin ist zu beachten, dass vor allem beim Benutzen von motorisierten Wasserfahrzeugen im Wesentlichen dieselben Alkoholgrenzen gelten wie im Straßenverkehr und dass die Berufsschifffahrt auf dem Neckar generell Vorrang hat. Dies trifft auch für die im Altneckar Heilbronn verkehrende Fahrgastschifffahrt zu", so ein Sprecher der Wasserschutzpolizei.

 


Ursprung des Stand-Up-Paddlings

Die Entstehung des Stehpaddelns lässt sich nicht eindeutig festlegen. Die Ursprünge dieser Fortbewegungsart gehen jedoch teilweise auf polynesische Fischer zurück, die vor Tahiti stehend in ihren Kanus auf dem Meer paddeln. Auch aus asiatischen Ländern sind ähnliche Ein-Mann-Bambusflöße bekannt. Hawaiianische Surflehrer nutzten im vergangenen Jahrhundert das Stehpaddeln, um einen besseren Überblick über ihre Surfschüler zu haben. Erst mit der Erfindung des aufblasbaren SUP-Boards wurde der Sport der Allgemeinheit bekannt, da sich das Handling und der Transport stark vereinfachten. Nutzte man anfangs noch Bretter aus dem Wellenreiten, gibt es inzwischen zahlreiche Boards, die in ihrer Geometrie speziell dem Stand-Up-Paddling und seinen verschiedenen Disziplinen angepasst sind.

 
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