Stadt Heilbronn zieht Corona-Zügel scharf an
Ab Dienstag gelten fürs gesamte Stadtgebiet von Heilbronn Ausgangssperren und weitere verschärfte Schutzmaßnahmen. Unter anderem müssen Sportstätten und Friseure schließen. Heilbronns OB Harry Mergel begründet die Maßnahmen. Der Landkreis Heilbronn musste noch keine verschärften Maßnahmen verhängen, aber auch hier spitzt sich die Lage zu.
Keine gute Botschaft konnte Oberbürgermeister Harry Mergel "trotz Hoffnungszeichen in der Vorwoche" am Tag nach dem zweiten Advent verkünden: Die Stadt Heilbronn muss die Corona-Schutzmaßnahmen drastisch verschärfen, um die Verbreitung des Virus besser einzudämmen. Dazu hat das Rathaus in Abstimmung mit dem Land am Montag eine sogenannte Allgemeinverfügung erlassen, die an diesem Dienstag, 8. Dezember, in Kraft tritt.
Obwohl nach Einschätzung von Ordnungshütern die Regeln nicht in großem Umfang missachtet worden seien, ist die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag, Samstag und Sonntag über den Wert 200 gestiegen. Am Sonntag verzeichnete die Stadt sogar die bisherige Höchstmarke von 93 Neu-Infizierten pro Tag mit der Folge einer Höchstmarke ebenfalls bei der Sieben-Tage-Inzidenz von 279. "Weitere restriktive Maßnahmen sind deshalb notwendig", vor allem um besonders gefährdete Menschen zu schützen und die medizinische Versorgung weiter sicherzustellen, so der OB.
"Die Maßnahmen treffen wir mit Augenmaß zu unser aller Sicherheit. Wir wollen so viel Gesundheitsschutz wie möglich und so wenig Eingriffe in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wie nötig." So werde es im Einzelhandel keine zusätzlichen Beschränkungen geben, Friseure müssten allerdings schließen. Das Land wolle es so. Mergels eindringlicher Appell an die Heilbronner: "Bleiben Sie zu Hause, wann immer es Ihnen möglich ist, und reduzieren Sie Ihre Kontakte auf ein absolutes Minimum."
Polizei verschärft Kontrollen
Als "Hauptthema für die Polizei" nannte Polizeipräsident Klaus Becker die Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und 5 Uhr. "Wir werden unsere Präsenz deutlich erhöhen und vor allem an Zufahrtsstraßen kontrollieren." Zudem seien überall mobile Streifen unterwegs, die "mit Augenmaß das Gespräch suchen und auf die Vorschriften hinweisen". Zur Not werde man Verstößen, vor allem in Wiederholungsfällen, konsequent ahnden, wobei die Heilbronner bisher im Großen und Ganzen bei Kontrollen wenig Probleme gemacht hätten.
Maskenpflicht auch bei Abstand
Manches werde jetzt "stringenter und strenger", erläuterte Sozialbürgermeisterin Agnes Christner. So gelte in den Fußgängerzonen und manchen Seitenstraßen die Maskenpflicht nun nicht erst bei Abständen unter 1,50 Meter, sondern generell. Hier sei man strenger als das Land. Auch Lehrer und Erzieher müssten nun immer eine Maske tragen. Grundschüler und kleiner Kinder weiterhin im Unterricht nicht, aber wie alle anderen im Schulhof und im Umkreis von 50 Metern von Schulen und Kitas. "Wechselunterricht wird wohl kommen, aber das ist Sache des Landes," so Christner.
Sportstätten werden geschlossen
Des einen Leid, des anderen Freud: Sport- und Schwimmunterricht findet nicht mehr statt. Sportstätten werden auch für den Studienbetrieb sowie für Freizeit- und Individualsport vollständig geschlossen, wobei es hier womöglich Ausnahmen für Leistungskurse gibt, so wie beim Profi-Sport sowieso.
Die Zahl der Neuinfizierten habe übers Wochenende vor allem bei Erwachsenen zwischen 21 und 60 Jahren angezogen, bei Jüngeren sei sie stabil geblieben, bei Älteren nur leicht gewachsen, sagte der Chef des städtischen Gesundheitsamtes Peter Liebert. Unter Quarantäne stünden nach wie vor sechs Pflegheime, 16 Schulen und neun Kitas. Das Virus sei vor allem in Familien und im privaten Umfeld übertragen worden, wo und wann genau sei aber "eine Frage mit vielen Unbekannten. Schließlich gehen im ganzen Land die Zahlen hoch". Anders als es das Robert-Koch-Institut empfiehlt, teste man in Heilbronn alle Personen mit Symptomen, die Kapazität sei nach wie vor vorhanden.
Allgemeinverfügung gilt vorerst bis 20. Dezember
Veranstaltungen sind im Prinzip untersagt, bis auf geregelte Ausnahmefälle wie Demonstrationen, die einer noch strengeren Einzelfallprüfung unterliegen. Kirchen bleiben geöffnet. Auch der Gang zur Christmette an Heiligabend sei ein "triftiger Grund", nach 21 Uhr das Haus zu verlassen. Wobei die Allgemeinverfügung vorerst nur bis 20. Dezember in Kraft bleibt. Sie endet sogar früher, wenn die Inzidenz fünf Tage in Folge unter dem Wert von 200 pro 100.000 Einwohner bleibt.
Im Landkreis Heilbronn mussten noch keine vergleichbaren Hotspot-Maßnahmen ergriffen werden. Aber auch hier stieg die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag erstmals über 200. Ist das drei Tage in Folge der Fall, sind strengere Regeln wie in der Stadt Heilbronn unausweichlich.
Alle Maßnahmen im Detail
Die Allgemeinverfügung kann auf www.heilbronn.de eingesehen werden. Infos werden über mehrere Kommunikationskanäle weitergeleitet - in verschiedenen Sprachen.
