Modehaus-Schließung: Stadt Heilbronn weist Palm-Vorwürfe zurück
Das Modehaus Palm schließt im Sommer nach 220 Jahren und kritisiert auch die Stadt Heilbronn. Doch nun weist die Stadt die Vorwürfe zurück.

Die Schließung des Modehauses Palm zum 30. Juni ist auch Tage nach der Bekanntgabe Gesprächsthema Nummer eins in Heilbronn. "Die Stadt ist nicht intakt", lautet der Vorwurf, den der Seniorchef Wolfgang Palm im Zusammenhang mit der Schließung formulierte.
Heilbronn sei meilenweit von einem vielfältigen Mix aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen entfernt, kritisierte Palm und nannte als positive Beispiele unter anderem Ludwigsburg, Würzburg, Aalen, Konstanz und Tübingen. Juniorchef Axel Palm sagte, die Stadt habe bei der "Abwärtsspirale der City viel zu lange zugeschaut". Die Ordnungsbürgermeisterin Agnes Christner nennt Wolfgang Palm "eine Fehlbesetzung". Die Zukunft sei mit Blick auf Wollhaus und Galeria-Kaufhof düster.
Stadt Heilbronn verweist auf Maßnahmenkatalog mit Investitionen
Die Stadt verweist vor allem auf den im Jahr 2019 neu aufgelegten Masterplan Innenstadt. "Der Gemeinderat hat einen Maßnahmenkatalog bis 2028 beschlossen, der rund 16 Millionen Euro an Investitionen in die Innenstadt vorsieht", unterstreicht Harry Mergel.
Der Oberbürgermeister nennt im Einzelnen strategische Immobilienkäufe durch die Stadt, die Entwicklungen wie das K3, die Stadtgalerie und den Klosterhof erst ermöglicht hätten. "Gekauft wurden zudem das ehemalige Schuhhaus Holzäpfel, das Volksbankgebäude an der Kaiserstraße sowie das Käthchenhaus", zählt der OB auf. Dort sitzen inzwischen städtische Einrichtungen, der Kommunale Ordnungsdienst, die Metzgerei Geiger und die Tourist-Information.
Konzepte und Ideen zur Förderung der Innenstadt in Heilbronn
Gemeinsam mit der Städtebauförderung des Landes hätte die Stadt zudem die Basis für das Marrahaus geschaffen, die Fußgängerzonen und die Untere Neckarstraße umgestaltet und in Deutschhof sowie die Brücken zur Experimenta investiert. Im diesem Jahr will die Stadt einen Gründerwettbewerb durchführen. "Wir wollen so neuen Konzepten und Ideen einen Raum geben, um Leerstände zu beleben", kündigt Mergel an.
Die HMG verweist auf die zahlreichen Veranstaltungen, die die Stadtmarketinggesellschaft jährlich durchführt. "Wir investieren rund 7 bis 8 Millionen Euro in Events, City-Management, Tourismus und Veranstaltungsstätten", zählt Geschäftsführer Steffen Schoch auf.
Um künftig auf Probleme schneller reagieren zu können, soll ein Gesprächsforum Innenstadt mit Verwaltung, Bürgern, Gastronomen und Händlern eingerichtet werden. "Gut wäre auch ein erweiterter Runder Tisch mit verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltungen, um alle Zukunftsmöglichkeiten zu diskutieren", schlägt Schoch vor.
Zahlreiche Gründe genannt – Posse um Palm-Pressekonferenz
Wolfgang und Axel Palm hatten am 29. Dezember angekündigt, ihr Modehaus nach 220 Jahren zu schließen. Einen Tag später nannten Vater und Sohn auf einer Pressekonferenz die Konkurrenz durch den Online-Handel und den rasanten Wandel in der Modebranche als Gründe. Gleichzeitig übten sie heftige Kritik am Zustand der Stadt. Bei der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz hatte das plötzliche Auftauchen der städtischen Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell und des HMG-Chefs Steffen Schoch für Kopfschütteln gesorgt. Wolfgang Palm sprach gegenüber der Stadt von einem "kleinen Wildwest-Überfall" und von der "Abkommandierung durch den Oberbürgermeister".
Die städtischen Vertreter waren zur Pressekonferenz nicht eingeladen und hatten sich auch nicht angemeldet. Lediglich Harry Mergel war die Pressemitteilung mit der Terminankündigung zugeschickt worden. "Frau Bucher-Pinell hat den Oberbürgermeister über ihre Teilnahme informiert", schrieb die Stadt auf Anfrage. Steffen Schoch spricht von "fachlichem Interesse".