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Sprengungen von Geldautomaten in Heilbronn und Hohenlohe aufgeklärt

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Ermittlern ist ein Schlag gegen Geldautomaten-Sprenger gelungen. Auch Taten in Bad Rappenau, Möckmühl und Bretzfeld werden den Männern vorgeworfen, die in den Niederlanden festgenommen wurden.

Polizisten beschlagnahmen einen Audi RS6, mit dem die mutmaßlichen Täter nach Sprengungen von Geldautomaten geflüchtet sein sollen. Das deckt sich mit einer Zeugenangabe jüngst in Schwabbach.
Polizisten beschlagnahmen einen Audi RS6, mit dem die mutmaßlichen Täter nach Sprengungen von Geldautomaten geflüchtet sein sollen. Das deckt sich mit einer Zeugenangabe jüngst in Schwabbach.  Foto: LKA

In einer Serie von Geldautomaten-Sprengungen in Bayern und Baden-Württemberg ist Ermittlern ein Schlag gegen einen internationalen Täterring in Holland gelungen. Das teilte das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg am Donnerstag mit.

Allein drei der mehr als 50 Tatorte liegen in der Region Heilbronn. So werden den Tatverdächtigen Sprengungen in Bad Rappenau-Bonfeld, in Möckmühl-Züttlingen und vor wenigen Wochen erst in Bretzfeld-Schwabbach zur Last gelegt.


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Der Fall in Schwabbach war nach Angaben des LKA die vorletzte Tat der kriminellen Bande vor deren Zerschlagung. Sie hatte sich in der Nacht auf Heiligabend ereignet. Anwohner Chris Ladda fiel aufgrund der lauten Explosion gegen 3.25 Uhr vor Schreck aus dem Bett. "Ich habe gesehen, wie jemand über die Beifahrertür ins Auto gestiegen ist", sagte der 18-jährige Schüler kurz nach der Tat im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Täter seien mit einem großen Audi geflüchtet, ein A6 oder ein RS6 müsse es gewesen sein, "jedenfalls PS-stark".

Das hat sich laut Polizei bestätigt. Mit einem Audi RS6 Avant sollen die mutmaßlichen Täter unterwegs gewesen und nach den Sprengungen geflüchtet sein. Bei Ermittlungen seien Zeugenaussagen wie die des Anwohners immer willkommen und hilfreich, sagt David Fritsch, LKA-Sprecher. Die Frage, warum sich die Kriminellen mit einem solchen Auto fortbewegten, ist für Fritsch schnell beantwortet. "Die Nennleistung beträgt 600 PS." Die Höchstgeschwindigkeit - sofern die Werksbegrenzung von 250 km/h deaktiviert wird - liege bei mehr als 300 km/h.

Zehntausende Euro und Luxusgüter beschlagnahmt

Im Dezember 2021 wurde ein Geldautomat in Bad Rappenau-Bonfeld gesprengt.
Im Dezember 2021 wurde ein Geldautomat in Bad Rappenau-Bonfeld gesprengt.  Foto: Hoffmann, Adrian

Seit mehr als einem Jahr dauern die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bamberg und der LKA in Bayern und Baden-Württemberg bereits an. Am Montag, 30. Januar, erfolgte der Zugriff. Neun Haftbefehle gegen Tatverdächtige waren das Ergebnis einer groß angelegten Festnahme- und Durchsuchungsaktion in den Niederlanden und in Belgien. "Es handelt sich um eine der größten Aktionen gegen Geldautomatensprenger in den Niederlanden", heißt es in einer Pressemitteilung des baden-württembergischen LKA.

Die Ermittlungen führten zu einer Gruppierung aus der niederländischen Stadt Roermond in der grenznahen Provinz Limburg sowie in die Provinz Utrecht. Bei den neun Festgenommenen handelt es sich nach Behördenangaben um Männer im Alter von 25 bis 41 Jahren. Sie sind niederländische, marokkanische, afghanische, türkische und rumänische Staatsangehörige mit Aufenthalt in den Niederlanden und Belgien. Nach drei Mittätern werde noch gefahndet. Zahlreiche Beweismittel seien sichergestellt worden. Außerdem seien mehrere Zehntausend Euro an Bargeld, Utensilien zur Maskierung, Luxuskleidung und -uhren beschlagnahmt worden. In einer Garage in Roermond wurden ein mutmaßliches Tatfahrzeug und mehrere vorgefertigte Sprengpacks sichergestellt.

Millionenbeute in Bayern und Baden-Württemberg

Nach bisherigem Ermittlungsstand begann die Serie, bei der alle Taten mit festem Sprengstoff und nicht wie oftmals bei diesen Delikten mit Gas begangen wurden, am 5. November 2021 in Heimertingen im Landkreis Unterallgäu. Kurz vor 3 Uhr in der Nacht hatten mehrere Täter den Geldautomaten der Sparkasse mit Brecheisen aufgebrochen. Anschließend platzierten sie Sprengstoff, um den Automaten zu zerstören und an das Geld zu gelangen. Es folgte die Flucht mutmaßlich im Audi RS6 Avant.

Mit dem auffallend gleichen Vorgehen habe es alleine in Bayern 34 Sprengungen gegeben. Die Staatsanwaltschaft Bamberg führte zentral die Ermittlungen. In Baden-Württemberg gab es 17 Tatorte. Die Tatverdächtigen erbeuteten in Bayern 3,4 Millionen Euro, in Baden-Württemberg etwa 1,8 Millionen Euro. Der erste Fall der Serie in Baden-Württemberg ereignete sich am 10. November 2021 in Wolpertshausen im Landkreis Schwäbisch Hall. Im Dezember kam es zur Tat in der Raiffeisenbank-Filiale in Bad Rappenau-Bonfeld, im Juli zur Sprengung in einer Volksbank-Filiale in Möckmühl-Züttlingen. Tatorte lagen auch in Sinsheim-Reihen, Walldorf und Heidelberg-Rohrbach.

 
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