Spendenbereitschaft in Deutschland trotz hoher Inflation auf Rekordniveau
Trotz hoher Inflation geben die Bundesbürger auch im laufenden Jahr viel Geld für gute Zwecke. In der Region zeigt sich dagegen ein gemischtes Bild.

Die Bundesbürger spenden trotz steigender Inflation so viel Geld wie nie zuvor. Von Januar bis Ende September dieses Jahres haben Privatleute in Deutschland rund 3,8 Milliarden Euro für gute Zwecke gespendet - das ist ein Plus von 0,8 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2021.
"Wahnsinnig erfreulich"
"Das erneute Rekordhoch bei den Spendeneinnahmen ist wahnsinnig erfreulich, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Inflationsdynamik", sagte Max Mälzer, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates an diesem Donnerstag in Berlin. Als Wermutstropfen bezeichnete er den Rückgang bei der Zahl der Spender: Im bisherigen Jahresverlauf spendeten rund 16 Millionen Menschen und damit 800.000 weniger als in den ersten neun Monaten des Vorjahres.
Der Deutsche Spendenrat geht davon aus, dass das Spendenvolumen im Gesamtjahr auf Rekordniveau bleibt, sofern sich die Inflation nicht deutlich weiter verschärft. So planen nach der GfK-Umfrage für den Spendenrat 43 Prozent der Menschen, in den kommenden zwölf Monaten genauso viel Geld zu spenden wie derzeit. Zwölf Prozent der Befragten wollen sogar mehr oder deutlich mehr Geld geben, während 32 Prozent weniger spenden wollen.
Jeder spendet im Schnitt 41 Euro
Ein Spitzenwert wurde auch bei der durchschnittlichen Spende erreicht, die laut Deutschem Spendenrat nun bei 41 (Vorjahr 40) Euro in den ersten neun Monaten 2022 liegt. Am meisten spendet mit 315 Euro die Generation 70 plus. Enorm zugelegt hat die Hilfe für Flüchtlinge, was vor allem auf die Folgen des Ukraine-Kriegs zurückgeführt wird. Das entsprechende Spendenvolumen stieg von Januar bis September 2022 um 359 Prozent auf 949 Millionen Euro.
Uneinheitliches Bild in der Region
Uneinheitlicher als im Bund stellt sich die Situation in der Region dar. So beklagt die Heilbronner Aufbaugilde für die Monate Januar bis Oktober einen Spendenrückgang um gut ein Drittel. "Eine verlässliche Geldspendenaussage lässt sich allerdings erst Ende des Jahres treffen", sagt Geschäftsführer Frank Hanser und beziffert den Bedarf an Zuwendungen für Projekte, die nicht auskömmlich finanziert sind, mit 700.000 Euro pro Jahr. In den kommenden vier Wochen werde es noch einmal eine Spendenoffensive geben, kündigt Hanser an und hofft, dass "viele vielleicht schon wissen, wie sie mit ihren Energieausgaben hinkommen" - und Geld geben.
Sachspenden gibt es reichlich
Anders verhält es sich allerdings bei den Sachspenden. "Die Spendenbereitschaft für unser Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt zum Betrieb unseres Second-Hand-Kaufhauses nach Corona hat wieder Fahrt aufgenommen und langsam das Vor-Corona-Ergebnis erreicht." Darüber freut sich der neue Geschäftsführer.
Auch Stefan Schneider, Regionalleiter der Caritas Heilbronn-Hohenlohe erkennt "einen Trend zur Vorsicht", da, wo das Geld knapper ist. Dennoch spricht er von einer generell "guten Spendenbereitschaft" in einer Region, in der viele Menschen gut verdienen. "Im Laufe des Jahres ist schon viel gespendet worden", betont Caritas-Sprecherin Annette Wenk. Schneider ergänzt: "Wir können noch was bewegen."
Leute wollen wissen, wofür sie spenden
Wie hoch die Zuwendungen seien, hänge oft vom einzelnen Projekt ab, sagt Schneider. Gut laufen bei der Caritas Angebote wie die Krümelkiste, wo Kinder von suchtkranken Eltern betreut werden. "Die Leute wollen wissen, was mit ihrem Geld passiert."
So wie beim Verein Menschen in Not der Heilbronner Stimme, die seit mehr als 50 Jahren in der Region Spenden sammelt. Die Aktion genießt das Vertrauen vieler Menschen, weil sie von Anfang an alle Spenden ausschüttet und Bedürftige in der Region unbürokratisch unterstützt. Alle Kosten trägt die Mediengruppe. Das Geld geht an Einzelfälle, Sozialorganisationen, Projekte und Vereine.



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