Wie läuft es in den Biergärten der Region und welche Probleme gibt es?
Der Sommer hat begonnen, die Menschen strömen in die Biergärten. Doch mancherorts ist der Service nicht wie sonst.

Strahlender Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen lockten die Menschen am Wochenende wieder ins Freie. Sehr zur Freude der örtlichen Gastronomie, denn Sommerzeit ist Biergartenzeit. Auch für die zahlreichen Biergärten und Gartenwirtschaften im Bottwar- und Schozachtal hat die Hauptsaison bereits begonnen. Kühle Getränke, eine große Speiseauswahl und nicht zuletzt die angenehme Atmosphäre unter den schattenspendenden Bäumen und aufgespannten Sonnenschirmen laden zu einem Besuch geradezu ein. Wie es in den Biergärten der Region derzeit läuft und mit welchen Problemen die Betriebe teilweise zu kämpfen haben, erzählen einige Wirtsleute.
Andreas Müller betreibt seit zwei Jahren den Biergarten "Aussichtsreich" hoch oben auf dem Wunnenstein

Am frühen Samstagnachmittag sitzen erst wenige Gäste an den Tischen und genießen die Aussicht über das Bottwartal. Für den Wirt ist das aber nur die Ruhe vor dem Sturm, den erfahrungsgemäß werden die Plätze bald alle belegt sein. "Ich bin mit dem Besuch sehr zufrieden. Sobald ich öffne, läuft es auch", sagt er.
Und dann hat Müller alle Hände voll zu tun, denn es mangelt ihm erheblich an Personal. "Ich brauche dringend Leute für den Service und für die Küche. Momentan ist die Arbeit für mein kleines Team kaum zu bewältigen", berichtet er. Müller hat bereits auf den Personalmangel reagiert und nur noch von Donnerstag bis Montag geöffnet. Seinen extra eingerichteten Beach-Bereich mit Cocktail-Bar und Grill muss er komplett geschlossen lassen.
Im Biergarten der Taverne "Gipshütte" am Fuß des Wunnenstein sind die Tische gut besetzt
Personalprobleme kennt das Familienunternehmen von Wirtin Alema Skoko und Sohn Edin (31) nicht. Die allgemeinen Preissteigerungen hat die Bosnierin bisher nicht an ihre Gäste weitergegeben, will aber darüber zumindest mal nachdenken. "Auch die Familie arbeitet schließlich nicht umsonst, die wollen auch ihr Geld", meint sie.
Im "Bahnhöfle" an der Radstrecke zwischen Großbottwar und Oberstenfeld herrscht ein Kommen und Gehen. "Bei uns ist den ganzen Tag über was los", freut sich Mersiha Latic. Personell kann die Wirtin den Besucherandrang gerade noch bewältigen. "Wir haben fünf Leute beschäftigt, könnten aber noch weitere Helfer brauchen", sagt sie. Die vorgenommenen leichten Preiserhöhungen wurden laut Latic von den Gästen klaglos akzeptiert.
An eine Preisanpassung denkt Rolf Rentschler, der seit Mai den neu eröffneten Biergarten "Schorlebecken" beim Freibad in Untergruppenbach bewirtet, bisher nicht. Dafür hat der erfahrene Gastronom, der auch den Landgasthof Haigern, das Restaurant in der Stettenfelshalle sowie den Freibadkiosk betreibt, mit gravierendem Personalmangel zu kämpfen. "Das Restaurant Stettenfels haben wir bis September geschlossen, sonst könnten wir den Biergartenbetrieb nicht bewältigen", bedauert er. "Ich habe hier fünf Leute, bräuchte aber eigentlich neun Mitarbeiter", ergänzt er.
Für Radfahrer, Wanderer und Biergartenliebhaber nicht wegzudenken ist das alteingesessene "Bahnhöfle" in Schozach
Silvia Schernautzki und zwei weitere Mitarbeiter stehen bereits seit mehr als fünf Stunden in der Küche und am Tresen und können sich kaum eine Pause gönnen. "Unsere Mitarbeiter sind sehr aktiv und zeitlich voll ausgelastet. Es ist aber absolut schwer, neue Kräfte zu finden. Corona hat die Lage noch verschärft und viele meiner Teilzeitbeschäftigten haben aufgehört.
Bisher konnten wir unsere Öffnungszeiten aber noch halten", berichtet Inhaberin Jasmin Nagel. An den Wochenenden herrscht absoluter Hochbetrieb auf dem auch bei Familien beliebten Gelände direkt an der Schozach. "Alle Biergärten sind natürlich sehr wetterabhängig", sagt Nagel und hofft wie die anderen Betreiber auf einen warmen und trockenen Sommer.
In Bayern versteht man unter Biergarten etwas anderes als im Ländle
Mit den bereits im frühen 19. Jahrhundert in Bayern entstandenen Biergärten oder auch Bierkellern haben hiesige "Biergärten" oder auch "Gartenwirtschaften" nur wenig gemeinsam. Im weiteren Sinne handelt es sich eher um gastronomische Einrichtungen im Freien. Während in den traditionellen Biergärten noch heute der Ausschank von Bier und der Verzehr von mitgebrachten Speisen im Vordergrund stehen, deckt die Außengastronomie der Region die ganze Palette an Speisen und Getränken ab.

