Dramatische Lage: Wie können Gastronomen die gestiegenen Kosten ausgleichen?
Die enormen Preissteigerungen treffen die Restaurants und Gaststätten hart. Nachdem ein Lokal in NRW Eintritt verlangt, werden in der Branche auch Stornogebühren und eingeschränkte Öffnungszeiten diskutiert.

Dramatisch steigende Preise auf breiter Front, Lieferprobleme beim Speiseöl, Fetten und beim Mehl sowie fehlendes Personal und Zurückhaltung bei den Kunden: Die Gastronomie trifft es derzeit knüppeldick.
"So schnell wie uns die Kosten um die Ohren fliegen, können wir gar keine Karten drucken", bringt es Martin Kübler, Dehoga-Chef im Landkreis Heilbronn, auf den Punkt.
Dabei hat die Branche die zeitweisen Schließungen und ständigen Einschränkungen während der zweijährigen Corona-Pandemie noch nicht verkraftet. Kein Wunder, dass sich Gaststättenpächter und Restaurantbesitzer derzeit Gedanken in viele Richtungen machen.
So verlangt ein Gastronom in Nordrhein-Westfalen seit Mitte April Eintritt für einen Besuch in seinem Lokal - analog zum Coperto, der Gebühr für das Gedeck, die in vielen italienischen Restaurants als Aufschlag erhoben wird. Wer im Restaurant von Horst Ingendorn aus Ratingen speisen will, muss seit einigen Wochen drei Euro Aufschlag bezahlen, als Ausgleich für die gestiegenen Kosten. Eintritt kennt man in Deutschland eigentlich nur beim Bar- oder Diskothekenbesuch.
Nicht vermittelbar
In der Region lehnt die Branche solche Ideen noch rundweg ab. "Wir müssen die Preise natürlich anpassen, aber von Eintrittsgeld halte ich gar nichts", macht Martin Kübler klar. Das sei dem Gast nicht zu vermitteln, betont der Gastronom, der die Neckarsulmer Ballei und das Restaurant im Bad Rappenauer Golfclub betreibt.
Auch Thomas Aurich winkt bei dem Thema ab. "Ich wäre mit Eintrittsgeldern im Restaurant sehr vorsichtig", sagt der Heilbronner Stadtverbandsvorsitzende des Dehoga. "Da traut sich auch keiner ran, weil die Bürger in unserer Region Eintrittsgelder nicht akzeptieren", ist sich Aurich sicher. "Deshalb wird bei uns derzeit darüber auch nicht diskutiert", so der Heilbronner Stadtrat. Das sieht die Gastronomie auch im ganzen Land so. "Von Speisegaststättenbetrieben, die Geld für das Betreten des Betriebes unabhängig vom Konsum verlangen, ist uns nichts bekannt", betont der Pressesprecher des Hotel- und Gaststättenverbands Daniel Ohl.
Steigende Preise erwartet
Unstrittig ist allerdings, dass in den Restaurants angesichts der dramatischen Lage die Preise steigen müssen. "Wir müssen einiges ändern", ist sich Thomas Aurich sicher.
Er denkt vor allem an eine Stornopauschale für Gäste, die ihren angemeldeten Besuch nicht rechtzeitig absagen. Das Phänomen trete vor allem seit Ausbruch der Corona-Pandemie häufiger auf. Dem Gaststättenbesitzer gehen damit nicht nur Einnahmen verloren, er hat unter Umständen auch zuviel Ware eingekauft und bleibt auf zusätzlichen Personalkosten sitzen. Deshalb unterstützt die Dehoga die Vorschläge. "Die Höhe der Stornogebühr kann im Bewirtungsvertrag geregelt werden", erläutert Daniel Ohl. Weitere Maßnahmen werden folgen, ist sich die Branche sicher.
"Da Mitarbeiter fehlen und die Personalkosten durch die Erhöhung des Mindestlohn steigen, sehen sich viele Betriebe gezwungen, ihre Öffnungszeiten zu konzentrieren", stellt Daniel Ohl fest. Konkret heißt das, dass die Betriebe sich stärker auf Kernöffnungszeiten konzentrieren, in der die Lokale am besten besucht sind. "Die enormen Preissteigerungen können wir aber derzeit gar nicht auffangen, deshalb wird auch die Rendite massiv sinken", ist sich Thomas Aurich sicher. "Es wird sich jetzt einfach zeigen, dass mancher Betrieb unrentabel ist", fürchtet der Gastronom, dass einige "die Krise nicht überstehen werden".
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