So steht es um den Bunker unter der Kreissparkasse Heilbronn
Der Luftschutzkeller unter der KSK in Heilbronn wurde 1957 gebaut, aber nie gebraucht. Heute ist er in Vergessenheit geraten. Ob der Betonwürfel einem Angriff im Ernstfall standhalten würde?

Ein gelber Pfeil auf sprödem Beton weist den Weg zu einem längst vergessenen Relikt - zum ehemaligen "Schutzraum" im Keller der Kreissparkasse Heilbronn an der Wollhausstraße. Dort wurde 1957 der erste öffentliche Luftschutzraum der Bundesrepublik gebaut, als die Erinnerungen an die furchtbare Bombennacht im Dezember 1944 noch allgegenwärtig waren. In den 1930er und 1940er Jahren waren weite Teile der Heilbronner Innenstadt unterkellert, in den Bombennächten suchten die Menschen hier Schutz.
Angesichts der aktuellen Bilder von Müttern und Kindern in U-Bahnschächten in der Ukraine sind jene Räume, die vor Bombenhagel schützen sollen, wieder ins Bewusstsein gerückt. Der Krieg ist wieder real, mitten in Europa brauchen Menschen Nacht für Nacht Luftschutzräume. Das weckt Erinnerungen - auch daran, dass in Heilbronn einige Bunker zu Fallen wurden. 611 Menschen erstickten am 4. Dezember 1944 allein im Klosterkeller an der Klostergasse. Nach dem Krieg wurden neue Schutzräume gebaut, zum Beispiel im Keller der Sparkasse, aber vermutlich auch in einigen Eigenheimen. Private Bauherren erhielten in der Bundesrepublik für den Bau von Schutzräumen in den 1970er und 1980er Jahren Zuschüsse, deren Höhe sich nach der Zahl der Schutzplätze richtete.
Schutzraum für den Landrat

Unter dem Neubau der Kreissparkasse planten die Architekten 1956 einen Würfel aus Beton, der im Kriegsfall 300 Menschen Schutz bieten sollte. Unter ihnen wäre damals - im Ernstfall - Eduard Hirsch gewesen, Landrat von 1948 bis 1966. "Er hätte hier gesessen", vermutet Adrian Stoiber, zuständig für den Bereich Bau und Gebäudemanagement in der Kreissparkasse. Er erzählt, dass Hirschs Dienstwohnung in den 1950er Jahren im fünften Stock des Bankgebäudes gelegen habe. Im Komplex war früher auch das Landratsamt untergebracht, erst in den 1970er Jahren zog die Kreisverwaltung an die Lerchenstraße.
Die Sparkasse übernahm die Räume, die Wohnung des Landrats bezog später der Hausmeister des Geldinstituts, inzwischen sind an dieser Stelle längst Büros untergebracht. Der Bunker geriet darüber in Vergessenheit, öffentlich zugänglich ist er ohnehin nie gewesen.
Akten hinter dicken Stahltüren

Heute wird der Schutzraum zum Teil als Keller und Archiv von der Kreissparkasse genutzt. Die Sicherheitstüren schützen nur noch Akten. Hinter vier dicken Stahltüren, verriegelt mit zwei roten Griffen, verbirgt sich jeweils ein kleiner Gang. Davor ist zum Schutz eine zweite Betondecke eingezogen. Dahinter gehen links und rechts zwei weitere Stahltüren ab, die in die eigentlichen Schutzräume führen, die wiederum von dicken Mauern in drei kleine Räume aufgeteilt werden. Im größten sind auf dem nackten Betonboden noch die Abdrücke der Feldbetten zu erahnen, die jahrzehntelang hier standen. Dicke Rohre verlaufen unter der niedrigen Decke, mit einer Kurbel hätten die Schutzsuchenden theoretisch manuell die Frischluftzufuhr regulieren können.
Phosphorisierende Streifen an Türrahmen und Decken sollten im Ernstfall die Dunkelheit aufhalten. Weiß getüncht ist der Stein, gruselig die Vorstellung, hier im Ernstfall auszuharren. Eine Luke, die sich längst nicht mehr öffnen lässt, diente im hinteren Teil als Notausgang - ein Mensch hätte wohl durchkriechen können. Heute steht dahinter der Mittelbau der Sparkasse, erklärt Adrian Stoiber.
Über Atombunker diskutierte die Stadt erst später

Dass die Räume im Falle eines Atomangriffs standgehalten hätten, wurde offenbar von Anfang an bezweifelt. Ausdrücklich als konventioneller Schutzraum sei die Anlage bezeichnet, betont Hausmeister Rüdiger Meckes bei einem Rundgang, nicht als Atomschutzbunker. Darüber wurde in Heilbronn erst in den 1970er Jahren verstärkt diskutiert, als das US-Militär Pershing-Raketen auf der Heilbronner Waldheide lagerte.
In jener Zeit investierten Stadt und Bund erneut in den Bau von Bunkern, zum Beispiel unter der Gustav-von-Schmoller-Schule und unter der Werderstraße. Trotzdem hätte damals nur etwa jeder 25. Heilbronner Schutz gefunden. Die wenigsten dieser Anlagen sind heute noch zugänglich, der Theresienturm, der schon vor dem Zweiten Weltkrieg entstand, wurde 2019 zur Gedenkstätte umgewidmet.