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So soll die Integration von ukrainischen Kindern ins deutsche Schulsystem gelingen

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An immer mehr Schulen in der Region werden bereits Kinder aus der Ukraine unterrichtet. So auch an der Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen. Ein landesweites Portal soll zudem freiwillige Helfer zusammenbringen.

Von links:) Die Brüder Tymur (12) und Yehor (14) aus der Ukraine mit Rektorin Sabine Keidel und Ulrike Franze, die eine der beiden Vorbereitungsklassen an der Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen betreut.
Von links:) Die Brüder Tymur (12) und Yehor (14) aus der Ukraine mit Rektorin Sabine Keidel und Ulrike Franze, die eine der beiden Vorbereitungsklassen an der Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen betreut.  Foto: Lisa Könnecke

Hinweis: Für Nutzer aus der Ukraine stellen wir diesen Inhalt kostenlos zur Verfügung.

Willkommen heißen, aber wie? Diese Frage beschäftigt derzeit ganz Deutschland und vor allem auch Schulen hinsichtlich der bis dato schätzungsweise 240.000 ukrainischen Geflüchteten. Bildungspolitiker schätzen, dass mindestens ein Drittel von ihnen Kinder und Jugendliche sind.

Einige von ihnen werden bereits in deutschen Schulen unterrichtet, auch in der Region. "Wir haben den Eindruck, dass den ukrainischen Geflüchteten der Zugang zum Bildungssystem für ihre Kinder sehr wichtig ist", sagte der Heilbronner Sozialamtsleiter Achim Bocher jüngst im Sozialausschuss.

 


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Sprachbarriere als großes Problem

Mehr als 40 Schulanmeldungen gebe es schon. In der Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen beispielsweise wurden vor zwei Wochen acht Schüler aus der Ukraine aufgenommen, anfangs in den Regelklassen. "Das hat aber nicht gut funktioniert. Die schulische Sozialisierung fehlt", sagt Rektorin Sabine Keidel mit Blick auf das verstärkte, coronabedingte Homeschooling die vergangenen zwei Jahre.

Aber auch die Sprachbarriere sei ein Problem gewesen. Folglich wurde reagiert. Die ukrainischen Kinder werden nun in Vorbereitungsklassen betreut. In dieser Hinsicht sei man erprobt. 2015 wurden beispielsweise 25 syrische Flüchtlinge an der Schule aufgenommen, erklärt Keidel und das habe man "gerockt".

"Mit Händen und Füßen" Deutsch beibringen

"Wir pflegen eine große Willkommenskultur an unserer Schule." Ulrike Franze, die die Vorbereitungsklasse in der Sekundarstufe betreut, bringt den Kindern Deutsch bei, indem sie Gegenstände zeigt, Bilderkarten benutzt, Wörter auf Englisch umschreibt und, wenn das alles nichts bringt, "mit Händen und Füßen" kommuniziert, wie sie lachend sagt. Humor sei wichtig, weil er die Anspannung nimmt. Am Wichtigsten für die Kinder sei, erstmal anzukommen und sich wohlzufühlen.

 


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Vorbereitungsklassen werden als gute Lösung gesehen

Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht in Vorbereitungsklassen mit einem "Crashkurs in Deutsch" eine gute Lösung. Auch weil der Schwerpunkt darauf liegt, "die Kinder in überschaubarer Runde erst mal ankommen zu lassen". Der Gewerkschafter ist kein Fan davon, ukrainische Kinder in deutsche Klassen zu setzen. Dafür sei die Sprachbarriere zu hoch, sagt er. "Viele werden nicht mal Englisch sprechen", so seine Vermutung.

Teilweise mit Bildern lernen die ukrainischen Kinder Deutsch .
Teilweise mit Bildern lernen die ukrainischen Kinder Deutsch .  Foto: Lisa Könnecke

Noch dazu kann er sich vorstellen, dass viele Kinder aufgrund ihrer Fluchterfahrung verunsichert sind. Die Meinung der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Tybinka, dass eine Aufnahme der Kinder im deutschen Bildungssystem nicht unbedingt wünschenswert sei und sie sich stattdessen online am Unterricht in der Ukraine zuschalten sollten, teilt er nicht, weil dann die soziale Komponente fehle: "Soziale Kontakte sind wichtig."

"Es ist fast unplanbar"

Markus Wenz, Leiter des Staatlichen Schulamts Heilbronn, nimmt eine "großartige Solidarität" seitens der Schulen aus der Region wahr, zu helfen, betont aber auch: "Wir sind erst am Anfang." Künftig rechnet Wenz mit deutlich mehr ukrainischen Kindern, für die man gemeinsam Lösungen finden müsse. Die Herausforderung: "Es ist fast unplanbar. Wir wissen nicht, wie alt die Kinder sind, welchen Bildungsstand sie haben oder welche Sprachen sie sprechen."

 


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Anlaufstellen in der Region für Flüchtlinge und Helfer


Das Kultusministerium Baden-Württemberg zielt bei der Beschulung ukrainischer Kinder auf einen Dreiklang ab, erklärt Fabian Schmidt von der Pressestelle auf Stimme-Anfrage. So wolle man den Geflüchteten herkunftssprachlichen Unterricht, etwa digital, ermöglichen, sie - wenn machbar - im Regelunterricht integrieren und ihnen eine Sprachförderung anbieten, Das Kultusministerium versuche, die Wünsche aus der Ukraine bei ihren Maßnahmen wie Fernunterricht zu berücksichtigen. "Dabei ist es aber auch wichtig, die Kinder und Jugendlichen zu integrieren, um ihnen das Ankommen zu erleichtern." Derzeit sei nämlich nicht absehbar, wann und ob die Kinder und Jugendlichen wieder zurück in ihre Heimat können.

Seit Freitag, 25. März, ist das landesweite Portal zur Registrierung von Lehrpersonal freigeschaltet, über das sich etwa Pensionäre, Studierende oder auch ukrainische Lehrkräfte melden können.

 


Landesweites Helfer-Portal

Das Helfer-Portal ist unter lobw.kultus-bw.de zu finden. Nach der Registrierung werden Qualifikationen wie zum Beispiel die Sprachkenntnisse abgefragt. Kultusministerin Theresa Schopper: "Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die vor dem Krieg fliehen und an unseren Schulen ankommen, wird steigen. Deswegen brauchen wir weitere Unterstützung und sind für jede Person dankbar." 

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