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So international ist die Hochschule Heilbronn

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Wie gut ist die Forschungsstätte bei der Zusammenarbeit mit dem Ausland aufgestellt? Neues soll kommen, doch in einem Punkt sind den Verantwortlichen die Hände gebunden. Sie sehen das Land in der Pflicht.

Die Hochschule Heilbronn hat für das Wintersemester mehr als 47.000 angemeldete Prüfungen. Wegen der hohen Corona-Zahlen in der Stadt mussten die Präsenz-Prüfungen verschoben werden.
Die Hochschule Heilbronn hat für das Wintersemester mehr als 47.000 angemeldete Prüfungen. Wegen der hohen Corona-Zahlen in der Stadt mussten die Präsenz-Prüfungen verschoben werden.  Foto: Mugler

Die Hochschule Heilbronn ist international ausgerichtet. Studenten und Dozenten gehen ins Ausland, internationale Wissenschaftler kommen in die Region. Mehr Austausch ist möglich, in einigen Bereichen soll sich etwas tun. Den Verantwortlichen sind in einem Punkt aber die Hände gebunden, hier sehen sie das Land in der Pflicht.

Professor Ruth Fleuchaus erinnert sich gut an die Jahren, als sich Studierende aus Afrika zu eigenen Gruppen in Heilbronn zusammengeschlossen haben. Die Zeiten sind vorbei, "die sind alle weg", sagt die Prorektorin Internationales und Diversität. Mit Einführung der Gebühren für ausländische Studierende brachen die Einschreibezahlen aus dem Ausland ein, von einst zwölf Prozent auf aktuell drei Prozent, sagt Ruth Fleuchaus. Es habe sich im Ausland schnell herumgesprochen, dass man in anderen Bundesländern umsonst studieren kann. Die Folge: Viele ausländische Studierende machten einen Bogen um Baden-Württemberg und gingen beispielsweise nach Darmstadt, Würzburg oder an die Technische Universität München. Ruth Fleuchaus macht keinen Hehl daraus, dass sie von den Gebühren nichts hält. "Wir sind gern international." Sie sagt: "Die Internationalisierung tut der Hochschule gut."


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Die Hochschule Heilbronn setzt aus mehreren Gründen auf ausländische Studenten

Das hat für die Prorektorin mehrere Gründe. Zum einen stehe Heilbronn mit anderen Hochschulen in Konkurrenz um Studenten, deren Anzahl zuletzt zurückgegangen ist. Ohne Internationalisierung, sagt Ruth Fleuchaus, werde man das Niveau auf den Campus nicht halten können. Sie führt aber noch einen weiteren Punkt an, spricht von der "gesellschaftspolitischen Aufgabe der Hochschule". Ihrer Ansicht nach geht es eben nicht allein um die wissenschaftliche Ausbildung. Die Hochschule bezeichnet sie als "Eingangstor für Fachkräfte". Der Bedarf ist ihrer Ansicht nach gegeben. Egal ob beispielsweise im Software-Bereich oder in der internationalen Betriebswirtschaftlehre: "Da ist ein starker Engpass in der Region."

Viele Unternehmen in der wirtschaftlich starken Region suchen Mitarbeiter, auch ihnen wolle die Hochschule helfen. Den ausländischen Studenten wollen die Verantwortlichen das Ankommen und den Aufenthalt erleichtern. Sie werden betreut, es gibt Sprachkurse. "Wir wollen sie so weit bringen, dass sie in Deutschland bleiben können", sagt Ruth Fleuchaus. Manchmal sei der Start aber schwierig, etwa wenn es um die Unterbringung geht. Je nach Aufenthaltsdauer bekämen Gäste, hier meint sie vor allem die Gastdozenten, leicht eine Unterkunft - oder eben nicht. Um Entlastung zu schaffen, baut die Hochschule Heilbronn gerade eine ehemalige Hausmeisterwohnung am Campus Sontheim um. "Wir sind sehr erfinderisch."


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Fachkräfte sollen ins Land kommen

Noch mehr potenzielle Fachkräfte ins Land zu bekommen: Ruth Fleuchaus sieht Möglichkeiten mit speziellen englischsprachigen Angeboten. Bislang gibt es an der Hochschule nur drei Masterprogramme auf Englisch, beim Grundstudium setzt die Hochschule auf ein Studienvorbereitungsjahr und ein englischsprachiges Grundstudium bei den Technikern. Für die Prorektorin ist das zu wenig: "Wir müssen schleunigst nachlegen." Bislang kämen für die Angebote überwiegend Personen infrage, die Deutsch gelernt hätten. Mit rein englischsprachigen Angeboten erweitere man diese Möglichkeiten. Im kommenden Sommersemester könnte es in der Betriebswirtschaft losgehen, spätestens aber im Herbst 2024. Ähnliches streben die Techniker an. Ruth Fleuchaus" Ziel ist es, dass am Ende jede Fachrichtung einen entsprechenden Bachelor auf Englisch anbiete.

Fest etabliert haben sich unterdessen die Austauschprogramme. Die Hochschule Heilbronn hat weltweit 220 Partnerhochschulen, im Schnitt gingen pro Jahr 400 Studenten ins Ausland, 250 kämen nach Heilbronn. Damit sei fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht, als es insgesamt 700 Studenten gegeben habe, die ins Ausland gingen und vom Ausland gekommen seien, sagt die Prorektorin. Die Professoren der Hochschule Heilbronn helfen im Ausland mit, Hochschulen zu gründen.


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Wie die Hochschule Heilbronn noch attraktiver gemacht werden soll

Zu den weiteren Bausteinen gehören Doppelabschlussprogramme, die es mittlerweile in fast allen Fakultäten gibt und die in den vergangenen Jahren ausgebaut worden seien. Spitzenreiter ist die Fakultät Internation Business mit acht solcher Studiengänge. Bei einem Doppelabschluss gehen Heilbronner Studenten für ein Jahr an eine Partnerschule, von dort kommen Studenten für ein Jahr in die Region – und alle erhalten von beiden Einrichtungen ein Abschlusszeugnis. Diesen Bereich will Ruth Fleuchaus stärken. "Da sind wir noch am Anfang." Ihrer Ansicht nach brauche jeder Studiengang mindestens einen Doppelabschluss. "Das ist ein Weg, um die Hochschule attraktiver zu machen."

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