SLK will Coronavirus-Test beschleunigen
Zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus raten Mediziner zu Hygienemaßnahmen wie bei der normalen Grippe. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Das Coronavirus ist mit einem ersten Nachweis in Bayern in Deutschland angekommen. Die Gefahr, dass sich das Virus hierzulande weiter verbreitet, sei aber "nach wie vor gering", heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Was jetzt wichtig ist:
Wie gefährlich ist das Virus?
Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome. Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie von 2002/2003 sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der Weltgesundheitsorganisation zwischen November 2002 und Juli 2003 neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab es hierzulande nicht.
Wer wird auf das Virus getestet?
Die Inkubationszeit − also die Spanne zwischen Infektion und Beginn von Symptomen − beträgt zwei bis 14 Tage. Damit ein Erkrankter als Verdachtsfall gilt, müssen zwei Faktoren zusammenkommen: Er zeigt Symptome einer Atemwegserkrankung wie Husten oder eine Lungenentzündung und war innerhalb der vergangenen zwei Wochen in einem Risikogebiet in China oder hatte Kontakt mit Personen aus diesen Gebieten. Bei der Untersuchung wird idealerweise je eine Probe aus den unteren und oberen Atemwegen genommen.
Wie lange dauert es, bis ein Testergebnis vorliegt?
Der Test selbst dauert laut Robert-Koch-Institut (RKI) rund fünf Stunden. Das Problem bislang: Nur wenige Labore in Deutschland konnten auf das Coronavirus testen − mit zusätzlichen Kurierfahrten hätte es entsprechend lange gedauert, bis ein Ergebnis vorliegt. Das soll sich ändern. Die Unikliniken in Freiburg und Heidelberg wollen selbst Tests durchführen, sagt ein Sprecher des Sozialministeriums in Stuttgart.
Auch beim Landesgesundheitsamt kann das Virus ab sofort im Labor diagnostiziert werden, wie die Behörde auf Stimme-Anfrage mitteilt: Begründete Verdachtsfälle könnten nach Rücksprache zur Diagnostik geschickt werden. Von den SLK-Kliniken Heilbronn heißt es, ab der kommenden Woche werde es die Möglichkeit geben, Proben in ein näher gelegenes Labor zu bringen und damit die Wartezeit bis zum Vorliegen der endgültigen Diagnose deutlich zu verkürzen.
Auch interessant: SLK-Kliniken bereiten sich auf Coronavirus-Fälle vor
Was passiert mit Erkrankten nach einem positiven Test?
Der Patient wird im Krankenhaus isoliert und behandelt, das Klinikpersonal muss Schutzkleidung tragen. Menschen, die engen Kontakt zu Betroffenen hatten, sind zu informieren und durch das zuständige Gesundheitsamt zu beobachten.
Hilft ein Mundschutz, das Risiko einer Ansteckung zu senken?
Apotheken berichteten von verstärkter Nachfrage nach Masken, sagte eine Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände noch bevor in der Nacht zum Dienstag der erste bestätigte Fall bundesweit bekannt wurde. Eine Notwendigkeit, sich selbst vor einer Ansteckung zu schützen, sieht der Mediziner Bernd Salzberger nicht: "Persönlicher Schutz ist im Augenblick vollkommen unsinnig", sagt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie.
Die Gesundheitsbehörden kümmerten sich "hervorragend". Sogenannte chirurgische Gesichtsmasken seien nicht zum Schutz vor Ansteckungen gemacht. Vielmehr sollen sie dafür sorgen, dass aus dem Atemtrakt von Chirurgen keine Tröpfchen in das Operationsgebiet gelangen. Es mache Sinn, als Grippekranker eine Maske zum Schutz anderer Menschen zu tragen. "Aber der Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr, sehr schlecht."
Kann man sich mit anderen Maßnahmen schützen?
Das RKI rät zum Schutz vor einer Ansteckung vor allem in Regionen, in denen Fälle aufgetreten sind, zu guter Händehygiene, "Husten- und Nies-Etiketten" sowie Abstandhalten zu Erkrankten. Diese Schritte seien auch wegen der Grippewelle "überall und jederzeit angeraten".
Wie sollte man sich im Verdachtsfall verhalten?
Erster Ansprechpartner bei grippeähnlichen Symptomen ist der Hausarzt oder der ärztliche Notdienst während der Praxis-Schließzeiten. Der Heilbronner Ärztesprecher Martin Uellner weist darauf hin: Beim Verdacht auf eine Erkrankung mit dem Coronavirus sollen sich Patienten unbedingt zuerst telefonisch beim Arzt oder bei der Notdienst-Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung, Telefon 116117, melden.
"Gerade wenn jemand in den vergangenen 14 Tagen in China war oder Kontakt zu Personen aus China hatte, sollte er auf gar keinen Fall direkt in die Praxis kommen, sonst besteht die Gefahr, alle anderen anzustecken." Die Krankenkasse Barmer hat unter 0800 84 84 111 eine kostenlose Hotline geschalten, unter der sich alle Bürger rund um die Uhr zum Thema informieren können.