Nach Havarie der Neckarperle: Chef äußert sich zur Rückkehr des Schiffs nach Heilbronn
Die Firma Neckar-Käpt'n hat ihr Schiff, in Heilbronn noch als Neckarbummler bekannt, überraschend abgezogen. Doch nach einer Havarie auf dem Neckar bei Remseck darf es vorerst nicht weiterfahren.

Der Motor brummt im satten Ton der Schifffahrt, wegen der Abgase riecht es nach Hafen. Die Neckarperle, in Heilbronn noch als Neckarbummler bekannt, läuft aber nur dem Anschein nach: Das Schiff braucht Strom, an mehr ist zurzeit nicht zu denken. Sie darf nicht weiterfahren.
Nach einer Havarie liegt sie bei Remseck an einer Anlegestelle gleich neben einem Discounter. Mit Experten sucht die Crew nach der Ursache, warum ein Keilriemen, laut Geschäftsführer Jens Caspar noch recht neues Material, gerissen ist. Sogar ein Taucher schaut sich das Boot im trüben Wasser an. Das Schiff war wegen des Keilriemens kurzzeitig manövrierunfähig, schaffte es aber noch an diese Anlegestelle, wo die Passagiere von Bord gehen konnten. Unter Deck erinnern noch immer Besteck auf Tischen und Handtücher darunter an das überraschende Ende einer sonntäglichen Bootsfahrt.
Neckarperle gut in Schuss: Unternehmen hat nach Übernahme fast eine halbe Million Euro in Schiff investiert
Für Schiffsführer Klaus, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, ist die Neckarperle ein gutes Schiff. Als das Unternehmen Neckar-Käpt"n sie kaufte, packte die Mannschaft mit an. Sie strich, investierte in Bänke und Sitze, neue Schränke kamen. Gut 450.000 Euro steckte das Unternehmen in das Schiff. "Wir haben alle geschuftet", erzählt Klaus, der seit drei Jahrzehnten auf Binnengewässern unterwegs ist. Er fuhr unter anderem auf Rhein oder Mosel, jetzt ist er auf dem Neckar unterwegs. Für ihn ist das eine Umstellung. "Hier ist kein Verkehr", erinnert er sich an das Schiffsaufkommen auf den größeren Flüssen. "Der Neckar ist gemütlich, daran musste ich mich erst gewöhnen." Auch die vielen Schleusen, sagt er, seien für ihn neu.

Die Neckarperle gehörte seit Mitte der 70er Jahre zu Heilbronn, gebaut in der Werft in Neckarsulm. Der Namensvorschlag kam von Lesern der Heilbronner Stimme. Seit wenigen Wochen ist sie weg, das Unternehmen Neckar Käpt"n zog sie zur Überraschung vieler ab nach Stuttgart, wo das Unternehmen von Jens Caspar sitzt. Eine Zeitlang sollte sie für die MS Wilhelma, das Flaggschiff des Unternehmens, einspringen, weil diese selbst in der Werft war. Die Wilhelma ist Anfang der Woche von Neckarsteinach zurückgekommen. Sobald die Neckarperle wieder fit ist, steht sie beispielsweise für Charterfahrten zur Verfügung.
Als Neckarbummler in Heilbronn unterwegs gewesen: Schiff muss jetzt bei Remseck liegen
Jens Caspar führt an der sogenannten "Aldi-Liegestelle" über die Perle. Hier und da müsse neue Farbe drauf, zeigt er auf abgesplitterte Stellen. Das stehe an, sobald es wärmer ist. Im Großen und Ganzen lässt er aber nichts auf sein Schiff kommen, sauer reagiert er deshalb auf Kritik eines Fahrgastes, der sich über den Zustand aufgeregt habe.

Mit Heilbronn hat Jens Caspar für diese Saison im regulären Fahrbetrieb abgeschlossen. "Heilbronn ist kein Thema." Deutlich wird im Gespräch: Knackpunkt ist das Geld. Wenn zu wenig Fahrgäste mitwollen, fallen Fahrten aus. Jens Caspar springt manchmal in seiner Argumentation, mal geht es um Zuschüsse, dann sollten andere den Betrieb übernehmen: Die Heilbronner sollten sich überlegen, ob sie Schiffe wollten und sich dann finanziell daran beteiligen. "Solche Aufgaben", sagt er zugleich kurz darauf, "gehören in die öffentliche Hand." Außerdem müsse man auch von Seiten der Landesregierung aus den Neckar touristisch besser vermarkten. Hier sieht Jens Caspar ebenfalls einen großen Nachholbedarf.
Rückkehr nach Heilbronn? Für Unternehmenschef ist Bad Wimpfen interessanter
Viele Nachfragen, sagt Jens Caspar, erreichten ihn von Fahrgästen aus dem Heilbronner Raum. Auch für Bad Wimpfen und Gundelsheim seien die Schiffe ein Gewinn. Eigentlich, überlegt er, müsse er dort eines festmachen, nicht in Heilbronn. "Touristisch ist Bad Wimpfen interessanter."
Wie es mit der Neckarperle weitergeht? Jens Caspar lässt sich für 2025 nicht tief in die Karten blicken. Heilbronn Marketing ist nach eigenen Angaben dabei, schon einen neuen Schiffsbetrieb zu finden. Jens Caspar beobachtet die Entwicklung genau und ist sogar nach eigenen Angaben bereit, seine Anlegestellen herzugeben. Auch einem neuen Betrieb stünde er beiseite. "Ich gebe gern Tipps."
Sobald die Neckarperle wieder fahren darf, kommt sie nach Stuttgart. Heilbronn wäre dieses Jahr nur per Charterfahrten möglich. Dann wäre übrigens auch die achtstündige Überfahrt nach Heilbronn zu bezahlen - und die Rückfahrt mit selber Länge; für jeweils 2000 Euro.