Schärfere Corona-Regeln dämpfen Shopping-Laune
Trotz des bevorstehendem Lockdowns am Mittwoch bleibt ein Ansturm auf die Heilbronner Innenstadt an diesem Wochenende aus. Die Polizei zeigt viel Präsenz in Stadt und Landkreis, um an die neuen Corona-Regeln zu erinnern.

Ausgangssperre nachts. Erst nur in Hotspots, jetzt in ganz Baden-Württemberg. Ausgangsbeschränkungen auch tagsüber. Bevorstehender Lockdown. Die Corona-Meldungen haben sich in den vergangen Tagen überschlagen, Regeln wurden verschärft, die Verunsicherung ist groß. Viele nutzten deshalb am Samstag noch die letzte sichere Gelegenheit, um Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Überfüllt war die Heilbronner Innenstadt aber trotzdem nicht. Im Gegenteil: Im Vergleich zu anderen Adventssamstagen in diesem und vergangenen Jahren war die Frequenz extrem gering, sagte Thomas Gauß, Vorsitzender der Heilbronner Stadtinitiative, am Samstag auf Nachfrage.
Früher Einkauf lohnt sich
Was für Einzelhändler fatal ist, finden viele Kunden gut. Ohne Gedränge und damit besonders angenehm einzukaufen, war es am frühen Samstagmorgen in der Fußgängerzone. Kurz vor 9 Uhr wartete die Heilbronnerin Gaby Maassen auf Einlass bei Osiander. Sie kam bewusst ganz früh, um den erwarteten Massen zu entgehen. "Ich hatte schon Corona. Es war nicht schön", sagte die 70-Jährige. Jetzt wolle sie einfach sicher einkaufen und sich in Ruhe beraten lassen. Auch ein 55-jähriger Erlenbacher, der vor Galeria Kaufhof wartete, kam bewusst früh. Er hole ein bestelltes Produkt ab. Am Tag zuvor war ihm die Schlange an der Kasse zu lang.
Dass gegen 12 Uhr noch immer relativ wenig los war, hatte zwar auch mit dem Regen zu tun, sagte Jutta Böhringer an ihrem Obst- und Gemüse-Stand auf dem Wochenmarkt. Trotzdem seien für einen dritten Adventssamstag sehr wenig Menschen unterwegs. "Das hat auch mit der Unsicherheit zu tun."
Einlassbeschränkungen in Geschäften
Ganz effizient, mit einer Liste, ist Britta Uhl am Samstag ihre letzten Weihnachtseinkäufe angegangen. "Es ist ja absehbar, dass nächste Woche alles schließt", sagte die Heilbronnerin. Trotzdem sei sie überrascht gewesen, dass es nicht voller war. Vor manchen Geschäften warten dann aber doch ein paar Kunden, sie dürfen nicht alle gleichzeitig ins Geschäft. "Da gehe ich dann gar nicht erst rein", berichtete Anja Weiß. Sie habe ganz gezielt das besorgt, was ihr für Weihnachten noch gefehlt hatte.
Nachmittags füllten sich die Läden etwas mehr. Trotzdem bezeichnete Thomas Gauß die Situation als "katastrophal". Die überwiegende Mehrheit der Einzelhändler mache ein schlechtes Weihnachtsgeschäft. Auch wenn es Ausnahmen gebe. Für ihn ist die Ansage, dass man zu Hause bleiben soll, die Geschäfte aber offen haben schizophren. Ihm wäre schon früher ein harter, kurzer Lockdown lieber gewesen.
Ein Lockdown wäre auch für Johannes Janßen, Filialleiter bei Osiander, nicht das schlimmste. Wie im Frühjahr wolle er dann aus der Ladentür heraus verkaufen. Er könne sich bisher aber über das Weihnachtsgeschäft nicht beklagen. Vor allem am Freitag sei der Zulauf "brutal" gewesen.
Weniger kurzfristige Informationen hätten sich Sibylle und Jürgen Schmidt aus Bad Rappenau gewünscht. Dass sie ihr Friseurgeschäft schließen müssen, hätten sie "über sieben Ecken" erfahren. Kein Verständnis hatte eine Passantin in Eppingen für die nächtliche Ausgangssperre. "Ich habe wirklich keine Lust, mich nach meiner Schicht Abend für Abend rechtfertigen zu müssen, warum ich nach 20 Uhr noch unterwegs bin."
Zahlreiche Kontrollen in der Region
Das mussten in den vergangenen Tagen in der Tat viele Autofahrer, die in eine Polizeikontrolle geraten waren. Am Freitagabend fanden ab 21 Uhr erstmals Schwerpunktkontrollen im Landkreis Heilbronn statt. Denn bevor am Samstag eine landesweite Ausgangssperre in Kraft trat, galt diese im Landkreis aufgrund der hohen Infektionszahlen schon einen Tag früher. Auch am Samstag wurde großflächig kontrolliert, als die Ausgangssperre ab 20 Uhr in Kraft trat, informierte Thomas Lüdecke, Leiter der Schutzpolizeidirektion Heilbronn.
Ruhig ging es an einer Kontrollstelle in Neckarsulm am Freitagabend zu. Die meisten Autofahrer, die nach 21 Uhr unterwegs waren, kamen von der Arbeit. Wer jedoch nicht glaubhaft versichern konnte, dass er einen triftigen Grund hatte, musste seine Personalien hinterlassen. Später legt die Bußgeldbehörde fest, wie viel die Ordnungswidrigkeit kostet, so Lüdecke.