Region hilft Erdbebenopfern: Lagerräume waren schnell randvoll
In Heilbronn und der Region ist die Hilfsbereitschaft für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien enorm. Bei zahlreichen Aktionen wurden und werden Sach- und Geldspenden gesammelt. Nicht nur aufgrund der schieren Menge raten viele Akteure jedoch inzwischen von Sachspenden ab.

Nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien rollt eine große Welle der Hilfsbereitschaft auch durch die Region. Hilfsorganisationen, Kulturvereine, Glaubensgemeinschaften und Unternehmen haben Aktionen ins Leben gerufen, um den Menschen vor Ort zu helfen. Erste Transporte mit Hilfsgütern sind bereits auf dem Weg in die Krisenregion. Inzwischen raten etliche Akteure allerdings von Sachgaben ab.
Landratsamt: Sachspenden nur bei konkretem Aufruf
"Geldspenden an seriöse Hilfsorganisationen sind derzeit die beste Hilfe", sagt Lea Mosthaf, Sprecherin des Landratsamts Heilbronn. Wer Geld geben möchte, könne dies am besten über Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder die Aktion Deutschland Hilft tun.
So komme das Geld letztlich auch dort an, wo es gebraucht wird. "Sachspenden sollten nur geleistet werden, wenn eine seriöse Organisation konkret dazu aufruft", betont Mosthaf. Zu den Regularien und Möglichkeiten, Hilfe zu leisten, verweist die Kreisverwaltung auf das Auswärtige Amt sowie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Seit Montag waren bei Hilfsaktionen in Heilbronn und der Region vor allem Sachspenden eingegangen. So hatte etwa Esmahanim Arslan, Inhaberin einer Hochzeits-Location in Ilsfeld, von der Türkei aus mit ihrem Mann Ercan und Burhan Uzun eine große Sammlung organisiert. Mehrere 40-Tonner, beladen mit Kleidung, Decken, Kissen und mehr gingen inzwischen von Ilsfeld aus ins Krisengebiet.
Die Heilbronner Ditib-Gemeinde sammelt dagegen vorerst nur Geld. Davon sollen unter anderem Medikamente und Lebensmittel gekauft werden, die die Behörden vor Ort den Betroffenen zur Verfügung stellen. Eigene Sammlungen will die Gemeinde erst initiieren, wenn im Erdbebengebiet der Wiederaufbau beginnt.
Spenden durch Dönerverkauf gesammelt
Ins Zeug gelegt haben sich auch einige Imbisse in der Region. "Enes Kebap" in Leingarten oder das "Pizza Kebap Haus" in Böckingen sammelten Geld und spenden die gesamten Einnahmen aus dem Verkauf vom Donnerstag an Hilfsorganisationen. "Es gab eine große Solidarität, unser Laden war bis abends voll", sagt Aydin Karaaslan vom Böckinger Kebaphaus. Drei Ehrenamtliche halfen mit, den Zuspruch zu bewältigen.
Durch die ausgehängten Plakate angeregt, seien aber auch spontan Menschen ins Geschäft gekommen, um die seit Montag aufgestellten Spendenboxen zu nutzen. Welche Summe bisher zusammengekommen ist, kann Karaaslan noch nicht sagen. "Anfangs haben wir auch Sachspenden angenommen", erzählt er, "unsere beiden Lagerräume waren aber schnell voll bis an die Decke." Die Güter sollen über ein Transportunternehmen ins Erdbebengebiet gebracht werden.
Zweifel am Verteilsystem
"Zurzeit weiß aber niemand, ob alles auch wirklich bei den Menschen ankommt, da die Verteilung über die türkische Regierung läuft. Deshalb haben wir uns entschieden, nur noch Geld zu sammeln", sagt Karaaslan. "Damit können die benötigten Dinge vor Ort gekauft werden und sind nicht erst viele Tage unterwegs."
Auch das kurdische Gesellschaftszentrum Heilbronn will finanzielle Hilfe leisten. "Die Lage vor Ort ist verheerend, viele Menschen sind der Kälte schutzlos ausgeliefert", teilt Mehmet-Sevket Celik mit. In einem Zelt, das noch bis einschließlich Samstag, 11. Februar, auf dem Kiliansplatz steht, werden drei Tage lang unter anderem Essen und Tee verkauft. "Der Erlös geht direkt an den roten Halbmond, der die humanitäre Hilfe vor Ort leistet", so Celik.
Die kurdische Gemeinde Deutschland betont, dass sie "ausdrücklich keine Sachspenden" sammelt. Eingenommene Gelder würden über Partner in den Nachbarregionen eingesetzt, um die bestehende Infrastruktur vor Ort zu unterstützen und einzukaufen, was gebraucht wird, etwa Hygieneartikel, Decken oder Medikamente.
Weitere Organisationen und Gruppen wollen ebenfalls helfen. So haben etwa die Heilbronner Taxifahrer angekündigt, dass sie die Trinkgelder, die sie von Freitag bis Sonntag einnehmen, spenden wollen.

Wie in zahlreichen anderen Städten und Gemeinden wurden aus Anteilnahme und Mitgefühl mit den Opfern des Erdbebens auch die drei Fahnen vor dem Heilbronner Rathaus in dieser Woche auf Halbmast gesetzt. Nachdem bis Freitag, 10. Februar, neben der türkischen Landesflagge zwei Fahnen mit den Farben der Stadt auf dem Vorplatz hingen, ist dort nun auch die Fahne Syriens in Trauerbeflaggung gehisst. Die Stadtverwaltung hatte diese erst bestellen müssen und noch am Freitag gegen eine der beiden Stadtfahnen ausgetauscht.



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