Abellio-Pleite: Region fürchtet keine unmittelbaren Folgen für Frankenbahn
Gerade hat sich der Verkehr auf der Frankenbahn stabilisiert, da sorgen Meldungen über die finanziellen Probleme des Betreibers Abellio für Unruhe. Vertreter der Städte an der Strecke erwarten aber keine unmittelbaren Folgen für Bahnkunden der Region.

Er bedauere die Situation bei Abellio, teilt Harry Mergel mit. "Ich gehe aber davon aus, dass die derzeitigen Probleme keine Auswirkungen auf die für unsere Stadt so wichtige Bedienqualität auf den Strecken Richtung Stuttgart, Mannheim und Osterburken haben werden", so Heilbronns Oberbürgermeister. Er hoffe auf die Gespräche zwischen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und dem Bahnunternehmen, "um zu einer guten Lösung zum Wohle der Bahnkunden zu kommen".
Meldungen über finanzielle Problem von Abellio und eine mögliche Insolvenz sorgen in der Region für Unruhe. Ende 2019 hat die Tochter der niederländischen Staatsbahn gemeinsam mit dem britischen Unternehmen Go-Ahead den Betrieb auf der Frankenbahn von Stuttgart über Heilbronn nach Mannheim und Würzburg übernommen. Zwischenzeitlich erwog das Land, Go-Ahead wegen unpünktlicher Züge und vieler Ausfälle zeitweise durch einen Drittanbieter zu ersetzen. Hier hat sich der Betrieb stabilisiert, dafür rückt jetzt Abellio mit seiner finanziellen Schieflage in den Fokus. Klaus-Peter Waldenberger, Bürgermeister in Lauffen, betont: "Ich erwarte vom Land, dass das geregelt wird." Die Pünktlichkeit der Züge, so sein Eindruck, habe sich zuletzt verbessert. Allerdings hatte Lauffen gemeinsam mit Nachbarkommunen südlich von Heilbronn kritisiert, dass manche Pendlerzüge zwischen Heilbronn und Bietigheim nicht mehr halten.
Abellio habe sich bei der Ausschreibung für die Frankenbahn und weitere Strecken "deutlich übernommen", vermutet Hans-Martin Sauter, Regionalvorstand des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland. Den Passagiereinbruch in der Corona-Pandemie habe aber auch niemand vorhersehen können. Und, so Sauter, die Bahnunternehmen litten unter der "maroden Infrastruktur" der Frankenbahn. Hintergrund: Für Verspätungen werden Strafzahlungen fällig, auch wenn die Bahnbetreiber sie nicht selbst verschuldet haben – ein Umstand, den die Unternehmen immer wieder kritisiert haben.
Susanne Bay, Grünen-Landtagsabgeordnete aus Heilbronn, fürchtet "keine akuten Angebotslücken". Sie sieht Abellio in der Pflicht. Die Leistung sei ausgeschrieben und vergeben. "Dann kann man nicht sagen, wir können unser Angebot nicht halten." Von einer "sehr unguten Situation für alle Beteiligten", spricht Isabell Huber, CDU-Abgeordnete aus dem Wahlkreis Neckarsulm. Land und Abellio müssten sich jetzt an einen Tisch setzen. Die Konsequenzen könne man noch nicht abschätzen. "Höchste Priorität muss aber die Aufrechterhaltung des Zugverkehrs haben."
Für Nico Weinmann steht der Verkehrsminister in der Verantwortung: "Wir sind gespannt, was da für Lösungsvorschläge kommen", sagt der FDP-Politiker.