Pünktlich vor dem Weindorf: Bauarbeiten in der Heilbronner Kaiserstraße beendet
Der Zeitplan wurde eingehalten: Pünktlich zum Start des Weindorfs am 7. September rollen wieder Stadtbahnen und Busse durch die Heilbronner Innenstadt. Warum es in den vergangenen Wochen trotzdem Kritik am Projekt gab.

Wir sind fertig!" Diese drei Worte klingen nach großer Erleichterung. Und entspannt ist Baubürgermeister Andreas Ringle tatsächlich, als er die Stadtbahn-Baustelle im Mittelstück der Heilbronner Kaiserstraße mit dem Schwerpunkt Marktplatz abläuft. Aktuell stehen noch wenige Restarbeiten an. Der Staubschutz und die Bauzäune werden sukzessive entfernt und die Baustelle wird gereinigt. Pünktlich zum Beginn des Weindorfs am 7. September werden wieder S-Bahnen und ÖPNV-Busse durch die Kaiserstraße fahren.
"Aus meiner Sicht hätte der öffentliche Nahverkehr schon ein paar Tage früher durch diese innerstädtische Verkehrsachse fahren können", freut sich Ringle, dass der Zeitplan mehr als präzise eingehalten wurde. Begonnen wurden die Arbeiten am 3. Juli und waren mit der Gleiserneuerung in der Bahnhofstraße durch die Stadtwerke Heilbronn und der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), die Vorarbeiten für den für 2024 geplanten zweigleisigen Ausbau des Streckenabschnitts zwischen Leingarten und Schwaigern vornahm, abgestimmt. "Eine Verschiebung des Termins war somit nicht möglich", betont Ringle.
Bei der Kommunikation noch Luft nach oben

Bei allem Lob für den "technisch guten Bauablauf" mischt sich dennoch ein kleiner Wermutstropfen unter seine Worte: "Wir haben das Projekt bereits frühzeitig 2022 kommuniziert und Anwohner und Händler etwa acht Wochen vor dem Baubeginn nochmals informiert." Die Kritik der vergangenen Wochen habe jedoch gezeigt: "Es waren noch immer nicht genug Informationen unterwegs."
Auf den ersten Blick macht der neue Belag auf dem sanierten rund 200 Meter langen Stadtbahnabschnitt zwischen der Tenno Sushi Lounge und dem Käthchenhaus den Eindruck, als seien Pflastersteine verlegt. Doch die Wahrnehmung täuscht. "Ab der Gleistrageplatte aus Beton wurde der gesamte, 22 Zentimeter dicke Aufbau erneuert und zum Schluss mit einer zwei Zentimeter starken Busphaltschicht abgeschlossen.
Es entstand eine durchgängig stabile Deckschicht
Anschließend wurden die bis zu zwei Meter langen Prägegitter in die Masse eingedrückt, wodurch eine akkurate Pflasterfläche entstand. Im Grunde genommen handelt es sich aber um eine durchgängig stabile Deckschicht", erläutert Diplom-Geograf Markus Kunert vom Amt für Straßenwesen die Vorgehensweise. Mit einem Schuss Humor fügt er hinzu: "So gut kann niemand pflastern."
Weshalb Busphalt nicht schon 2001 beim Bau der Stadtbahn durch die Innenstadt eingesetzt wurde, erklärt Andreas Ringle mit wenigen Worten: "Dieses Material ist erst seit acht bis zehn Jahren auf dem Markt. Bei der letzten Sanierung 2018 haben wir darauf gesetzt und gute Erfahrungen gemacht.
Beim Anfahren der Busse wirken enorme Kräfte
Dass der ursprünglich gewählte Belag schon nach wenigen Jahren immer wieder Schäden aufgewiesen hat, lag nach den Worten von Kunert nicht an der Stadtbahn, sondern wurden durch die Busse verursacht: "Vor allem beim Anfahren und Lenken entstehen enorme Kräfte. Dadurch wurden die Pflaster verschoben. Busphalt verteilt die Kräfte nun auf eine große Fläche."
Die Kosten für den Bauabschnitt auf der Kaiserstraße belaufen sich auf rund 750.000 Euro. "Kostensteigerungen sind nicht zu erwarten", versichert Bürgermeister Ringle und betont, dass "80 Prozent der städtischen Bauprojekte im Zeit- und Kostenplan liegen". Die Stadtwerke, die für die Gleiserneuerung in der Bahnhofstraße verantwortlich sind, investierten nach den Worten von Ronald Kipshofen 5,3 Millionen Euro. Mit Mehrkosten rechnet der Abteilungsleiter Infrastruktur nicht. Bis Ende September seien nur noch Restarbeiten zu erledigen.
S-Bahnen fahren wieder bis zum Hauptbahnhof
Schon ab dem 4. September werden Stadtbahnen wieder bis zum Heilbronner Hauptbahnhof rollen. Die Arbeiten zwischen Leingarten und Schwaigern werden dann, wie AVG-Sprecher Michael Krauth sagte, abgeschlossen sein. Zuletzt gab es einen Schienenersatzverkehr.
Die Kaiserstraße: Wichtige West-Ost-Achse
Die Kaiserstraße, einst Kramgasse genannt, wurde durch städtebauliche Maßnahmen im späten 19. Jahrhundert zur wichtigsten West-Ost-Achse der Stadt. 1897 wurde sie in Kaiserstraße umbenannt. Der Durchbruch zur Allee erfolgte in den Jahren 1894 bis 1897; abgeschlossen war er am 1. März 1897 unter OB Paul Hegelmaier. Damit war eine durchgehende Verkehrs- und Geschäftsachse geschaffen. 1995 wurde die Kaiserstraße versuchsweise zur Fußgängerzone erklärt. 1996 dann dauerhaft. Nur noch Busse, Taxen und Radfahrer durften einfahren. 2001 kam die Stadtbahn.