In der Region sind Praxis-Impfungen heiß begehrt
Hausärzte aus der Region berichten von positiven ersten Erfahrungen mit Corona-Impfungen. Viele Patienten melden sich, es ist aber noch sehr wenig Impfstoff in den Praxen verfügbar.

Seit bekannt ist, dass auch Hausärzte ab dieser Woche gegen Corona impfen dürfen, laufen in den Praxen in der Region die Telefone heiß. Vor allem am Dienstag nach dem Feiertag waren viele Leitungen besetzt. So auch im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Eppingen, berichtet Dr. Edzard Kühle. Das Interesse an einer Impfung in der Hausarztpraxis ist groß. "Die Hürde ist geringer, als in ein Impfzentrum zu gehen", weiß Kühle. Dort sei allein die Terminvereinbarung für manche eine Herausforderung.
Hunderte auf der Warteliste
Im MVZ geht es mit der Impfung zwar nicht unbedingt schneller, aber unkomplizierter. Wer Interesse an einer Impfung hat, kommt auf eine Liste und wird je nach Priorisierung und Impfstoffverfügbarkeit geimpft. Die Liste umfasse laut Kühle bereits Hunderte Personen. Momentan haben er und seine zwei Arztkollegen sechs Fläschchen mit Biontech-Impfstoff zur Verfügung. Damit impfen sie diese Woche 36 Patienten. In der nächsten Woche kommt eine neue Lieferung. So arbeiten sich die Ärzte von Woche zu Woche vor. Wer nicht die Möglichkeit hat, in die Praxis zu kommen, wird bei einem Hausbesuch geimpft, sagt Kühle. Lieber sei ihm aber die Impfung in der Praxis, da könne man auf mögliche Komplikationen besser reagieren.
Als Lieferweg für Arztpraxen dienen Apotheken. Die Hausärzte bestellen ihren Bedarf selbst über das System der Regelversorgung. Das kann aber nicht jeder Arzt. Die neueste Impfverordnung des Bundes sieht vor, dass ausschließlich Vertragsärzte Impfstoff beziehen können. Privatärzte und Betriebsärzte, also solche, die nicht von der Kassenärztlichen Vereinigung zugelassen sind, können das aktuell nicht. Das Land sieht diese Einschränkung durch den Bund kritisch. "Aus unserer Sicht sollte die Impfstoffversorgung der niedergelassenen Praxen und der Betriebsärzte grundsätzlich über die Apotheken erfolgen", erklärt das Sozialministerium. Man werde sich diesbezüglich nun an den Bund wenden.
Eine Hausarztpraxis im nördlichen Landkreis, die namentlich nicht genannt werden will, hat diese Woche 24 Impfungen durchgeführt. Auch hier gleicht das Praxispersonal die Patientenkartei mit der Priorisierungsliste ab und informiert die Impfberechtigten. "So arbeiten wir uns jetzt sukzessive durch", berichtet eine Mitarbeiterin und betont: "Der Hausarzt kennt seine Patienten. Eine telefonische Nachfrage oder Terminvereinbarung vonseiten der Patienten ist nicht notwendig." Nach der Spritze bekämen die Geimpften direkt einen Termin für die Zweitimpfung, so die Helferin.
Impfdosen sind sehr schnell weg

Die Vakzine der Firma Biontech, die im Lager bei Minus 80 Grad gefroren aufbewahrt werden, kommen so in den Praxen an, dass sie noch eine gewisse Zeit im Kühlschrank gelagert werden können. Die Gefahr, dass ein Fläschchen unbrauchbar wird, ist sehr gering, weil die vorhandenen Dosen derzeit schnell weg sind, berichtet Dr. Ingo Frers. Mit seiner Frau betreibt er Hausarztpraxen in Weinsberg und Eberstadt. Sie haben diese Woche innerhalb eines Tages 30 Menschen geimpft.
Dann war die erste Ration aufgebraucht. "Wir hoffen jetzt, dass es schnell mehr Impfstoff gibt", sagt Frers. Da dann auch der logistische Aufwand größer wird, impft der Hausarzt bereits jetzt in der Eberstadter Turnhalle. Da sei mehr Platz und alles leichter zu organisieren. Zum Beispiel müsse jeder Geimpfte noch mindestens 15 Minuten überwacht werden. Das sei in der Praxis weniger gut umsetzbar als in der Halle.
Die Impfstoff-Lieferungen an Hausärzte bedeuten keine schlechtere Versorgung des Kreisimpfzentrums (KIZ), teilt das Landratsamt Heilbronn mit. "Deshalb gehen wir nicht davon aus, dass sich die Impfung bei den Hausärzten auf die Auslastung des KIZ auswirkt", erklärt Sprecherin Tamara Waidmann. Die Stadt Heilbronn freut sich über die Erweiterung des Impfangebots auf die Hausarztpraxen. "Es ist eine sinnvolle Ergänzung zum KIZ", so Sprecherin Suse Bucher-Pinell. In Heilbronn-Horkheim werden derzeit an sieben Tagen pro Woche 750 bis 1000 Personen täglich geimpft. "Das werden wir beibehalten - immer unter der Voraussetzung, dass der angekündigte Impfstoff geliefert wird."
Dosis bedeutet eine Spritze
Immer wieder kommt es zu Verwirrungen durch den Begriff Impfdose, der oftmals fälschlicherweise synonym für eine Dosis und für das Impfstoff-Fläschchen verwendet wird. Das Sozialministerium erklärt: "Eine Impfdose - eigentlich: Impfdosis - bezeichnet eine einzelne Impfung. So enthält beispielsweise ein Karton von Biontech 195 Vials, also Impfstofffläschchen. Jedes Fläschchen enthält sechs Dosen. Dementsprechend enthält jeder Karton 1170 Dosen, also Impfungen."