Polizei legt Statistik für die Region Heilbronn vor: So verändern sich die Täter
Knapp 40000 Straftaten wurden 2023 registriert. Die Polizei veröffentlicht nun eine Statistik, wie sich die Täter in der Region Heilbronn verändert haben:
Polizeipräsident Frank Spitzmüller fasst es so in einem Satz zusammen: "Es wird mehr gestohlen, mehr zugeschlagen, mehr bedroht, genötigt und betrogen." In diesen Bereichen sieht er den größten Teil des Anstiegs bei den Straftaten. Und abgesehen von den Rauschgiftdelikten (hier liegt der Stadtkreis Heilbronn deutlich vorne) sei dieser Trend in allen vier Landkreisen des Präsidiumsbereiches gleichermaßen zu beobachten. Zum vor zehn Jahren gegründeten Polizeipräsidium Heilbronn gehören die Landkreise Heilbronn, Hohenlohe, Neckar-Odenwald und Main-Tauber sowie der Stadtkreis Heilbronn.
39 987 Straftaten wurden im Jahr 2023 im gesamten Präsidiumsbereich registriert, das ist ein Anstieg von 26,6 Prozent - und mehr als acht Prozent über dem Landestrend.
Polizei bei Aktion "Sicheres Heilbronn" im Einsatz
Ein Jahr ist Spitzmüller nun Polizeipräsident. Mit seiner gesamten Führungsmannschaft präsentiert er die Zahlen für 2023, einem "arbeitsreichen Jahr", wie er sagt. Es sei geprägt gewesen von konsequentem Vorgehen gegen Sicherheits- und Ordnungsstörungen mit vielen Kontrollaktionen das ganze Jahr über. Allein für die Aktion "Sicheres Heilbronn" listet Markus Geistler, Leiter der Schutzpolizei, 9600 Einsatzstunden auf, 5800 wurden von der Polizeieinheit Einsatz übernommen.
Rohheitsdelikte nehmen zu
Bedenklich stimmt Spitzmüller der Anstieg der Rohheitsdelikte, vor allem der Körperverletzungen, und die Tatsache, dass 40 Prozent im öffentlichen Raum stattgefunden haben. Konkret wurden im Präsidiumsbereich im Jahr 2023 ganze 7107 Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit aufgenommen (5081 in 2022). Das entspricht einer Zunahme von etwa 40 Prozent. Die Tendenz ist auch hier in allen Detailbetrachtungen die gleiche: Es waren im Stadtkreis Heilbronn 1989 Taten in 2023 (1408 in 2022), im Landkreis Heilbronn 2177 (1546) und im Hohenlohekreis 740 (532). Für die Führungsriege im Präsidium ein klarer Hinweis, dass "die gewaltfreie Konfliktlösung etwas in den Hintergrund getreten ist. Es wird schneller zugeschlagen", so Spitzmüller.
Auffällig sei auch die Zahl der Diebstahlsdelikte: Im Präsidiumsbereich ist das ein Plus von 27,6 Prozent auf 10 888 Taten, davon 3185 im Stadtkreis Heilbronn, 3947 im Landkreis Heilbronn und 1056 im Hohenlohekreis. "Es ist auffällig: die klassische Kriminalität wie Diebstahl ist wieder im Kommen", sagt Spitzmüller. Und wirft in diesem Zusammenhang einen Blick auf die Vermögens- und Fälschungsdelikte: Auch hier habe es einen Anstieg um 2639 Fälle im Präsidium gegeben - ein Plus von 44,5 Prozent.
Viele Jugendliche unter Tätern
Einen großen Teil der Diebstahlsdelikte begingen Jugendliche. Für Markus Geister ein Hinweis darauf, dass immer mehr junge Menschen erkennen, "dass sie auf legalem Weg nicht zu Wohlstand und sozialer Teilhabe kommen". In den Bereich der Vermögensdelikte fallen auch Betrügereien mit bestellten Waren und Fake-Onlineshops. Viele dieser Anzeigen werden online gestellt - mittlerweile 6000 pro Jahr. Es sei eigens eine Arbeitsgruppe mit zehn Personen gegründet worden, die diese Fälle aufklärt. "Hier können wir sehr gut Teilzeitkräfte auch im Homeoffice beschäftigen", berichtet Fred Söhner, Leiter der Kriminalpolizei. Mit Anlagebetrügereien sei insgesamt ein Schaden von rund acht Millionen Euro angerichtet worden.
Besorgniserregender Anstieg
Die Aufklärungsquote im Präsidiumsbereich sei von 60,3 auf 65,4 Prozent gestiegen, freut sich Spitzmüller. Und hinter jeder aufgeklärten Tat steht ein Verdächtiger. Insgesamt erfasst wurden 18.412 Tatverdächtige, das ist ein Plus von 23 Prozent, davon "besorgniserregende 40,9 Prozent Kinder", so Markus Geistler.
Der Anteil der weiblichen Tatverdächtigen liegt nur bei 4345, der Anteil der Nichtdeutschen bei 40,2 Prozent. Oder in ganzen Zahlen: 7409. Im Vorjahr waren es noch 5622. Markus Geistler weist auf das Stadt-Land-Gefälle hin. "Aber auch im Landkreis agieren organisierte Banden und werden Menschen Opfer von Betrugsdelikten oder es gibt im Hohenlohekreis Reichsbürger." Ganz aktuell sind es 36, die der Polizei bekannt sind.
Straftaten gegen das Leben
Zugenommen haben auch Straftaten gegen das Leben: Im Präsidiumsbereich waren es 33 (22), im Stadtkreis Heilbronn acht, im Landkreis Heilbronn zwölf und in Hohenlohe fünf. In allen Fällen habe es eine Täter-Opfer-Beziehung gegeben. Für die Region Heilbronn ist auch bekannt, wie viele Tote es laut Polizei gab.