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Programmierschule 42 Heilbronn verabschiedet erste Absolventen

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Die ersten Absolventen der Programmierschule 42 Heilbronn wurden kürzlich verabschiedet. Wie das unkoventionelle Lernkonzept ankommt und warum sie nun eine große Verantwortung tragen.

Geschäftsführer Thomas Bornheim (Mitte, rote Kette) mit den Studierenden und Absolventen der 42 Heilbronn am Feiern.
Fotos: Ralf Seidel
Geschäftsführer Thomas Bornheim (Mitte, rote Kette) mit den Studierenden und Absolventen der 42 Heilbronn am Feiern. Fotos: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Es war ein besonderer Tag für die 42 Heilbronn und das gleich in zweierlei Hinsicht: Zum einen feierte die Programmierschule ihren zweijährigen Geburtstag, und zum anderen wurden die ersten Absolventen graduiert. Im Heilbronner Hip Island wurde kürzlich dem Anlass entsprechend gefeiert. So konnten sich die angehenden Coder unter anderem in einem Papierflieger-Contest messen, Blumenkränze für die Haare machen, häkeln oder es sich einfach entspannt bei Musik und einem erfrischenden Getränk in den Liegestühlen im Sand gemütlich machen.

Und wie es sich für eine Absolventenfeier gehört, wurde später am Abend jeder Absolvent nach vorn gerufen und durfte sich unter tosendem Beifall sein Zeugnis abholen. Unter ihnen Romy Schleicher, die für das Studium aus München nach Heilbronn gezogen ist.


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So kommt das Lernmodell der 42 Heilbronn bei den Absolventen an

Von Tiermedizin bis Personaltraining hat Romy Schleicher etliche Studiengänge ausprobiert. Allesamt hat sie abgebrochen. "Mit dem klassischen Bildungssystem bin ich nicht klargekommen", sagt sie. Wie es das Schicksal oder - wie es die 25-Jährige formuliert - der Suchalgorithmus will, stößt sie im Internet auf die Programmierschule in Heilbronn, bewirbt sich und hat Erfolg: "Es ist das erste, was ich durchgezogen habe. Das zeigt mir, dass das unkonventionelle Lernkonzept funktioniert."

Das Konzept der 42 Heilbronn ist in der Tat ein besonderes und unterscheidet sich von klassischen Hochschulen oder Universitäten: Es gibt keine Lehrer oder Dozenten, weder Stundenpläne noch Unterrichtseinheiten. Nicht einmal ein Abitur ist notwendig. Das Programmieren lernen die Studierenden über Projekte, die es erfolgreich abzuschließen gilt. Die Aufgaben sind wie ein Computerspiel aufgebaut. Die Coder müssen sich von Level zu Level arbeiten. Die Programmierschule pflegt mittlerweile Partnerschaften mit über 50 Unternehmen in der Region und zählt derzeit 330 Studierende aus mehr als 40 Nationen.


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Ein paar hängen noch eine Weiterbildung dran

Alex Kurz (von links), Steffen Kienzle, Felix Häring und Romy Schleicher bei der Abschlussfeier im Heilbronner Hip Island.
Alex Kurz (von links), Steffen Kienzle, Felix Häring und Romy Schleicher bei der Abschlussfeier im Heilbronner Hip Island.  Foto: Seidel, Ralf

Das selbstorganisierte Arbeiten oder auch den Gamification-Ansatz, also das spielerische Herangehen an Projekte, hebt auch Alex Kurz hervor. Nach seinem Abitur wusste der 21-Jährige nicht, was er mit seiner beruflichen Zukunft anstellen will. "Mit IT hatte ich noch nie was zu tun." Heute ist der Heilbronner einer von insgesamt 40 Absolventen. Alex Kurz will an der 42 Heilbronn weiterstudieren und sich in den Themenfeldern Webentwicklung und Cybersicherheit weiterbilden. In bis zu 18 Monaten ist das an der 42 möglich.

Steffen Kienzle hängt ebenfalls die Weiterbildung dran, wird nebenher aber weiter für seinen bisherigen Arbeitgeber Audi arbeiten, erzählt er. Für sein Studium an der 42 ist der gelernte Mechatroniker in Teilzeit gegangen, hat wöchentlich im Wechsel studiert und gearbeitet. Seit Mai ist der 23-Jährige in die IT gewechselt und im Data Engineering, also im Bereitstellen von Daten, in Vollzeit tätig. Auch Felix Häring ist mitten im Berufsleben angekommen. Der 27-Jährige arbeitet als Software Developer in dem IT-Konzern Fujitsu. Das Konzept der Programmierschule findet er "mega. Jeder hat sein Tempo, und man ist an keine Termine gebunden." Als Entwickler lerne man ganz nach dem Motto "learning by doing" jeden Tag etwas Neues.


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Warum die Absolventen auch eine Verantwortung tragen

Für Thomas Bornheim, Geschäftsführer der 42 Heilbronn, war die Abschlussfeier "mit viel Stolz verbunden", weil er die Studierenden über die Zeit begleitet hat und sieht, wo sie heute stehen. Unglaubliche Schritte hätten sie gemacht. "Man braucht Mut und ein gewisses Mindset, dann kann man hier viel für sich rausholen", sagt Bornheim, der 14 Jahre für Google, sieben davon im Silicon Valley, gearbeitet hat. Alle hätten nun zwei Jahre selbst miterlebt, dass das Lernmodell auch ohne Lehrer funktioniere.

Der 47-Jährige betont aber auch die Verantwortung, die die frisch gebackenen Absolventen der 42 Heilbronn tragen. "Sie präsentieren die Marke und tragen die Idee, dass Bildung auch anders funktioniert, in die Welt hinaus." Auch sollen sie in Zukunft immer wieder den Weg zurück zur Programmierschule finden, berichten und ihr Wissen weitergeben. Mit den ersten Absolventen der 42 Heilbronn schließt sich für den Geschäftsführer kein Kapitel. Im Gegenteil: "Jetzt geht es erst richtig los."

 
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