Das Open-Data-Portal der Stadt Heilbronn bietet viel Entwicklungspotential
Die Statistik der beliebtesten Babynamen oder die Zahlen des Pendlerverkehrs aus dem Jahr 2017: Diese und weitere Datensätze findet man im Open-Data-Portal der Stadt Heilbronn. Wie hat es sich seither entwickelt?
Die Statistik der beliebtesten Babynamen oder die Zahlen des Pendlerverkehrs aus dem Jahr 2017: Diese und weitere Datensätze findet man im Open-Data-Portal der Stadt Heilbronn. Seit Dezember 2020 steht es der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wie hat es sich seither entwickelt? Was gibt es noch zu tun?
Digitalisierungsbeauftragter der Stadt zieht Fazit
"Wir merken, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aber auch noch viel Entwicklungspotential haben", zieht Thomas Laue, Digitalisierungsbeauftragter der Stadt Heilbronn, sein Fazit. Zu Beginn seien die Datenpakete monatlich veröffentlicht worden. Es sei "bewusst ein ambitioniertes Ziel" gewesen, so Laue. Mittlerweile sei das nicht der Anspruch, es gebe andere Anforderungen: Das städtische Portal soll mit dem Bundesportal GovData verknüpft werden und dadurch an die europäische Plattform angeschlossen sein. Damit diese Verknüpfung möglich ist, habe Heilbronn "Hausaufgaben aufbekommen".
Zu Beginn sei viel händisch bearbeitet worden, nun solle mehr automatisiert werden. Dafür müssen Daten zuerst maschinenlesbar sein, Pdf-Dokumente seien dafür beispielsweise nicht geeignet. "Es ist ein Lernprozess", sagt Laue, der bis zu Beginn des Jahres allein für die Thematik zuständig war. Mittlerweile bilde er mit zwei weiteren Mitarbeitenden die Schnittstelle, die den Prozess begleitet. Werden Daten benötigt, die noch nicht offen einsehbar sind, kann eine Anfrage an die Stadt gestellt werden. Durch das Portal habe die Zahl dieser nicht abgenommen. "Diesen Reifegrad haben wir noch nicht erreicht", sagt Laue. Nach seiner Beobachtung werden die Daten in unterschiedlicher Intensität genutzt. Mancher wolle nur eine Frage für sich beantworten, andere nutzen die Daten für die Forschung. Klassiker seien Vornamenslisten und Abfallkalender.
"Bei Open Data geht es um den Nutzen für die Gesellschaft"
Offene Daten sind für Thomas Laue die Grundlage für eine zukunftsfähige Stadt. "Unser Ziel ist es, offen und transparent zu sein." Eine ähnliche Ansicht hat Thomas Bornheim, Geschäftführer der Programmierschule 42 Heilbronn: "Bei Open Data geht es um den Nutzen für die Gesellschaft." Mit ihnen könne man die Lebensqualität verbessern und Dinge nach vorne bringen. Doch Digitalisierung sei nicht so einfach, wie man es sich vorstelle: "Jemand drückt auf den Knopf und dann sind die Daten da. Das sind nur zwei bis drei Prozent der Arbeit." Durch regelmäßigen Austausch mit Thomas Laue wisse er um die Herausforderungen, die es in der Stadt gibt. "Wir sind in einer Situation, in der sich die Städte und Gemeinden keine Programmierer mehr leisten können", so Bornheim. Man müsse auf Privatpersonen und Ehrenamtliche setzen. Deshalb helfe er, Menschen zusammenzubringen.
Mit frei verfügbaren Daten die Demokratie stärken
Ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, sind die jährlichen Open Data Days. Im vergangenen Jahr habe Thomas Laue dort von Schwierigkeiten im Prozess berichtet. Die Teilnehmenden hätten der Stadt gezeigt, wie sie die eigenen Daten verwenden können, so Bornheim. Das ist aus Sicht von Jonathan Günz, Vorstandsvorsitzender des Vereins Code For Heilbronn, nur ein Anfang. Ein nächster Schritt wäre, "Räume zu schaffen, in denen Zivilpersonen mit Verwaltung und Daten in Berührung kommen". Sein großes Ziel: Mit frei verfügbaren Daten die Demokratie stärken. Er könne sich eine App vorstellen, in der Anwohner informiert werden, wenn es um einen Umbau in ihrer Straße geht. Kaum jemand hole sich solche Informationen aus Amtsblättern oder den Gemeinderatssitzungen.
"Jetzt Gas geben und weitermachen"
Man könne mit öffentlich zugänglichen Daten auch Geschäftsmodelle entwickeln. Mit Verkehrs- und Parkplatzdaten in Echtzeit ließe sich eine Aussage über die Besucherzahl in Städten machen. Das wäre praktisch für Geschäfte, die ihre Personalplanung anpassen können. Für das Portal der Stadt zieht Günz das Fazit: "Guter Anfang, richtige Intention - jetzt Gas geben und weitermachen."
Open Data Days in Heilbronn
In Heilbronn finden die Open Data Days vom 4. bis zum 6. März statt. Gemeinsam mit dem Verein Code For Heilbronn, der Programmierschule 42 Heilbronn, dem Fraunhofer-Institut und den Campus Founders lädt die Stadt zu dem Hackathon ein. Bei einem Hackathon gehe es aber nicht darum, sich irgendwo einzuhacken, erklärt Jonathan Günz, Vorstandsvorsitzender des Vereins Code For Heilbronn. Im Vordergrund stehe, Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen. Ein Schwerpunkt sollen in diesem Jahr unter anderem Daten zu Klima und Nachhaltigkeit sein.