Das Open-Data-Portal der Stadt Heilbronn soll kontinuierlich wachsen
Heilbronn folgt dem Vorbild anderer Großstädte und veröffentlicht künftig immer mehr Daten im Internet. Kommunen machen so die Verwaltungsarbeit transparenter und Nutzer finden schneller Informationen.

Wie viele Einwohner Heilbronns sind älter als 80 Jahre? Wie laufen die Pendlerströme? Welche Wertstoffe fallen an? Solche Informationen gab es auch früher. Sie aufzustöbern, fiel mitunter schwer. Jetzt bündelt Heilbronn solche Tabellen in einem Open-Data-Portal im Internet und folgt damit dem Vorbild anderer Großstädte. Derweil bescheinigt eine Studie zur Digitalisierung Heilbronn großen Nachholbedarf - ist aber selbst nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
Daten gehören den Menschen: Das ist ein Hauptargument der Open-Data-Bewegung, deren Anliegen der Bund 2017 in ein Gesetz gegossen hat. Nicht geschützte und nicht personalisierte Informationen der Verwaltung sollen für alle maschinenlesbar zugänglich sein, Hochschulen, Verbände, Privatpersonen oder Wirtschaft können sie nutzen. In Hamburg ist jede Baugenehmigung anonymisiert abrufbar, es gibt Daten zu Flusspegelständen oder einzelnen Nahverkehrslinien.
Demgegenüber macht sich das Heilbronner Angebot mit seinen zwei Dutzend Datensätzen bescheiden aus. Aber der Anfang ist gemacht, und das Portal wächst. "Das Angebot wird kontinuierlich ausgebaut", sagt Thomas Laue, Beauftragter der Stadt für Digitalisierung.
Im Land vorne dabei
Die Verwaltungsspitze sieht Heilbronn im Land vorne mit dabei. "Mit dem Portal machen wir die Verwaltungsarbeit transparenter und gehen einen wichtigen Schritt in die digitale Zukunft unserer Stadt", sagt Oberbürgermeister Harry Mergel. "Heilbronn zählt mit der aktiven Umsetzung von Open Data zu den fortschrittlichsten Kommunen in Baden-Württemberg, was das Thema Offene Daten angeht." In der Region ist Heilbronn in jedem Fall führend mit seiner Transparenzoffensive. Manche Gemeinden veröffentlichen Geodaten wie Flurstückkarten, aber nicht mehr.
Für Open-Data-Pionier Stefan Kaufmann, der für die Stadt Ulm arbeitet, liegt einiges im Argen. "Da hat sich eigentlich seit zehn Jahren nichts getan", sagt er zu den Open-Data-Ambitionen der Kommunen. Es sei nicht damit getan, ein paar Excel-Tabellen ins Netz zu stellen. Ziel sei vielmehr, solche Daten automatisch zu generieren und die Verwaltungsorganisation entsprechend aufzustellen. Genau das ist der Kurs in Heilbronn, betont der Digitalisierungsbeauftragte Thomas Laue.
Heilbronn auf Platz 68 von 81
Großes Medienecho fand zuletzt die sogenannte Smart Cities Studie des Branchenverbands Bitcom - obwohl sie schon etwas älter ist und auf der Datenbasis von 2019 beruht. Heilbronn kommt darin nicht gut weg, liegt unter 81 bewerteten Großsstädten auf Rang 68.
Eingeflossen ist eine Vielzahl von Faktoren vom vernetzten Nahverkehr über den Anteil der Elektrofahrzeuge bis zum Verwaltungshandeln oder der intelligenten Straßenbeleuchtung. Bei der Breitbandversorgung etwa setzt es 0 Punkte für Heilbronn, obwohl die Verfügbarkeit von 50-Mbit-Anschlüssen hier laut Breitbandatlas bei 93 Prozent auf einem respektablen Niveau liegt. "Zu unserem Bedauern berücksichtigt die Studie, die im Dezember 2019 abgeschlossen wurde, bei einzelnen Indikatoren die Heilbronner Entwicklungen nicht korrekt", nimmt denn auch die Stadt zu den Ergebnissen Stellung. Eine Bitcom-Sprecherin erläutert, die Punktevergabe beruhen auf Vergleichen. Die schwächste Stadt liege bei 0 Punkten, auch wenn sie zu den anderen nur relativ schwach abschneidet.
Hoffnung auf bessere Platzierung
Allerdings räumt auch die Verwaltung ein: Bei einigen Indikatoren der Bitcom-Studie sei man zum Zeitpunkt der Datenerhebung wirklich noch nicht so weit gewesen, seither habe sich aber einiges getan. Instrumente wie der Online-Mängelmelder, das Künstliche-Intelligenz-Projekt oder das Partizipation-Portal wirsind.heilbronn.de sind erst 2020 an den Start gegangen und konnten in der Studie keine Berücksichtigung finden. Was ebenfalls Hoffnung auf eine besser Platzierung bei der Neuauflage macht: Beim Kriterium Open-Data-Portal bekam Heilbronn von Bitcom 2019 ebenfalls 0 Punkte - nachvollziehbar, es gab ja keines. Das hat sich nun geändert.