Olgakrippe in Heilbronn: Was macht die Kita des Jahres anders?
Das Familienzentrum Olgakrippe ist zur Kita des Jahres gewählt worden. Was sie hier anders machen als in anderen Einrichtungen.

Eine Reinigungsfirma ruft in der Olgakrippe an und möchte die Leiterin sprechen. "Nein, leider ist nur Baby Yoda da", erklärt der Telefondienst mit ernster Stimme. Kurzes Stutzen an der anderen Seite. "Haha, reingelegt, sie ist doch da", ruft der sechsjährige Dean und reicht den Hörer an Monika Karacic weiter, die sich das Lachen kaum verkneifen kann. Mit solchen Gesprächen müssen Leute rechnen, die im Familienzentrum in der Sichererstraße anrufen. Dieses Einbeziehen der Kleinen ist einer der Gründe, warum die Olgakrippe Mitte Mai von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung zur Kita des Jahres erkoren wurde.
Ein ganz normaler Vormittag
Es ist ein ganz normaler Vormittag in der Heilbronner Olgakrippe mit ihren insgesamt 115 Kindern zwischen null und sechs Jahren. In einem Raum wird gesungen, wieder woanders wird gebastelt und in der Werkstatt werden Fahrzeuge, genauer: Dreiräder überprüft. Darelle (5) überreicht Monika Karacic die Protokolle. Bei einem Dreirad fehlt ein Pedal, das ist genau vermerkt, und die Leiterin verspricht, sich darum zu kümmern. Parallel laufen Julia (6) und Pola (3) in die Küche und übergeben die Essensbestellung für die kommende Woche. "Wir haben einen Speiseplan, die Kinder äußern ihre Wünsche, und damit planen wir dann, damit es ausgewogen ist", erklärt Karacic. Wer denkt, dass es dann ja immer nur Nudeln gibt, irrt. "Die wünschen sich wirklich alles."
"Early Excellence"
"Early Excellence" nennt sich der Ansatz, mit dem in der Olgakrippe gearbeitet wird. Da geht es um eine starke Eltern-Kind-Bindung, die Öffnung in den Sozialraum und vor allem darum, bei den Stärken der Kinder anzusetzen. "Die Kinder werden bei uns überall im Haus mit eingebunden, sei es bei Bestellungen, bei Ideen für Spiele und Feste." Oder eben im Büro, denn auch das soll nicht nur ein Raum für Erwachsene sein, sondern ein Ort, an dem die Kleinen entdecken und spielen können. Der Kinderbeirat hat Mitspracherecht. Da seien immer viele tolle Ideen dabei. Schließlich sei man ja eine Kindertageseinrichtung, deswegen ist Karacic der Kontakt zu den Kindern wichtig, um die Welt mit ihren Augen zu sehen. "Das ist immer wieder verblüffend." Jedes Kind hat seine eigenen Interessen und Themen, die Erzieher beobachten das und bieten eine Plattform, um das auszuleben und zu fördern. Da geht dann auch mal eine Kleingruppe in die Experimenta, weil sie so fasziniert von Naturphänomenen ist. Überhaupt ist der Lebensraum Heilbronn sehr wichtig, die Stadt habe so viel zu bieten, schwärmt Karacic, die selbst hier geboren ist.
Team und Arbeitsatmosphäre
Eine große Rolle spielt auch das Team und die Arbeitsatmosphäre. Nicht nur hängen im Mitarbeiterbereich Komplimente to go, sondern jeder im Haus ist Experte für etwas, egal ob Natur, Dreiräder reparieren, internationale Kontakte oder was auch immer. "Jeder hat seine Stärken, mit denen er sich einbringen kann für das große Ganze, auch die Eltern können sich mit Fragen an die Experten wenden", erzählt die Leiterin. So mancher Kollege sei sich erst im Gespräch seiner Stärke bewusst geworden.
Im Radio und im Fernsehen
Seit Mai hat sich einiges getan. Zig Pressevertreter waren vor Ort, die Kinder durften eine Radiosendung leiten, Monika Karacic war im Fernsehen. "Mit dieser Aufmerksamkeit habe ich nicht gerechnet", gibt die 45-Jährige offen zu. Übrigens auch nicht mit dem ersten Platz. "Ich würde niemals sagen, wir sind die Besten", betont sie. "Wir gehen auf verschiedene Themen und die Kinder ein, dabei geht es nie um das Perfekte, sondern um das Zusammenspiel."
Preisgeld
25.000 Euro Preisgeld gab es für das Familienzentrum Olgakrippe als Kita des Jahres von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Auch beim Ausgeben werden die Kinder mit einbezogen. "Das wird aber noch genauer besprochen", erklärt Leiterin Monika Karacic. Neben dem Geld gab es auch Erkenntnisse frei dazu. "Uns war vorher nicht bewusst, dass wir so einen Schwerpunkt auf Projektarbeit haben, wir haben einfach die Themen der Kinder aufgegriffen und uns nicht weiter Gedanken darüber gemacht." Die Juryrückmeldung hob genau das hervor.