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Notfalltreffpunkte im Landkreis Heilbronn sind Anlaufstellen für den Ernstfall

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Der Landkreis Heilbronn entwickelt derzeit ein Konzept für Notfalltreffpunkte. Bis Mitte kommenden Jahres soll es in jeder Kommune festgelegte, gut erreichbare und für den Katastrophenfall ausgerüstete Anlaufstellen geben, an denen Bürger Hilfe und Informationen bekommen.

Besser vorbereitet: In jeder Kommune im Landkreis soll es künftig mindestens einen Notfalltreffpunkt geben. Hier sollen Bürger etwa bei einer Evakuierung oder bei einem längeren Stromausfall Informationen und Hilfe bekommen. Foto: dpa
Besser vorbereitet: In jeder Kommune im Landkreis soll es künftig mindestens einen Notfalltreffpunkt geben. Hier sollen Bürger etwa bei einer Evakuierung oder bei einem längeren Stromausfall Informationen und Hilfe bekommen. Foto: dpa  Foto: Jens Büttner

Spätestens mit der Unwetterkatastrophe im Ahrtal hat sich landauf, landab das Bewusstsein dafür geschärft, wie wichtig es ist, dass sowohl Einsatzkräfte als auch Bevölkerung gut auf Krisensituationen vorbereitet sind und im Ernstfall entsprechende Hilfsautomatismen greifen.

In diesem Zusammenhang hat der Landkreis Heilbronn jetzt ein Konzept für so genannte Notfalltreffpunkte entwickelt. Sie sollen als Anlaufstellen für die Bürger dienen, etwa falls Evakuierungen nötig sind, nach einem Unwetter oder bei einem Stromausfall die Infrastruktur gestört ist oder nach einem kerntechnischen Unfall Jodtabletten ausgegeben werden müssen.


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Bisher nur improvisierte Anlaufstellen

"Die Bevölkerung braucht solche Anlaufpunkte im Katastrophenfall", betont Marc Hoffmann, Leiter des Amts für Sicherheit und Ordnung beim Landratsamt Heilbronn. Bislang gebe es hier nur improvisierte Stellen in den Kommunen. Überlegungen dazu gebe es schon länger, das Unglück im Ahrtal habe der Sache aber nochmals einen Anschub gegeben.

Die Eindrücke, die Hilfskräfte aus der Region vor Ort gewonnen haben, wolle man zur Prävention nutzen. "Wir haben auch geschaut, was andere Länder machen, beispielsweise die Schweiz. Was ist dort erprobt und kann eventuell adaptiert werden? Wir wollen das Rad ja nicht neu erfinden", so Hoffmann. Anschließend habe man sich mit den Kommunen im Landkreis verständigt und sie über das Vorhaben in Sachen Notfalltreffpunkte informiert.

Pilotkommunen sollen Struktur im Landkreis abbilden

Entwickelt wurde das Konzept schließlich mit fünf Pilotkommunen: Eppingen, Neckarsulm, Lauffen, Roigheim und Schwaigern. "Diese wurden so ausgewählt, dass sie die Struktur der Kommunen im Landkreis so gut wie möglich abbilden, etwa hinsichtlich der Größe und der Zahl der Teilorte", erläutert Hoffmann. Gemeinsam sollten die Pilotkommunen erarbeiten, was realistisch umzusetzen ist, welche Schwierigkeiten vor Ort auftreten könnten und wie man diese lösen kann. Heraus kam ein Rahmenkonzept, das alle Kommunen im Landkreis als Grundlage für ihre eigenen Planungen nutzen können.

Pro Kommune soll mindestens ein Notfalltreffpunkt eingerichtet werden, in größeren je nach den örtlichen Verhältnissen auch mehrere. Zumindest in seinen Grundzügen soll das Konzept im ersten Halbjahr 2023 umgesetzt sein, kündigt Hoffman an. So gut wie fertig ist man damit bereits in Oedheim. "Wir haben uns darauf geeinigt, je einen Notfalltreffpunkt im Altdorf am Rathaus und im Neudorf am Schulzentrum einzurichten", sagt der Bürgermeister der rund 6000 Einwohner zählenden Gemeinde, Michael Schmitt. Dort seien bereits die Metallboxen deponiert, in denen die Grundausstattung für den Notfall verpackt ist. Deren Zusammenstellung sei auch im Notfallplan genau beschrieben.


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Auch die Personalfrage hat man in Oedheim bereits geklärt: "Neben Mitarbeitern der Verwaltung haben sich auch die Gemeinderäte bereiterklärt, die Notfalltreffpunkte zu besetzen", so Schmitt. Letztere absolvieren einmal jährlich einen Erste-Hilfe-Kurs. Im Einsatzfall sollen dann jeweils ein Ratsmitglied sowie ein Helfer der DLRG-Ortsgruppe vor Ort sein.

Nach zwei Stunden sollen Punkte besetzt sein

Der kritische Zeitpunkt, nach dessen Ablauf die Notfalltreffpunkte besetzt sein sollen, beziffert Marcel Vogt auf zwei Stunden nach Eintreten des Ereignisses. "Wir haben in den Vorjahren bereits Alarmpläne erstellt", sagt der Kommandant der Feuerwehr in Bad Friedrichshall. Die darin festgelegten Standorte habe man aufgegriffen und zu Notfalltreffpunkten ausgebaut. "Neun solcher Punkte, die dann mit jeweils drei bis vier Personen besetzt und alle fußläufig gut für alle Bürger zu erreichen sind, haben wir festgelegt", so Vogt. Auch hier werden im Ernstfall Mitglieder des Gemeinderats aktiv.

"Die Feuerwehr unterstützt das Personal an den Notfalltreffpunkten zwar, muss selbst aber für andere Fälle einsatzfähig bleiben", erläutert der Kommandant. Deshalb habe man auch die Altersabteilung der Friedrichshaller Wehr aktiviert. "Die Kameraden kennen ihr Gebiet und können bei der Orientierung helfen."

Die Schilder, mit denen die Standorte als solche landesweit einheitlich gut erkennbar gekennzeichnet werden, habe man für die Salzstadt bereits bestellt. Das Land stelle zudem ein Musterpaket für die Ausstattung zur Verfügung. In der Akquise des Personals für eine längere Notlage sieht Vogt derzeit noch "eine spannende Aufgabe für den Verwaltungsstab und die Einsatzkräfte". Er versichert aber: "Einen bis zwei Tage kriegen wir mit dem derzeitigen Personalstand hin."

Informationsmaterial für die Bürger

Das Konzept der Notfalltreffpunkte soll im ersten Halbjahr 2023 zumindest in Grundzügen im gesamten Landkreis Heilbronn umgesetzt sein. Bis dahin will das Landratsamt weiteres Informationsmaterial für die Bürger vorbereiten, das dann digital wie auch in Form von Handzetteln zur Verfügung gestellt werden soll und auch von den Kommunen genutzt werden kann.

Ist die Planungs- und Umsetzungsphase in den 46 Kommunen weitgehend abgeschlossen, sollen die Standorte der jeweiligen Notfalltreffpunkte auch in den Mitteilungsblättern sowie online unter notfalltreffpunkte-bw.de und auf der Internetseite des Landratsamts kommuniziert werden.

 

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