Nach Spitzentreffen zur Schulpolitik: Wünsche für die Zeit nach den Osterferien
Eineinhalb Wochen Auszeit: Wie es mit den Schulen Mitte April weitergeht, ist trotz des Spitzengesprächs mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann unklar.

Kurz vor den Osterferien hat sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu einem Spitzengespräch mit Schüler-, Eltern- und Lehrerverbänden getroffen. Rausgekommen ist so gut wie nichts. Mehr hatten Vertreter der Region auch nicht erwartet. Aber sie haben trotzdem große Hoffnungen für die Zeit, wenn nach der eineinhalbwöchigen Pause der Unterricht wieder beginnen soll.
Elternvertreterin wünscht sich Normalität zurück
"Wir wünschen uns Normalität zurück", sagt Claudia Kaufmann, Elternvertreterin der Wolf-von-Gemmingen-Schule. Sie begrüßt es deshalb sehr, dass es an der Schule die Testmöglichkeiten gibt. Dass andere Eltern dies für ihre Kinder nicht wollen, bedauert sie. Die Wünsche für die Zeit nach Ostern teilt sie auf: Realistisch betrachtet sie die Inzidenz, die wieder ansteigt. Die Chancen für weitere Öffnungen der Schulen schätzt sie daher als gering ein.
Dem stellt sie ihren unrealistischen Wunsch gegenüber. Sie spricht von einer Vision: Präsenzunterricht, so wie man ihn aus der Zeit vor Corona kennt. Für Kinder der Mittelstufe, die seit Mitte Dezember nur zu Klassenarbeiten in Schulen dürfen, verlangt sie eine Perspektive. Ihr Sohn ist Neuntklässler und wünscht sich zurück in die Schule und zu Kumpels. Sie befürchtet, dass man diese Kinder hinten runterfallen lasse.
Gewerkschafter sorgen sich um die Mittelstufe
Bislang dürfen die Erst- bis Sechstklässler zum Präsenzunterricht, auch die Abschlussjahrgänge haben Unterricht in den Schulen. "Die Kinder ab Klasse sieben brauchen eine Perspektive", sagt auch Jana Kolberg, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in der Region Main-Tauber/Hohenlohe. "Das ist eine Herausforderung." Lehrer kämen an ihre Grenzen, um die Kinder zu erreichen. "Es wird schwieriger."
Jana Kolberg betont: "Man verliert Stück für Stück die Jugendlichen." Das Spitzentreffen mit Winfried Kretschmann sendet ein Signal aus, davon ist Jana Kolberg überzeugt. Es werde deutlich, dass die Meinung der Pädagogen wieder gefragt sei. Sie hofft, dass nun im Land den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts gefolgt wird, dass es Wechselunterricht ab einer Inzidenz von 50 gibt und Fernunterricht ab 100. Zugleich setzt sie auf eine Verbindlichkeit bei den Tests. "Es geht ja auch um die Mitschüler und Lehrer", sagt sie. Wobei sie eine Test-Pflicht ausschließt. Das erzeuge einen Druck. Eine Verbindlichkeit fordert Jana Kolberg zugleich noch an anderer Stelle: Es müsse überall ein solches Angebot geben.
Schulen fordern Zeit, um gut zu planen
Harald Schröder, GEW-Sprecher im Raum Heilbronn, hatte vom Kretschmann-Gespräch mehr erwartet. Was plant die Regierung für die Zeit nach den Osterferien? Wie viele Klassen, wie viele Stunde, wie groß sind die Gruppen? "Wir brauchen einen Planungsvorlauf", betont Harald Schröder. Irgendwie bekämen es die Schulen hin, sollten die Informationen wieder erst sehr kurzfristig kommen. Allerdings wünschen sich alle, guten Unterricht anzubieten. Alle erst einmal im Unklaren zu lassen, sei eine Missachtung der Beschäftigten, sagt er. Ein Positives habe allerdings das Treffen gehabt. Nach einem Jahr Corona schaffe man es endlich, sagt Harald Schröder, eine solche Runde hinzubekommen.
Der Gewerkschafter macht sich "ganz ernsthafte Sorgen" um die Mittelstufe. Man müsse es schaffen, dass die Kinder wenigsten einen Tag pro Woche zurück in die Klassen kommen - möglicherweise auch mit Schulsozialarbeit, da die Kinder seit Mitte Dezember keinen Unterricht mehr in den Schulen hatten. Er sieht das Kultusministerium in der Pflicht, Pläne zu entwickeln, dass die Gruppen wieder zusammenfinden. Man könne nicht einfach Unterricht nach Stundenplan machen. "Das wird nicht funktionieren", sagt er.
„Wir schließen Schulen, das schadet jeden Tag“
Kritik an der Haltung der GEW kommt von der bundesweiten Initiative Familien. Die Gewerkschaft sei eine Bildungsverhinderin, sagt Zarah Abendschön-Sawall aus Schwaigern, die zum Vorstand gehört. „Wir schließen Schulen, das schadet jeden Tag.“ Seit langem schon fordere die Gruppe Schnelltests. Die Hygienekonzepte an Schulen würden funktionieren, sagt sie. Je nach Alter der Kinder solle man unterschiedliche Konzepte für den Präsenzunterricht umsetzen.
Die Kritik an der Maskenpflicht ebbt nicht ab
Viele Klassen in Präsenz: Diesen Unterricht wünschen sich Christoph Eberlein, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats in Heilbronn, für die Zeit nach den Osterferien. Testen sollte seiner Ansicht nach zum Schulalltag gehören. Umso mehr bedauert er es, dass die Tests an Schulen nicht mehr vom Bund bezahlt werden sollen. "Da schieben sich Bund und Land die Finanzen zu", bedauert er das Durcheinander. "Ich habe den Wunsch, dass sich das wieder ändert."
Unterdessen ist die Kritik an der Maskenpflicht an Schulen weiterhin groß. Eine Demo, die die Abschaffung dieser Pflicht fordert, beginnt diesen Mittwoch um 16 Uhr auf dem Kiliansplatz in Heilbronn.




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