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Nach Missbrauchsfall: Ärztin rät zu Gesprächen mit Kindern

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Die leitende Weissenhof-Oberärztin rät betroffenen Eltern dazu, ihren Kindern Fragen zu stellen. Warum bei der ersten Durchsuchung der Wohnung des Beschuldigten die Kamera nicht sichergestellt wurde, bleibt unklar.

Von Alexander Klug
Symbolfoto: dpa
Symbolfoto: dpa  Foto: Jens Kalaene (dpa-Zentralbild)

Was viele befürchtet haben, ist Wirklichkeit geworden: Der ehemalige Kindergartenleiter, auf dessen Computer vor zwei Jahren kinderpornografische Fotos und Videos gefunden wurden, ist auch selbst auf Fotos zu sehen - beim Missbrauch eines achtjährigen Jungen. Mittlerweile sitzt der 31-Jährige in Haft.

Nach der Anzeige eines Vaters waren die Beamten zum zweiten Mal ausgerückt, um die Wohnung des Beschuldigten zu durchsuchen - dieses Mal fanden sie eine Videokamera, die den Ermittlern die Suche nach belastendem Material erleichterte. Der Erzieher hatte 2016 versucht, in einer Internet-Tauschbörse Dateien kinderpornografischen Inhalts zu tauschen und war an einen Ermittler geraten.

"Beamte hätten sie mitgenommen"

Warum die Kamera bei der ersten Durchsuchung vor zwei Jahren nicht gefunden worden ist, lasse sich im Nachhinein nicht sagen, sagt Polizeisprecher Frank Belz. "Ich kann mir vorstellen, dass sie damals nicht an Ort und Stelle war. Wenn sie gesehen worden wäre, hätten die Beamten sie sicher mitgenommen." Die richterlich angeordnete Durchsuchung hatte damals Medien aller Art zum Ziel - von CDs über Speicherkarten und Festplatten bis zum USB-Stick.

Mit Hilfe der Kamera konnten die Ermittler nach der zweiten Durchsuchung vor wenigen Tagen die vielen Fotos und Videos gezielt nach mit diesem Gerät erstellten Dateien durchsuchen - und fanden einige Bilder aus dem Jahr 2013, die den Beschuldigten mit dem damals achtjährigen Jungen bei der Durchführung sexueller Handlungen zeigen.

Weiterlesen: Video zeigt Missbrauch durch Ex-Erzieher

Betroffene Eltern müssten das Thema nicht gegenüber ihren Kindern verschweigen. "Ich halte es für sinnvoll zu fragen, ob es etwas gibt, das dem Kind Angst macht. Oder worüber es nachdenkt, sich Sorgen macht", sagt die Leitende Oberärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik am Weissenhof, Dr. Tina Schlüter. "Wenn es nein sagt und dabei glaubwürdig ist, kann man der Aussage durchaus vertrauen."

Keine eindeutigen Symptome für Missbrauch

Kinder, die solche Erfahrungen gemacht haben, würden oft genau prüfen, mit wem sie darüber sprechen. "Es ist wichtig, dass der Erwachsene signalisiert, dass er mit dem Erfahrenen zurecht kommt, dass man das zusammen hinbekommt." Mit Anzeichen für Missbrauch tut sich die Ärztin schwer. "Eindeutige Symptome gibt es nicht. Es ist wichtig, auf Veränderungen zu achten. Die können aber auch andere Ursachen haben."

Die für Mitte März geplante Verhandlung vor dem Amtsgericht Heilbronn wegen des Kinderpornografie-Besitzes wurde aufgehoben - ein neues Verfahren wird sich mit dem Vorwürfen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern befassen.

 

Telefonische Hilfsmöglichkeiten

Nach der Vorwahl 07131 ist unter 166178 die Beratungsstelle des Vereins Pfiffigunde zu erreichen, unter 964420 die psychologische Beratungsstelle und unter 1044133 die Polizei.

 

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