Mordprozess in Heidelberg hat begonnen: Ehemann äußert sich nicht zum Vorwurf
Im Keller soll er seine Frau vermutlich mit einem Hammer erschlagen haben, schildert die Staatsanwaltschaft Heidelberg am Montagmorgen am Heidelberger Landgericht in ihrer Anklage. Der 66-Jährige weint danach bitterlich.
Allerdings äußert er sich zu dem Mordvorwurf nicht. „Auf unser Anraten hin“, wie sein Verteidiger Jens Klein sagt. Stattdessen berichtet der Angeklagte von seiner Lehre als Schlosser und sein Leben als Großvater.
„Sie können mir glauben, ich habe meine Frau sehr geliebt“, sagt der mutmaßliche Täter. Ihm gegenüber sitzen in einigen Metern Entfernung die Nebenkläger - seine beiden erwachsenen Kinder, Tochter und Sohn. Ein gerahmtes Foto ihrer Mutter steht vor ihnen auf dem Tisch.
Mehr gemeinsame Zeit
Der Angeklagte ist bleich im Gesicht und von hagerer Statur. In der Untersuchungshaft verlor er etwas an Gewicht. Er weint immer wieder, während er von Richter Jochen Herkle befragt wird. Er berichtet, dass er in Mosbach geboren und in Hüffenhardt aufgewachsen ist. In Bad Wimpfen machte er seine Lehre zum Schlosser, später arbeitete er in Neckarsulm. Seine Frau lernte er beim Tanz in Mosbach kennen, nach einer kurzen Zeit zusammen in Hüffenhardt zogen sie gemeinsam nach Sinsheim.
Vor einigen Jahren trat er im Beruf aus gesundheitlichen Gründen kürzer, seine Frau ebenfalls - und es blieb mehr gemeinsame Zeit für sie als Paar und ihre Familie. Eine „wunderbare Zeit" habe begonnen. Ihre Tochter habe ihnen zwei Enkelkinder geschenkt, die viel Zeit bei ihnen in Sinsheim-Dühren verbrachten. Wenn die Enkelkinder zum Übernachten kamen, sei das immer „ein Highlight für uns“ gewesen, „praktisch eine Party“.
Sie hätten "eine sehr gute Ehe geführt", sagt er. Seiner Frau habe er alle zwei Wochen einen Blumenstrauß besorgt, als Dank und Wertschätzung. Jeden Tag hab er das Frühstück für sie beide gemacht und die Tabletten gerichtet.
Später im Verlaufe des Prozesstages wird noch ein Sachverständiger zu Wort kommen, ebenfalls sind Zeugen geladen.
Am Tag zuvor war die Welt noch in Ordnung
Die Tochter berichtet im Zeugenstand von ihren Eltern als einem Bilderbuch-Ehepaar. Sie tritt als Nebenklägerin auf und möchte bewusst Zeugenangaben machen, obwohl sie das als Angehörige des Angeklagten nicht müsste. .„Ich konnte mich auf meine Eltern verlassen“, sagt sie. Ihre Mutter sei der beste und gutherzigste Mensch in ihrem Leben gewesen, sie sei ihre „beste Freundin“ gewesen. Sie sei der Fels in der Brandung gewesen für die Familie.
Sie sage aus, um ihrer Mutter eine Stimme zu geben, „weil sie keine Stimme mehr hat“, sagt die 39-Jährige.
Am Vorabend des Mordes hätten ihre Eltern die Enkelkinder zu ihnen nach Hause gebracht. „Da war die Welt noch in Ordnung für uns.“ Mittwochs sei immer Oma-und-Opa-Tag gewesen. Am Donnerstagmorgen habe sie zum letzten Mal mit ihrer Mutter telefoniert, sagt sie. Gegen Mittag dann habe ihr Vater zum ersten Mal angerufen und habe mitgeteilt, dass ihre Mutter nicht nach Hause gekommen sei. Bei einem zweiten Anruf ihres Vaters am Nachmittag, habe sie gemerkt: „Da ist etwas passiert, ich hab es im Gefühl gehabt.“ Sie schrieb eine Whatsapp an ihre Mutter: „Mama, melde dich. Papa macht sich Sorgen.“
Etwa eine Woche vor der Festnahme ihres Vaters seien sie und Familie nochmals von der Polizei vernommen worden, allerdings nicht ihr Vater. Das habe sie verwundert. Da stimme doch etwas nicht, habe ihr Mann gesagt, und sie haben darauf gemeint: „Dann kann es nur mein Vater gewesen sein.“ Seit diesem Tag habe sie diesen Gedanken gehabt.
Sie habe sich immer gefragt, warum sich ihr Vater nicht kämpferisch zeige, oder mal sage, er vermisse ihre Mutter und seine Frau auch.
Vorwurf: Mord aus Habgier
Die Staatsanwaltschaft Heidelberg wirft dem Mann heimtückischen Mord aus Habgier vor - er soll es auf die Hinterbliebenenrente abgesehen haben. Er habe den Entschluss, seine Frau zu töten, nicht spontan gefasst, sondern bereits einige Zeit zuvor. Er habe sie am Morgen des 26. Juni 2022 in den Kellerräumen ihres Hauses in Dühren von hinten angegriffen, habe ihr den Mund zugehalten und dann einen Schlag auf den Kopf versetzt. Dieser Schlag sei tatsächlich tödlich gewesen, sagt Oberstaatsanwältin Kerstin Anderson. Die Frau sei an ihrem Erbrochenen erstickt.