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In der Region sind erneut Testzentren aus dem Boden geschossen

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Mit der Verschärfung der Pandemie-Verordnung feiern Schnelltestzentren in der Region ein Comeback. Am Verfahren und an den Auflagen, die die Stationen erfüllen müssen, hat sich wenig geändert. Die Ordnungsämter kommen mit der Überwachung kaum nach.

Blick auf eine Corona-Teststation in Heilbronn. Foto: Ralf Seidel
Blick auf eine Corona-Teststation in Heilbronn. Foto: Ralf Seidel  Foto: Ralf Seidel

Nun sind sie also wieder da, an allen Ein- und Ausgängen der Stadt. Wie im Frühjahr schossen in der Stadt und im Landkreis Heilbronn die großen und kleinen Schnellteststationen aus dem Boden. Sie feiern ihr Comeback, seit der Staat die Tests wieder bezahlt und ungeimpfte Bürger sie vorzeigen müssen, wenn sie Gaststätten oder Einzelhandel besuchen wollen. Und wie im Frühjahr herrscht Wildwuchs beim Angebot. Von der schnell zusammengeschusterten Bretterbude am Straßenrand bis zum gut organisierten Testzentrum in der Apotheke sind alle Modelle vertreten. Insgesamt 220 Teststationen gibt es inzwischen in der Stadt, der Landkreis hat aktuell 211 Teststellen beauftragt.

Am Verfahren und an den Auflagen, die die Stationen erfüllen müssen, hat sich indes wenig geändert. Neu ist, dass eine Teststation nur noch betreiben darf, wer dazu vom öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes mit seinen 38 Gesundheitsämter beauftragt ist. "Das Genehmigungsverfahren ist Sache der Kommunen, ebenso die qualitative Überprüfung", betont Kai Sonntag, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KV). Wie im Frühjahr ist die KV für die Abrechnung zuständig.

 


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Allein im Oktober, einem Monat, an dem wenig getestet wurde, rechnete die KV 40 Millionen Euro ab ohne die Tests in den Arztpraxen. Die Kosten dürften im Dezember explodieren. In den Testzentren können aktuell acht Euro für den Abstrich und 3,50 Euro für das Testkit abgerechnet werden.

Schriftliche Angaben reichen aus

Auf dem Papier lesen sich die Auflagen für Teststationen durchaus streng. "Schriftlich sind begründete Angaben zu Testkapazität, Infrastruktur, personelle Ausstattung, Schulungen und Hygienekonzepte vorzulegen", heißt es dort unter anderem. Das Heilbronner Gesundheitsamt spricht nur "von anlassbezogenen Kontrollen". Würden Vorschriften nicht eingehalten "werden Auflagen zum Weiterbetrieb erteilt. Eine Teststelle musste geschlossen werden", so die bisherige Bilanz.

Das Landratsamt spricht von "offenen Begehungen durch Hygienekontrolleure und verdeckten Kontrollen". "Werden Mängel erkannt, wird die betreffende Teststelle darauf hingewiesen und erhält die Gelegenheit, diese zu beseitigen", betont Pressesprecherin Lea Mosthaf. Bisher mussten zwei Teststellen im Landkreis wegen mangelnder Hygiene geschlossen werden.

Wer sich vor Ort testen lässt, erlebt die unterschiedlichsten Szenarien. Während die meisten Stationen seriös wirken, gibt es die Station in der Sülmerstraße in Heilbronn, die einer Würstchenbude gleicht. Nicht nur dort wird auf engstem Raum bei Temperaturen nahe null Grad quasi im Freien getestet, obwohl das Heilbronner Gesundheitsamt mit Einbruch der kalten Jahreszeit eine Mail an alle Testzentren verschickt hat. "Lagerung und Durchführung der Tests müssen bei Raumtemperatur erfolgen", heißt es darin. In der Regel fordern die Hersteller der Testkits in den Packungsbeilagen Testtemperaturen nicht unter 15 Grad. Kontrolliert wird diese Regel offenbar kaum. Andere Teststationen im Freien haben Heizpilze aufgestellt, um die geforderte Temperatur zu erreichen. Auch bei der Sorgfalt des Nasenabstrichs lassen Stationen zu wünschen übrig. Andere geben das Ergebnis bereits nach fünf Minuten bekannt.

 


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Werbung mit Verzehrbons

Skurril wird es, wenn mit Getränken oder Verzehrbons fürs kostenlose Testen geworben wird, wie an mehreren Stationen in der Stadt und im Landkreis. Dies wird nicht nur vom Bund der Steuerzahler (BdS) kritisiert. Das Heilbronner Ordnungsamt reagiert dagegen gelassen: "Ein Werbeverbot ist dem Ordnungsamt nicht bekannt, wir sehen auch keine Anhaltspunkte für unlauteren Wettbewerb", sagt die Leiterin Kristine Pohlmann. Dem Landratsamt liegt eine Beschwerde vor. "Die Angelegenheit wird geprüft", versichert Sprecherin Lea Mosthaf.

Der BdS fordert einheitliche Standards und eine Qualitätsoffensive für Bürgertests. "In der Vergangenheit wurde nicht nur betrogen, die Ergebnisse waren auch an manchen Teststellen zweifelhaft", beklagt deren Landesvorsitzender Zenon Bilaniuk gegenüber der Heilbronner Stimme. Er beharrt deshalb auf "regelmäßigen und engmaschigen Stichprobenkontrollen bei den Teststellen".


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